Dafür mussten Sie zuletzt bei den Playoff-Spielen die Schranke zum Parkplatz bedienen.
Rumrich: Es war schnell absehbar, dass ich nur als Handlanger angesehen wurde. Aber das mit der Schranke war für mich der Höhepunkt der Degradierung. Es war dem geschuldet, dass die Wendels im Lauf der Zeit immer mehr ehrenamtliche Helfer vergrault haben. So lange, bis kaum mehr jemand da war.
In einem Interview zum Amtsantritt haben Sie aber noch geschwärmt, dass es beim EHC ein eingespieltes Team gebe, das gemeinsam an einem Strang zieht.
Rumrich: Das war auch so. Ein so gut funktionierendes Ehrenamt, wie ich es beim EHC im Juli 2015 vorgefunden hatte, kannte ich bisher aus keinem Verein. Es gab viele motivierte Helfer, die sich intensiv eingebracht haben. Das ist für einen Verein wie ein Sechser im Lotto. Mittlerweile gibt es aber nur noch zwei Personen, die an diesem Strang ziehen. Und diese beiden lassen niemand anderes an den Strang heran. Sie vertrauen niemandem. Menschen mit anderer Meinung wurden entsorgt oder haben hingeschmissen, weil sie die extrem bestimmende Art der Wendels nicht weiter ausgehalten haben. Auch wer Dinge hinterfragt, bekommt früher oder später ein Problem. Finanziell, glaube ich, wird der EHC weiter gut dastehen. Notfalls gibt es neues Eigenkapital der Wendels. Aber in allen anderen Punkten sehe ich sehr schwere Zeiten auf den Verein zukommen. Ich bin der festen Überzeugung, dass ein Verein nur von einem Team geführt werden kann, in dem jeder seine Aufgaben erfüllt. Will man alle Aufgaben nur auf vier Schultern verteilen, geht das auf Dauer nicht gut.
Hatten Sie je Streit mit den Wendels und können Sie sich selbst Fehler vorwerfen?
Rumrich: Ja, es kam zum Streit. Vor allem der Umgangston von Frau Wendel war oft sehr fragwürdig. Ich bin mehrmals auf eine unmögliche Art angegangen worden. Da ist mir auch einmal der Kragen geplatzt. Mein Hauptfehler war es wohl, dass ich nicht mehr auf meine im Vertrag festgelegten Arbeitsgebiete gepocht habe. Aber dann, glaube ich, wäre der Vertrag wohl wesentlich früher gekündigt worden.
Wenn man sich nicht beruflich verwirklichen kann und massive Probleme mit dem Vorgesetzten hat, kommt da nie der Gedanke auf, dass man selbst einen Schlussstrich zieht und kündigt?
Rumrich: Da muss man auch persönliche Dinge abwägen. Der Umzug von Essen nach Bayreuth mit der ganzen Familie hat uns viel Geld gekostet. Man ist in dieser Situation auf das Gehalt angewiesen. Außerdem hatte Matthias Wendel ja lange Zeit erklärt, er zieht sich nach der Saison zurück. Also sah ich einen Silberstreif am Horizont. Doch dann haben die Wendels ihr Engagement verlängert, und es war zu erwarten, dass ich bald die Kündigung bekomme. Eine Begründung dafür blieb aber bis heute aus. Es hieß nur: Es hat eben einfach nicht gepasst.
Hat Sie die Zeit beim EHC auch Renommee in der Eishockey-Branche gekostet?
Rumrich: Es waren mit Sicherheit elf verlorene Monate. Beruflich wie finanziell. Und für mein Renommee war diese Zeit eine Katastrophe. Wenn mich ein möglicher neuer Arbeitgeber auf meine Zeit beim EHC anspricht, ist die große Frage: Glaubt er mir oder nicht? Eigentlich ist es ja nicht zu glauben, was ich hier erlebt habe. Aber meinen Ruf lasse ich mir nicht kaputt machen, um ihn werde ich kämpfen.
Wie geht es für Sie jetzt beruflich weiter?
Rumrich: Ich bin jetzt erst einmal arbeitslos, würde aber gerne weiter im Eishockey aktiv bleiben. Da bin ich seit 40 Jahren zu Hause. Mitte des Jahres ist es aber schwer, einen neuen Job als sportlicher Leiter oder als Manager eines Vereins zu finden. Die meisten Stellen sind besetzt. Wahrscheinlich muss ich auch nach Alternativen außerhalb des Eishockeys Ausschau halten. Ich werde mit meiner Familie zunächst in Bayreuth bleiben. Wir haben hier Freunde gefunden, die uns in der schwierigen Zeit immer unterstützt haben. Irgendwie ist es schade, dass es beim EHC überhaupt nicht funktioniert hat. Aber das Leben ist eben kein Ponyhof.
Keine Stellungnahme des EHC-Vorsitzenden
Der Kurier informierte EHC-Vorsitzenden Matthias Wendel vor der Veröffentlichung des Rumrich-Interviews über den Inhalt. Matthias Wendel wurde angeboten, öffentlich zu den Vorwürfen Stellung zu nehmen. Er lehnte dies mit dem Satz ab: „Wir werden keinen Kommentar abgeben.“