Eckersdorf und Weidenberg sprechen sich gegen Hundeprojekte aus Hundehalter im Kreis haben's schwer

Von Sarah Bernhard und Thorsten Gütling
Hunde sind im Landkreis Bayreuth nicht sehr beliebt: Zwei Anfragen von Hundeliebhabern wurden in dieser Woche abgeschmettert. Foto: dpa Foto: red

Dicke Luft bei den Hundefreunden. Der Eckersdorfer Bauausschuss hat verboten, dass ein Oberwaizer Hundehalter seine Wiese außerorts zur Hundewiese macht. Bürgermeisterin Sybille Pichl sagt: „Wir hätten das gerne unterstützt, aber der Ärger war vorprogrammiert.“ Die Gründe, die der Bauausschuss nennt, kann der Hundehalter nicht nachvollziehen. „Das geht uns sowas von gegen den Strich“, sagt er. Und steht damit nicht alleine da.

 
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Der Hundehalter, das ist Alfred Bräutigam. Eigentümer einiger Ländereien rund um Oberwaiz und Halter eines kleinen Münsterländers. Gemeinsam mit anderen Hundehaltern aus Mengersdorf, Pittersdorf und Bayreuth trifft er sich zweimal in der Woche in einem Garten in Hummeltal. Mitten im Ort, sagt Bräutigam. Die Hunde toben um die Wette, die Hundehalter nutzen die Zeit zu einem Plausch. „Diese Treffen haben auch eine soziale Komponente“, sagt Bräutigam. Und niemand störe sich daran.

Aber warum immer nach Hummeltal fahren, wo er doch vor der Haustüre geeignete Wiesen hat, denkt sich Bräutigam. Eine davon, rund 100 Meter von der Wohnbebauung entfernt, will er einzäunen und mit einem kleinen Unterstand versehen. Der Bauausschuss muss dem zustimmen. Tut er aber nicht. Alle Mitglieder sind dagegen.

Umfrage: Zu viel Lärm, zu viel Verkehr

Der Ausschuss beruft sich auf eine Umfrage unter Oberwaizer Anwohnern. Allen voran aus der Reuthbergstraße, der Straße also, die der Wiese am nächsten ist, sollen Bedenken gekommen sein, sagt Bürgermeisterin Sybille Pichl. Man befürchte zu viel Lärm und zu viel Verkehr. Vielleicht könnte man die Hunde und ihre Ausscheidungen auch riechen, sagen andere. Bräutigam wundert das. In der Reuthbergstraße wohnten auch andere Hundehalter, sagt er. Einige hielten auch mehrere Tiere. „Dort ist es oft lauter, als es auf unserer Wiese wäre“, sagt Bräutigam. Mehr als zehn, vielleicht 15 Hunde, kämen auf der Wiese nie zusammen.

Die Wiese, die Bräutigam gehört und auf der einen Zaun bauen will, befindet sich im Außenbereich. Und eine Hundewiese sei kein privilegiertes Unternehmen, sagt der Bauausschuss. Also kein land- oder forstwirtschaftlicher Betrieb. Und sie diene auch nicht der öffentlichen Strom-, Gas- oder Wasserversorgung. Bräutigam sagt: „Das ist doch Quatsch. Einerseits sind wir im Außenbereich, andererseits sollen wir die Anwohner im Ort stören.“ Dass die Bürger überhaupt gefragt werden müssten, bezweifelt Bräutigam. Schließlich liege zwischen seiner Wiese und der Wohnbebauung eine weitere Wiese. Etwa hundert Meter breit. „Wir sind ja nicht einmal direkte Nachbarn“, sagt der Hundehalter.

Bräutigam sieht sich benachteiligt. „Wir müssen zwar Steuern zahlen, sollen die Hunde aber am liebsten in den Schrank sperren“, sagt er. „In Eckersdorf herrscht Leinenpflicht. Irgendwo müssen sich die Tiere aber auch einmal austoben. Wo soll das sein?“

WEIDENBERG

Barbara Ertel hat fast das selbe Problem wie Bräutigam. Nur in Lehen, einem Ortsteil von Weidenberg. Im Dezember 2014 hat der Verein „Vererbte Rudelstellung der Hunde“ mit Sitz in Baunach bei Bamberg dort ein Grundstück gekauft. An 14 Tagen hat der Verein seitdem Workshops abgehalten, bei denen Hundebesitzer lernen sollen, richtig mit ihrem Hund umzugehen. Das Grundstück liegt ebenfalls im Außenbereich, zudem wohnen in der Nähe einige Nachbarn.

Ertel wollte nun einen Zaun um einen Teil des Grundstücks bauen. Damit die Hunde nicht zu weit weglaufen. Doch sie darf nicht. Weil der Bauausschuss erwartet, dass die Hunde Rangkämpfe austragen und dabei Lärm machen, fordert er stattdessen ein Lärmgutachten und ein Konzept, wie dieser Lärm vermieden werden könne. „Sollte das Gutachten etwas anderes ergeben, kann man ja nochmal darüber reden“, sagt Bürgermeister Hans Wittauer. Solange hätten „nachbarschützende Belange“ Vorrang.

„Absolut traurig“, sagt Ertel. Die Hunde würden nicht mehr Lärm machen als die Segelflieger am Hang gegenüber. „Aber sobald es um Hunde geht, wird aus Prinzip Theater gemacht.“

KIRCHENPINGARTEN

Birgit Weber-Röhrich betreibt in Kirchenpingarten eines von drei Hundehotels im Landkreis. Weil das Hotel gut läuft, will sie den Außenbereich vergrößern. Da die nächsten Häuser fast einen Kilometer weit entfernt sind, rechnet sie mit keinem Widerstand. „Laut ist das schon, wenn im Außenbereich bis zu zehn Tiere herumtollen“, sagt Weber-Röhrich. Erst Recht, wenn sich Wanderer oder Radfahrer dem Grundstück näherten. Hunde stachelten sich oft gegenseitig an.

Weber-Röhrich sagt aber auch: „Die Menschen sind heute mehr auf Krawall aus als früher, nehmen weniger Rücksicht aufeinander.“ Die Zahl derer, die ihre Hunde im Hotel abgeben und von Problemen mit Nachbarn berichten, sei gestiegen, sagt Weber-Röhrich. Und die meisten ihrer Gäste kämen aus der Stadt und dem Landkreis Bayreuth. Ein bisschen Verständnis bringt sie für die Anwohner dann aber auch auf: Wer sich für viel Geld einen Bauplatz leiste, der wolle eben auch einfach mal seine Ruhe haben.