Celine Meyll und Andreas Teodoru sitzen entspannt auf einer Couch. Auf dem Tisch stehen Kaffee und Kuchen. Abwechselnd tippen sie in ihre Smartphones. Der Text, den sie tippen erscheint am Bildrand, und erklärt, worum es geht: Die Intermediale. In diesem kurzen Video versuchen die beiden Studenten der Uni Bayreuth auf Startnext.de für ihr Projekt zu werben.

Mit der Intermediale wollen sie am 12. Juli an der Bayreuther Universität zu einem geisteswissenschaftlichen Diskurs über Medien und Medienrealität anregen. 5000 Euro sollen zur Umsetzung der Veranstaltung über Startnext gesammelt werden. Dazu bleiben den beiden Organisatoren noch etwa eineinhalb Monate Zeit. Wird das Spendenziel in dieser Zeit nicht erreicht, geht das bis dahin gesammelte Geld an die Spender zurück – kein Risiko also für Unterstützer.

30 Tage schnell vorbei

Doch ganz zufrieden ist Celine Meyll mit dem Video nicht. „Man hat nur begrenzt Zeit, sein Projekt vorzustellen. Am Ende war es ganz schön knapp.“ Denn um bei Startnext auch nach Spendern suchen zu können, muss ein Projekt zunächst die Startphase überstehen. In dieser Phase müssen das Projekt vorgestellt, ein Video gedreht und eine bestimmte Anzahl an Fans gefunden werden. Dazu bleiben 30 Tage Zeit. „Und wenn man nebenbei noch Hausarbeiten schreiben muss, gehen 30 Tage schnell vorbei“, sagt Meyll.

Nach der Startphase können die User spenden. Damit sie das tun, werden sie mit Belohnungen gelockt. Im Falle der Intermediale sind das bei einer Spende von 50 Euro etwa ein Tagesticket für die Veranstaltung oder bei 150 Euro ein VIP-Ticket. „Da haben es die Leute, die Filme oder Musik-Alben als Projekt vorstellen natürlich etwas einfacher. Die können für wenig Geld etwas Schönes an die Spender zurückgeben – wie etwa CDs oder DVDs “, sagt Meyll.

Mit ihrem geisteswissenschaftlichen Symposium nehmen Meyll und Teodoru bei Startnext einen exotischen Platz ein. Die meisten derzeit offenen Projekte stammen aus der Film- und Musikbranche. Hier lassen sich noch am einfachsten User zum Spenden gewinnen.

5000 Euro für Kurzfilm

Auch Josef Hallmann und Julian Cohn versuchen auf dem Crowdfunding-Portal ihr Glück. Die beiden studieren Medienwissenschaften und Medienpraxis in Bayreuth. Für ihren Kurzfilm „Abbitte eines Mörders“ wollen sie ebenfalls 5000 Euro an Spenden sammeln. Doch auf den Spendenaufruf im Internet wollen sich die beiden Studenten trotzdem nicht komplett verlassen. „Ich habe eine Mappe gemacht, mit der wir uns auch für Förderstipendien bewerben wollen“, sagt Josef Hallmann. Ansonsten verlässt er sich aber auf Internetpräsenzen wie Startnext und Facebook: „Ich denke, damit sind wir ganz gut aufgestellt.“ Der 20-Jährige ist Produzent des Films und übernimmt auch die Suche nach Sponsoren. Mit Julian Cohn, der den Film konzipierte und das Drehbuch schrieb, und zwei weiteren Studenten der Medienpraxis in Bayreuth gründete Hallmann vor Kurzem die eigene Produktionsfirma „unfourseen“. „Damit haben wir die Möglichkeit, weiter Erfahrungen im Bereich Film zu sammeln und unsere Projekte zu verwirklichen“, sagt Hallmann.

„Abbitte eines Mörders“ soll das Vorzeigeprojekt der jungen Filmemacher werden. Ein düsterer Film über einen Pfarrer, der einem mysteriösen Mann die Beichte abnimmt. Im Gespräch erfährt der Pfarrer dann die Lebensgeschichte des Mannes, der der Meinung ist, Gutes zu tun und dabei mehrfach zum Mörder wird. Filmstoff im Neo-Noir-Stil, also mit streitbaren Charakteren, Doppelmoral und einem angekündigten überraschenden Ende.

Klappt nicht immer

„Gerade weil die Kirche in letzter Zeit öfters in den Medien war, hoffen wir, dass der Film Unterstützer findet“, sagt Hallmann.

Doch was, wenn auch die beste Idee einfach nicht bei den Leuten ankommen will? Dass Crowdfunding keine uneingeschränkte Erfolgsgeschichte ist, beweist der Fall des Magazins „Der Blogger“.

Alex Grossmann aus Freising wollte damit ein Magazin schaffen, in dem Artikel von Bloggern veröffentlicht werden sollten. Die Blogger sollten als freie Mitarbeiter agieren, um die Idee des Internet-Blogs auch in Print lesbar zu machen. Dafür benötigte er 15 000 Euro. „Und ich habe gemerkt, dass das nichts mehr wird“, schreibt Grossmann in einer Stellungnahme auf seiner Startnext-Seite. Er brach das Projekt noch vor Beendigung der Spendezeit ab.

Was also, wenn beispielsweise auch für die Intermediale das notwendige Geld nicht über Startnext gewonnen werden kann?

Diese Fragen beantwortet Celine Meyll mit großen Augen und einem verlegenen Lächeln. „Wir sind überzeugt von unserem Konzept und glauben, dass die Idee gut bei den Leuten ankommt“, sagt sie dann.

Foto: red