EHC-Fangespräch eskaliert

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Der Saal im Restaurant „Sudpfanne“ war voll gefüllt, als der Vorsitzende des EHC Bayreuth, Matthias Wendel (rechts), über die aktuelle Situation des Oberligisten informierte. Foto: Peter Kolb Foto: red

Finanziell bald saniert, sportlich als Oberliga-Zweiter hervorragend platziert – und doch kommt der EHC Bayreuth nicht zur Ruhe. Das Fangespräch am Donnerstagabend mit den aktuellen EHC-Machern, Matthias und Margrit Wendel, verlief lange sachlich und ruhig - dann eskalierte es.

 
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Streitpunkt war das Thema Ehrenamtliche. Margrit Wendel, Kapitalgeberin und Beraterin des EHC-Vorstandes, vertrat eine eindeutige Meinung: „Ehrenamtliche sind keine richtigen Ehrenamtlichen, wenn sie dafür in Form von Eintrittskarten oder sonstigen Vergünstigungen bezahlt werden.“ Der Verein sei pleite gewesen, da sei es „absolut grenzwertig“, wenn Ehrenamtliche weiter auf dem Erhalt dieser Vergünstigungen bestehen.

Spätestens jetzt gingen die ehrenamtlichen Vereinsmitarbeiter unter den mehr als 150 Tigers-Fans im Saal der Sudpfanne auf die Barrikaden. Sie vermissten die Wertschätzung ihrer Arbeit und sahen sich als Sündenböcke. „Sollen ehrenamtliche Vereinshelfer jetzt dann noch den Eintritt ins Stadion bezahlen?“, war eine der Fragen.

Pressesprecher wird als Idiot tituliert

Und Margrit Wendel legte – bereits sichtlich aufgebracht – nach: „Ihr wisst schon, dass ihre eure Vergünstigungen versteuern müsst.“ Als sich dann EHC-Pressesprecher Alexander Vögel zu Wort meldete und fragte, ob denn alle Ehrenamtlichen Idioten seien, platzte Margrit Wendel der Kragen: „Nicht alle, aber einer davon bist du.“ Daraufhin brach der kommissarische Vorsitzende des EHC, Matthias Wendel, die emotional geführte Diskussion ab. Vögel verließ den Saal, er will sich aktuell nicht zu den Vorkommnissen äußern.

Fans würdigen Engagement des Ehepaars Wendel

Damit nahm das Fangespräch eine unerwartete Wende, denn zuvor verlief es harmonisch. „Die Veranstaltung war eine super Sache und wurde ja meist sachlich geführt“, sagt EHC-Fanbeauftragter Carsten Herrmannsdörfer. „Ich war begeistert, wie viele Fans gekommen sind. Das zeigt die Bedeutung des Eishockeys in Bayreuth.“ Zu inhaltlichen Punkten des Fangesprächs äußerte sich Herrmannsdörfer nicht – dafür war Matthias Wendel zuständig.

Er ging detailliert auf die Finanzprobleme des Vereins ein, legte die Fehlbeträge des vergangenen Jahres offen und ging auf sein Engagement beim EHC ein. Nur durch die Erhöhung der Sponsoreneinnahmen und einem von ihm und seiner Frau gewährten Darlehen in Höhe von 220.000 Euro sei der Verein vor der Pleite zu retten gewesen.

Zudem wiederholte er die Aussage aus einem Kurier-Interview: „Wir werden auf die Rückzahlung des Darlehens verzichten, so dass der Verein im Mai bei der Hauptversammlung saniert und schuldenfrei ist.“ Die Fans würdigten das mit lang anhaltendem Applaus, in Wortmeldungen brachten sie ihren Dank gegenüber dem Ehepaar Wendel zum Ausdruck. Denn nun habe der Verein die Chance, sich für die Zukunft aufzustellen.

Matthias Wendel machte klar: „Oberliga-Eishockey ist in Bayreuth auch künftig möglich und bezahlbar, wenn richtig gewirtschaftet wird. Allerdings müssen dafür Sponsoren, Fans und alle Unterstützer an einem Strang ziehen.“ Zudem führe mittelfristig und „unter gewissen betriebswirtschaftlichen Voraussetzungen“ kein Weg an der Auslagerung der ersten Mannschaft in eine GmbH vorbei.

Doch der Verein hat kurzfristig andere Sorgen: Matthias Wendel wird sein Amt als Vorsitzender im Mai aus beruflichen Gründen niederlegen. Ein neuer Vorstand muss gefunden werden. Ein schwieriges Unterfangen, denn der Riss, der durch den EHC geht, wurde beim Fangespräch nicht nur bei der emotionalen Diskussion über das Ehrenamt deutlich: Es war außer Matthias Wendel kein Mitglied des aktuellen Vorstands anwesend.

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