Viele Obdachlose - und der Monsum kommt
Die Menschen begannen erneut damit, Zelte auf öffentlichen Plätzen und in ihren Gärten aufzubauen - dabei hatten sie diese oft erst vor wenigen Tagen abgebaut und waren in ihre Häuser zurückgekehrt. Die Menschen benötigten dringend mehr Planen, sagte Bauingenieur Guido Krauss, der für die Hilfsorganisation Help in Nepal die Aufbauarbeiten koordiniert. „In ein paar Wochen beginnt die Monsunzeit“, sagte Krauss der Deutschen Presse-Agentur. Auch Nahrungsmittel, Medikamente und Werkzeuge würden benötigt.
Das Epizentrum des Nachbebens befand sich diesmal in der Nähe des Mount Everest, nahe der Grenze zu China. Vor zweieinhalb Wochen war das stärkste Zittern westlich von Kathmandu zu spüren gewesen. Es sei zu erwarten, dass in nächster Zeit noch weiter westlich starke Erdbeben auftreten könnten, sagte der GFZ-Geophysiker Birger Lühr. Das fürchten auch viele Nepalesen: Selbst TV-Sender bauten ihre Studios wieder auf der Straße auf, weil ihre Gebäude ihnen zu unsicher schienen.
Nepal liegt auf der Stelle, wo sich die Indische in die Eurasische Platte schiebt. Deswegen kommt es immer wieder zu schweren Erdbeben. Lühr erklärt, Kathmandu gehöre wie Los Angeles, Taschkent oder Instanbul zu den am stärksten gefährdeten Gebieten. Das Nachbeben war bis nach Kolkata und in die indische Hauptstadt Neu Delhi zu spüren. Dort wurde die U-Bahn vorübergehend angehalten.
Mehr Spenden nötig
Bei dem Beben am 25. April waren fast eine halbe Million Häuser in Nepal zerstört oder schwer beschädigt worden. Millionen Nepalesen leben derzeit in Zelten, vor allem in den Bergen, wo die einfachen Lehm- und Steinhäuser den Erschütterungen nicht standhielten.
Die Vereinten Nationen erinnerten daran, dass nach dem großen Beben nur 13 Prozent der geforderten Gelder für UN-Hilfsorganisationen eingegangen seien. Es sei mehr nötig, um besser Hilfe leisten zu können, teilte das UN-Büro für Katastrophenhilfe (Ocha) via Twitter mit. Auch die katholische Hilfsorganisation Caritas International und die evangelische Diakonie Katastrophenhilfe riefen zu weiteren Spenden auf.
Laut UN waren etwa ein Viertel der Bevölkerung des armen südasiatischen Landes vom ersten Erdstoß betroffen. In den am stärksten betroffenen Gegenden seien 95 Prozent der Häuser zerstört - dieses Schicksal dürften nun die Menschen im Osten des Landes teilen. „Es sieht so aus, als sei Mutter Natur verärgert“, sagt Badri Bhandari, Bewohner von Thumpakhar in Sindhupalchowk. „Wir sind schon arm, aber die Natur will uns nun das bisschen, das wir noch haben, auch noch wegnehmen.“
dpa