Auch die Rektorin Sybille Hutzler sagt, „wir hatten da noch nie Probleme." Jamie sei auch nicht das einzige farbige Kind an der Schule. „Wir haben hier Schüler aus Tansania, Togo, Nigeria und ein Kind aus den USA." Sie zeigt sich bestürzt über die Vorwürfe von Sabrina Eichler. „Wir arbeiten seit Jahren mit Präventionsprogrammen und gehen jedem Mobbingverdacht nach." Die Schule kooperiere mit Beratungslehrern und Schulpsychologen. Über die „Hänseleien", von denen Jamies Klassenlehrer spricht, sei nach dem dem Gespräch mit Sabrina Eichler mit allen Schülern der Klasse geredet worden. „Danach hat sich Frau Eichler nicht mehr bei uns gemeldet." Hutzler bedauere, dass Jamies Mutter sich nicht nochmal an die Schule gewendet habe. „Wir kümmern uns immer sofort um solche Dinge."
Geht es hier um Einzelfälle, um Missverständnisse oder gibt es ein grundsätzliches Problem? „An uns ist noch niemand deswegen herangetreten", sagt Marina Lindner vom Bayreuther Schulamt. Allerdings habe sie in ihrem privaten Umfeld bereits mitbekommen, dass ein farbiges Kind an einer Grundschule in Bayreuth wegen seiner Hautfarbe von Mitschülern beleidigt wurde. Den Namen der Schule möchte sie nicht preisgeben. „Das wurde dort sofort im Unterricht besprochen, dem Kind wurde vorbildlich geholfen", sagt sie.
Beratungslehrer entsprechend ausgebildet
Beratungslehrer und Schulpsychologen seien dafür ausgebildet, in solchen Fällen einzugreifen. „Ich denke, es ist bei Kindern oft auch nicht ein spezielles Problem der Hautfarbe. Kindern können einfach manchmal sehr grausam sein, wenn jemand in irgendeiner Form anders ist." Das Beste sei, wenn Eltern und Kinder offen mit dem Thema Mobbing umgingen und sich an die Lehrkräfte wenden würden.
Anderer Ort, gleiches Problem: Die junge Mutter Michelle Kreutzer (21) sagt, dass ihre kleine Tochter Jayline (4) im Kinderhort Jakobshof wegen ihrer Hautfarbe von anderen Kindern beleidigt wird. „Meine Tochter kommt öfter nach Hause und sagt: Die haben Nigger zu mir gesagt." Jayline habe angefangen, ihre Pullis zu zerbeißen und Nägel zu kauen. „Ich war deswegen beim Arzt mit ihr, der meinte, das sei der psychische Stress im Kindergarten." Kreutzer sagt, sie habe bereits die Kindergartenleitung und die Gruppenbetreuerin darauf angesprochen. „Aber da kommt ja nur: Ach, das wussten wir gar nicht, wir reden mal mit den Kindern. Aber das bringt auch nix."
Spontaner Besuch in Hort
Bei einem spontanen Besuch im Kinderhort sind sowohl die Leiterin, Maria Rose, als auch die Erzieherin Eva Wiedl sofort zu einem einstündigen Gespräch bereit. Dass Jayline im Kinderhort gemobbt wird, sei „eine boshafte Unterstellung", sagt Rose. Außerdem sei es eine Lüge, dass sich ihre Mutter bereits zuvor an Leiterin und Erzieher gewendet habe. „Das stimmt einfach nicht." Genauso seien die Mobbingvorwürfe haltlos. „Wir haben hier zu 70 Prozent Kinder mit ausländischen Wurzeln, wir haben mit sowas wirklich keine Probleme."
Auch Erzieherin Eva Wiedl bestreitet, dass Jayline von anderen Kindern beleidigt wird. „Wir betreuen zu dritt eine Gruppe von 16 Kindern, wenn das was gewesen wäre, hätten wir es mitbekommen." Jayline sei ein aufgeschlossenes, gut integriertes Kind, das viele Freunde im Hort habe.
"Nicht jeder Konflikt ist gleich Mobbing"
Peter Knapp, Schulpsychologe am Schulamt Bayreuth, weist daraufhin, dass „nicht jeder Konflikt gleich Mobbing ist". Es gebe strenge Kriterien, um gezieltes Mobbing von Streit oder Hänseleien zu unterscheiden. Bestimmte Anzeichen könnten allerdings auf Mobbing hinweisen. „Wenn zum Beispiel die Leistungen in der Schule stark abfallen, die Kinder nur noch sehr ungern zur Schule gehen und sich Veränderungen im Wesen zeigen." Der beste Weg sei es in dem Fall, in Ruhe mit Beteiligten und Verantwortlichen zu sprechen.
Foto: Harbach