Doppeldecker soll Landesgartenschau-Besucher für Bayreuth begeistern Stadträte testen geplanten Touri-Bus

Von Katharina Wojczenko
Wenn Stadträte im Touri-Bus mitfahren, kommen schonmal Klassenfahrt-Gefühle auf. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Er ist königsblau, 50 Jahre alt und ein richtig dicker Brummer: Der Doppeldecker-Bus der Marke Neoplan (Modell: Berolina) könnte ab April ein halbes Jahr lang täglich durch Bayreuth tuckern. Bayreuther Stadträte haben den Touri-Bus am Mittwoch getestet. Sie waren begeistert.

 
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Schon ein paar Meter nach der Abfahrt am Luitpoldplatz ist das Oberdeck aus dem Häuschen. Der Bus steht an der Ringkreuzung. Jemand ruft: „Die VR-Bank winkt!“ Die Banker im ersten Stock des Glasgebäudes stehen quasi auf Augenhöhe. Die Stadträte winken aus der Glaskuppel des Busses zurück, zücken die Handys zum Fotografieren. Es ist Stimmung wie beim Schulausflug. Und so geht es knipsend weiter.

Der blaue Doppeldecker zieht Blicke auf sich. Und er bietet ungewohnte Ausblicke. Das ist der Hauptgrund für die Testfahrt. Einen direkten Pendelbus zwischen Bahnhof und Landesgartenschau organisiert schon die Landesgartenschau GmbH. Aber der kommt an praktisch keiner Sehenswürdigkeit vorbei.

Idee stammt von Christoph Rabenstein

SPD-Stadtrat Christoph Rabenstein hat deshalb den Doppeldecker für einen Test organisiert. Er kennt ihn von der Deggendorfer Landesgartenschau. Die Idee: Der Bus hält an allen drei Eingängen der Landesgartenschau, plus Eremitage und Hofgarten. Was für die Gartenfreunde spannend ist.

Dazu noch an einem weiteren Punkt. Zum Beispiel dem Neuen Schloss oder dem Opernhaus. Eine Stunde dauert die Gesamttour. Der Bus ist für alle Gartenschau-Besucher kostenlos. Mit der Eintrittskarte können sie nach Lust und Laune ein- und aussteigen. „Die Besucher sollen sagen: Donnerwetter, ist die Stadt schön“, sagt Rabenstein. Und wiederkommen.

Manuel Becher: Bus ist "erweiterte Serviceleistung"

Die Bayreuth Marketing und Tourismus GmbH und BG-Stadtrat Stephan Müller hatten die Idee vom Touri-Bus schon früher. Die BMTG hatte sie aber wegen des langwierigen Ausschreibungsverfahrens auf Eis gelegt. Geschäftsführer Manuel Becher findet den Bus als „erweiterte Serviceleistung“ immer noch gut und hat deshalb Stadträte, Mitglieder der Landesgartenschau GmbH und des Fördervereins eingeladen.

Der erste Teil der Strecke ist nicht malerisch. Es geht über den Bahnhof zur mehrspurigen Albrecht-Dürer-Straße, wo der Haupteingang entsteht. Gästeführerin Inge Eggers ersetzt bei der Probefahrt das Tonband. Sie steigt tief in die Bayreuther Geschichte ein. Roter Faden sind Markgräfin Wilhelmine und Jean-Paul. Im hinteren Teil des Busses röhrt der Motors manchmal so laut, dass Egger durch den Lautsprecher nicht zu verstehen ist. Man kann lauter aufdrehen, sagt der Busfahrer später.

Auf der Eremitagestraße röhren die 132 PS

Auf der Eremitagestraße kämpfen die 132 PS mit der Steigung. Ein Motorroller überholt den Bus. „Jetzt könnte man sich die Landschaft in Ruhe anschauen“, sagt Ingo Rausch (BG). Nur ist da eine Hecke. Doch nach der Eremitage wird es immer besser. „Wie grün Bayreuth ist“, sagt Christa Müller-Feuerstein (SPD). „So erhöht hat man einen ganz anderen Eindruck.“

Immer tiefer in die Stadt, den Sehenswürdigkeiten entgegen. Volksfestplatz, Wieland-Wagner-Straße, Hofgarten und weiter zum Neuen Schloss, wo die Stadträte wieder winken. Diesmal den Mitarbeitern der Regierung gegenüber. Über Sternplatz und Markgräfliches Opernhaus zurück zum Ausgangspunkt.

Rollstuhlfahrer passen nicht hinein

„Die Leute nehmen etwas mit, die Geschichte ist interessant“, resümiert Ingrid Heinritzi-Martin (CSU). „Nur das Festspielhaus geht ab“, sagt Harald Rehm (CSU). Und noch etwas gibt Heinritzi-Martin zu bedenken: Für Menschen, die schlecht zu Fuß sind, sind die Stufen zum Oberdeck schwierig. Dort ist der Blick aber wesentlich besser. Rollatorfahrer können unten einsteigen. Rollstuhlfahrer passen nicht hinein.

Der Bus selbst sei „ein Hingucker“ sagt Stefan Specht (CSU). „Ich denke, dass jeder hier das gut findet. Die Frage ist, was es kostet“, bringt es Christa Müller-Feuerstein auf den Punkt. „Einen fünfstelligen Betrag“, sagt Rabenstein, wenn sich keine Sponsoren finden. Wenn alles klappt, entscheidet der Stadtrat im November darüber.

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