Drogenmissbrauch: Die Rolle der Eltern

Peter Engelbrecht
Die gefährliche Droge Chrystal Meth. Foto: dpa/Archiv Foto: red

Ein kranker und krimineller junger Mensch – das haben Drogen aus einem 22-jährigen Kulmbacher gemacht. Das Landgericht Hof verurteilte ihn diese Woche unter anderem wegen versuchten Totschlags zu acht Jahren Haft und der Zwangsunterbringung in einer psychiatrischen Klinik. Der viertägige Prozess warf ein Licht auf einen Konsumenten der teuflischen Droge Crystal Meth.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Er kaufte den Stoff noch am Tag seiner Haftentlassung problemlos in Cheb in der Tschechischen Republik, fuhr mit dem Zug heim, wurde erwischt und stach im Bahnhof Marktredwitz einen der Drogenfahnder in den Oberkörper, verletzte ihn lebensgefährlich.

Der junge Mann war früh auf die schiefe Bahn geraten. Drei Jahre und neun Monate saß er bereits vor der Bluttat im Juni 2015 im Gefängnis: Drogendelikte und Angriffe auf Polizeibeamte waren unter anderem der Grund. Er war als Jugendlicher einfach in falsche Gesellschaft geraten, hatte früh Drogen genommen, die ihn süchtig und psychisch krankmachten.

Er hörte innere Stimmen, die ihn selbst und seine Umgebung verrückt und hilflos machten. Mehrmals brach er den Entzug ab, schaffte es nicht, von Chrystal Meth und anderen Drogen wegzukommen. Eine Ursache für diesen Niedergang war sicherlich auch das zerrüttelte Elternhaus. Seine Mutter, die sich kaum um ihn kümmerte, beschimpfte er als „Hure“, seinen Vater kannte er viele Jahre nicht. Liebe, Halt und Erziehung, die eine intakte Familie normalerweise gibt, fehlten. Er rutschte immer tiefer ab. Niemand war da, der ihm Grenzen aufzeigte; der deutlich machte, dass es bestimmte Regeln des Zusammenlebens gibt. Eine Frage steht im Raum: Was wäre aus ihm geworden, wenn er in geregelten Verhältnissen aufgewachsen wäre? Sein Leben wäre anders verlaufen, vermutlich weniger kriminell.

Und das Opfer? Der 38-jährige Polizeibeamte ist immer noch dienstunfähig krank. Er musste nach dem lebensgefährlichen Stich Todesangst erleiden, ob er jemals wieder auf Streife gehen kann, ist unklar. Es war eine normale Drogenkontrolle im Zug, der spätere Messerstecher verhielt sich anfangs kooperativ und unauffällig. Doch dann stach er plötzlich mit dem Messer zu – mit voller Wucht. Diese Sekunde veränderte das Leben des Polizeibeamten und das seiner Familie. Zeit seines Lebens wird ihn die hinterhältige Messerattacke belasten, so etwas vergisst man nicht. Der Kampf gegen den grenzüberschreitenden Drogenschmuggel endete für den Beamten in einer Katastrophe. Trotz der schrecklichen Bluttat sollten die Fahnder nicht lockerlassen. Jedes Gramm Crystal, das ins Land kommt, ist eines zu viel.