Dreimal Müller - Pepe sieht rote Karte Traumstart! Deutschland besiegt Portugal mit 4:0

Von Klaus Bergmann, Jens Mende und Christian
 Foto: red

WM-„Bomber“ Thomas Müller und seine hitzefesten Kollegen haben Fußball-Deutschland sofort in Party-Stimmung versetzt. Mit dem 4:0 (3:0) gegen Portugal hat die DFB-Auswahl am Montag in ihrem 100. WM-Spiel nicht nur Cristiano Ronaldo entzaubert, sondern auch bei der Titel-Konkurrenz für den erhofften „Wow“-Effekt gesorgt. Vor 51 081 Zuschauern in der Arena Fonte Nova in Salvador trafen Müller mit seinen WM-Toren sechs bis acht (12./Foulelfmeter, 45.+1, 78.) sowie Mats Hummels mit einem wuchtigen Kopfball (32.) für das von Bundestrainer Joachim Löw glänzend eingestellte und auf den Punkt fitte deutsche Team. Letztmals waren Miroslav Klose 2002 drei Tore für Deutschland in einem WM-Auftaktspiel gelungen.

 
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Das neue 4-3-3-System ging voll auf - und auch die letzte personelle Entscheidung mit Mario Götze in der Startelf saß. Nach der Roten Karte für Portugals Abwehrchef Pepe nach einer Tätlichkeit gegen den in der Sturmspitze bärenstarken Müller in der 37. Minute hatte die deutsche Mannschaft endgültig freie Bahn zu dem von Löw erhofften „Start nach Maß“ in die Titelmission in Brasilien. Mit einem weiteren Erfolg am Samstag in Fortaleza gegen Ghana kann das Team nun schon die Weichen für das Achtelfinale stellen. Auch vor vier Jahren war dem Team in Südafrika zum Auftakt gegen Australien ein 4:0 gelungen.

Mit seinen mutigen Personalentscheidungen lag Löw beim Start in sein viertes Turnier goldrichtig. Vor allem das flexible Spiel der offensiven Dreierreihe mit Mesut Özil, Müller und Götze stellte die Portugiesen vor schier unlösbare Probleme. Aber auch die Abwehr mit vier gelernten Innenverteidigern machte ihre Sache zur Freude der etwa 10 000 deutschen Fans und Bundeskanzlerin Angela Merkel in der Arena Fonte Nova ausgezeichnet.

Jerome Boateng ließ dem gefürchteten Cristiano Ronaldo wie schon zum EM-Start vor zwei Jahren praktisch keinen Stich. Sehr aufmerksam agierten Per Mertesacker und Hummels im Zentrum. Der Dortmunder krönte seine Vorstellung mit seinem dritten Länderspieltor. In der 72. Minute sorgte Hummels für eine Schrecksekunde, als er angeschlagen vom Feld humpelte. Für ihn kam Shkodran Mustafi.

Vom defensiven Mittelfeld-Trio fiel allein Kapitän Philipp Lahm mit ein paar Ballverlusten ein wenig ab, während die laufstarken Toni Kroos und Sami Khedira immer wieder ankurbelten und den Weg nach vorne suchten. In vorderster Front machte WM-Torschützenkönig Müller in seinem 50. Länderspiel mit drei Treffern da weiter, wo er 2010 in Südafrika aufgehört hatte. Ein Dreierpack war ihm zuvor im DFB-Trikot noch nie gelungen.

Bei schweißtreibenden Temperaturen nahe 30 Grad führten zwei schwere individuelle Fehler zu den ersten großen Chancen des Spiels. Als sich Kapitän Philipp Lahm 30 Meter vor dem eigenen Tor den Ball von Raul Meireles abluchsen ließ, hatte Ronaldo auf der linken Seite freie Bahn, doch Manuel Neuer war auf dem Posten (8.). Sekunden später eröffnete auf der Gegenseite ein missratener Abschlag von Portugals Keeper Rui Patricio Khedira die Möglichkeit zur Führung, doch der Wahl-Spanier schoss etwas überhastet am leeren Tor vorbei.

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Dann leitete die erste gelungene Kombination der Offensivreihe die Führung ein. Nach einer Ballstafette über Özil und Müller wurde Götze im Strafraum von Joao Pereira am Arm festgehalten und ging zu Boden. Müller bewies Nervenstärke und verwandelte dem von serbischen Referee Milorad Mazic verhängten Strafstoß sicher zum 1:0 - sein erstes Länderspieltor per Elfmeter.

Die deutsche Elf kontrollierte das Spiel nun fast nach Belieben. Gefährlich wurde es immer dann, wenn in der Spitze die beweglichen Özil oder Götze angespielt wurden. In der 31. Minute bediente Özil von rechts Götze, dessen Schuss zum Eckball abgefälscht wurde. Den von Toni Kroos nach innen geschlagenen Ball wuchtete Hummels mit dem Kopf zum 2:0 in die Maschen. Da hielt es auch die Bundeskanzlerin nicht mehr auf ihrem Sitz. Stehend applaudierte Merkel dem Team.

Nach der Roten Karte gegen Real-Madrid-Profi Pepe, der Müller erst die Hand ins Gesicht schlug und dem am Boden liegenden Münchner dann noch einen Kopfstoß verpasste, war die Parte nach 37 Minuten praktisch endgültig entschieden. Dies drückte sich mit dem 3:0 von Müller, der ein Zuspiel von Kroos aus der Drehung verwertete, noch vor der Pause auch zahlenmäßig aus. Höher hatte eine deutsche Mannschaft zur Halbzeit eines WM-Spiels zuletzt 2002 gegen Saudi-Arabien geführt, als es nach dem 4:0 zur Pause am Ende 8:0 hieß.

Sechs Minuten nach Wiederanstoß demonstrierte Özil einmal mehr seine Schwäche im Abschluss, als er Rui Patricio etwas lässig anschoss und damit das sicher scheinende vierte Tor vergab. Auch Götze (69.) schaffte es aus aussichtsreicher Position nicht, den nächsten Treffer nachzulegen. Das gelang dafür Müller zwölf Minuten vor dem Ende in einer Art und Weise, wie man es früher vor allem von seinem Namensvetter Gerd kannte: Mit einem Abstauber im Fünf-Meter-Raum.

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