Allerdings trat Sanders am Dienstagabend offiziell als Gegenkandidat Clintons an. Dies hatte er im Vorfeld angekündigt. Parteistrategen hatten noch bis zuletzt versucht, eine Kampfabstimmung zu verhindern. Am Ende der Auszählung trat ein umjubelter und sichtlich bewegter Sanders an das Mikrofon, um Hillary Clintons Sieg zu bestätigen.
Auch First Lady Michelle Obama hatte sich in einer vielbeachteten und sehr persönlich gehaltenen Rede für Clinton stark gemacht. Bill Clinton, Ex-Präsident und Ehemann der Kandidatin, würdigte seine Frau als eine Politikern, die die Fähigkeit habe, Dinge zu verändern. «Hillary ist in einzigartiger Weise dazu geeignet, die Möglichkeiten, die sich uns bieten, zu ergreifen, und den Risiken, denen wir gegenüberstehen, zu begegnen», sagte der Ex-Präsident.
Die Anhänger von Sanders unter den über 4700 Delegierten konnte das nicht beruhigen. Viele von ihnen verließen verärgert das Plenum, um im Arbeitsbereich der Medien gegen die aus ihrer Sicht stattgefundene Ungleichbehandlung zu demonstrieren. Die Polizei sperrte die Pressebereiche ab. Die Demonstranten setzten sich vor den Zelten auf die Straße, einige klebten sich den Mund mit Klebeband zu. «Dies ist ziviler Ungehorsam», sagte Deane Evans aus dem Bundesstaat Washington.
Die Entscheidung für Clinton hätten Superdelegierte gebracht, die sich schon für die Favoritin der Parteiführung ausgesprochen hätten, bevor das Rennen überhaupt begonnen hatte. Sanders selbst erkannte das Vorgehen der Parteiführung jedoch an. «Es ist jetzt einfach, Buhrufe auszustoßen. Aber es ist schwierig, unseren Kindern in die Augen zu sehen, die in einem Land leben, das von Donald Trump regiert wird», sagte er.
Die Lager von Clinton und Sanders waren schon zuvor nach einem energisch geführten Vorwahlkampf tief zerstritten. Dies hatte noch unmittelbar vor Beginn des viertägigen Konvents zum Rücktritt von Parteichefin Debbie Wasserman Schultz geführt. Die Parteiführung fühlte sich zu einer Entschuldigung bei Sanders genötigt, weil der offenbar im Vorwahlkampf benachteiligt worden war.
Hillary Clinton selbst wird am Donnerstag am Rednerpult in Philadelphia erwartet. Dann wird sie aller Voraussicht nach ihre Nominierung formell annehmen. In der Nacht zum Mittwoch hatte sie sich lediglich in einer aufgezeichneten Videobotschaft an ihre Anhänger gewandt. «Das ist wirklich Euer Sieg, das ist wirklich Euer Abend», rief sie den Delegierten in Philadelphia aus New York zu. Das Rennen zwischen Clinton und ihrem Kontrahenten Trump ist nach Meinungsumfragen offen. Clinton gilt weiterhin als Favoritin, auch wenn Trump zuletzt vergleichsweise deutlich zulegen konnte.
dpa