Ob es richtig oder falsch ist, die sicher traurige Geschichte hinter Verschluss zu halten, darüber werden immer wieder Debatten geführt. Schumacher sei eine öffentliche Person, also müsse es doch möglich sein, etwas über ihn zu erfahren – sagen die einen. Andere sind der Meinung, dass es einzig und allein die Angelegenheit der Familie ist, wie da verfahren wird, und sie respektieren die Privatsphäre. Doch lässt sich sagen, dass sich die sehr sympathische Familie Schumacher erstaunlich offen und nah präsentiert in der Dokumentation. Sogar so, dass man sich doch ein gewisses Bild von Schumachers Gesundheitszustand machen kann. Kein eindeutiges, doch aber ein vages.
Corinna Schumacher vermisst ihren Mann. „Ganz klar, dass mir Michael jeden Tag fehlt, nicht nur mir. Die Kinder, die Familie, sein Vater, alle, die um ihn herum sind, vermissen ihn – aber Michael ist ja da“, sagt die Frau des Ex-Rennfahrers und bekräftigt damit, dass nichts mehr ist, wie es einmal war – also dass Michael Schumacher seit seinem tragischen Skiunfall ein anderer Mensch ist. Einer, zu dem es offenbar nur schwer einen Zugang gibt.
Mick hat nur einen Wunsch
Auch sein Sohn hätte gerne wieder seinen „alten“ Vater zurück. „Ich glaube, dass Papa und ich uns verstehen würden“, sagt Mick Schumacher, der seit diesem Jahr Formel-1-Pilot ist wie früher sein Vater. Schließlich würden sein Papa und er ja die Motorsportsprache sprechen. „Wir hätten viel zu bequatschen, und das ist auch die meiste Zeit in meinem Kopf, wo ich mir denke: Das wäre cool, das wäre es jetzt. Ich würde alles aufgeben – nur für das“, bekennt Mick Schumacher, der sich nichts sehnlicher wünschen würde, als mit seinem Vater über die Formel 1 zu fachsimpeln. Aber das geht nicht.
Gina-Maria Schumacher, die erstgeborene Tochter, erinnert sich noch sehr gut an die alten Zeiten, in denen die Familie gemeinsam zur Rennstrecke fuhr. „Als wir immer mitgegangen sind auf die Rennen und gesehen haben, was da alles los ist und wie toll ihn andere Menschen fanden und bewunderten, da war ich froh, dass er mein Vater ist“, sagt sie mit Stolz.
Einzigartige Karriere
In dem Film wird diese einzigartige Rennfahrerkarriere dokumentiert – vom ersten Rennen in Spa bis zum letzten bei Mercedes. Schumacher wird darin von Fahrerkollegen und Freunden beschrieben als Mensch mit zwei Gesichtern. Er ist als liebevoller Vater und feiner Freund in Erinnerung – aber auch als knallharter Rennfahrer, dessen enormer Ehrgeiz oft zu Konflikten mit Fahrerkollegen führte. Es gab famose Siege und krachende Niederlagen – diese Karriere hat gut unterhalten und bewegt. Sie aber noch einmal in einer ausführlichen Dokumentation dargelegt zu bekommen ist angesichts Michael Schumachers aktueller Situation eher schwierig und hemmt die Lust auf die Verfilmung der Lebensgeschichte dieses einzigartigen Sportlers.
Der Skiunfall hat eben alles verändert. „Ich habe nie dem lieben Gott einen Vorwurf gemacht, warum das jetzt passiert ist. Es war einfach richtig Pech, mehr Pech kann man im Leben nicht haben“, sagt Corinna Schumacher, die nur ein Ziel verfolgt: Sie möchte kämpfen um ihren Mann. „Wir therapieren, wir machen alles, dass es Michael besser geht und er den Familienzusammenhalt spürt.“
„Schumacher“ (Netflix) ab 15. September