Discounter-Wein von Günther Jauch

Von Götz Thieme,
Aldi erweitert sein Wein-Sortiment um einen Rot- und einen Weißwein von TV-Moderator Günther Jauch. Foto: ALDI/obs Foto: red

Über Günther Jauch lässt sich vieles sagen, nur nicht, dass er bei allem heiteren Anstrich jemals die Kontrolle verliert. Deshalb wird man hellhörig, wenn ein Schleier über der schmeichelnden Stimme des Fernsehmoderators zu liegen scheint. Ein zweieinhalbminütiges Werbevideo hat Aldi Süd kürzlich ins Netz gestellt, mit Jauch im Wein-Pop-up-Store des Lebensmittel-Discounters in der Düsseldorfer Innenstadt. Parallel zur Leitmesse Prowein vom 18. bis zum 20. März warb Aldi bereits zum zweiten Mal so für sein Weinsortiment.

 
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Das hat prominenten Zuwachs bekommen. Ganzseitig in der „Süddeutschen“ und in der „Bild“-Zeitung beworben, sind seit ein paar Tagen zwei Weine von Günther Jauch im Angebot, je eine weiße und rote Cuvée. Und so heißen die Weine mit dem schlichten weißen Etikett auch: „Günther Jauch weiss“ und „Günther Jauch rot“ – derart schnörkellos, dass selbst ein Ringel-S zu viel wäre.

Jauchs Hobby liegt im Trend

Seit 2010 besitzt der 61-Jährige das Weingut Othegraven in Kanzem an der Saar und machte daher selbst mit einem Glas Weißwein in der Hand den Conférencier in Düsseldorf. Vielleicht stellt sich deshalb der dezente Schleier ein, während er ein wenig volkspädagogisch im Interview um all die wirbt, die bislang mit Wein wenig anfangen können.

Wenn ein Großteil der Deutschen ihm das Amt des Bundespräsidenten zutraut, warum dann nicht auch den sympathischen Patron, der einen beim Weingenuss an die Hand nimmt? Jauchs Hobby liegt im Trend: Auch andere Promis wie Gérard Depardieu, Antonio Banderas oder Andrés Iniesta besitzen Weingüter.

Bereitschaft gestiegen, etwas mehr auszugeben.

Die Partnerschaft des beliebten „Wer wird Millionär“-Plauderers mit dem erfolgreichsten Discounter-Konzern der Welt liegt nahe. Aldi hat in den vergangenen Jahren Korrekturen am Konzept vorgenommen. Lidl, Netto, Penny und Norma sind dem Primus auf den Fersen und nehmen Markenprodukte ins Angebot. Schmuddelläden mit lieblos gestapelten Paletten und Kartons waren gestern. Heute gibt es in den hellen Aldi-Märkten bessere Croissants als bei manchem Bäcker, und beim Handel mit Alkohol wird gelegentlich die magische 9,99-Euro-Latte gerissen, wenn zu Weihnachten ein No-Name-Champagner im Programm ist.

Wein ist eine feste Größe im Einzelhandel geworden. Trotz allgemeinen Preisbewusstseins ist die Bereitschaft gestiegen, etwas mehr auszugeben. Doch neben dem Sauvignon blanc aus Neuseeland für 2,79 Euro hat der TV-Star-Wein für Discounter-Verhältnisse seinen Preis, 5,99 kostet die Günther-Jauch-Flasche.

Ein säurebetonter, frischer Wein

Von seinem eigenen Weingut stammen die Flaschen nicht. Das ist Mitglied im Verband Deutscher Prädikats- und Qualitätsweingüter, das rund 200 Betriebe vertritt und sich als Spitze des deutschen Weins versteht. Für den Aldi-Wein kaufte die zu diesem Zweck gegründete GJ Wein Gmbh & Co KG die Trauben für den Weißen in den Anbaugebieten Mosel, Rheinhessen, Nahe und Pfalz. Die Trauben für den Roten stammen aus Württemberg, Baden, Franken und der Pfalz. Man ließ sie in der Kellerei Peter Mertes in Bernkastel-Kues keltern und abfüllen.

Wie schmecken sie nun, die Jauch’schen Weine, die nach deutscher Weingesetz-Spezifikation zur einfachsten Kategorie gehören? Der Weiße wird vom Riesling als Leitsorte charakterisiert, vermutlich kommen Weiß- und/oder Grauburgunder hinzu. Ein säurebetonter, frischer Wein, der im Vordergrund mehr verspricht als der Abgang hält. Ein braver, etwas fader Begleiter im Sommer. Und die von der Spätburgunder-Traube bestimmte rote Cuvée ist einfach zu jung, um satisfaktionsfähig zu sein. Da versöhnt nicht einmal der vergleichsweise moderate Alkoholwert von 11,5 Prozent.

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