Diplomaten melden endgültige Einigung in Atomstreit mit Iran

Iranische Atomwissenschaftler im Forschungszentrum der Uranumwandlungsanlage im Kernkraftwerk Isfahan. Foto: Stringer/dpa Foto: red

Nach monatelangen Verhandlungen ist im Atomstreit mit dem Iran nach Diplomatenangaben eine historische Einigung erzielt worden. Die fünf UN-Vetomächte und Deutschland hätten mit Teheran ein Abkommen geschlossen, verlautete am Dienstag aus Diplomatenkreisen in Wien. Damit geht ein Verhandlungsmarathon zu Ende, der die Welt 21 Monate lang in Atem hielt.

 
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"Die Vereinbarung ist geschlossen", hieß es im Wiener Palais Coburg. Die Unterhändler hatten in der österreichischen Hauptstadt zuletzt 17 Tage ununterbrochen über das Abkommen verhandelt, das dem Iran die zivile Nutzung der Atomtechnologie erlaubt, aber die Entwicklung von Atomwaffen verhindert.

Ab 10.30 Uhr sollte es in Wien eine abschließende Sitzung der Außenminister der 5+1-Gruppe und des Irans geben. Nach dem "letzten Plenartreffen" soll eine Pressekonferenz stattfinden, wie die EU-Sprecherin Catherine Ray im Kurzbotschaftendienst Twitter erklärte.

Schon in der Nacht hatte es Anzeichen für eine Einigung gegeben. Mehrere Delegationen im Palais Coburg rieten Journalisten, die Nacht über vor Ort zu bleiben. Das iranische Innenministerium rief die örtlichen Behörden auf, sich auf Freudenfeiern vorzubereiten.

Wegen anhaltender Differenzen war die eigentlich bis zum 30. Juni befristete Verhandlungsrunde schon mehrfach verlängert worden. Die Atomverhandlungen gehören damit zu den längsten internationalen Verhandlungen auf Ministerebene an einem Ort.

Strittig waren zuletzt der Zeitplan für die Aufhebung der internationalen Sanktionen gegen Teheran, die Inspektion iranischer Militäranlagen und die Laufzeit des Abkommens. Immer wieder war von Fortschritten, aber auch von offenen Streitfragen die Rede.

Im April hatten die Verhandlungspartner bereits Eckpunkte für ein Abkommen beschlossen. Diese sehen vor, dass der Iran die Zahl der Zentrifugen zur Urananreicherung für eine Dauer von zehn Jahren deutlich reduziert und seine Bestände höher angereicherten Urans beseitigt. Außerdem soll der Schwerwasserreaktor von Arak so modifiziert werden, dass er weniger Plutonium produziert. Teheran soll darüber hinaus umfassende Inspektionen seiner Atomanlagen einschließlich der damit verbundenen Industriesektoren zulassen.

Im Gegenzug sollen die Finanz- und Handelssanktionen aufgehoben werden, welche die Europäische Union, die USA und die Vereinten Nationen über die Jahre in dem Streit verhängten. Die Strafmaßnahmen führten im Iran zu einer tiefen Wirtschaftskrise.

Die jüngste Verhandlungsrunde war im Herbst 2013 nach dem Amtsantritt des moderaten iranischen Präsidenten Hassan Ruhani aufgenommen worden. Im November 2013 wurde ein Interimsabkommen geschlossen, das seither mehrfach verlängert wurde.

Insgesamt zog sich der Atomstreit mit dem Iran seit rund 13 Jahren hin. Im August 2002 berichtete eine iranische Exilgruppe erstmals von nicht deklarierten Atomanlagen im Iran. Die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) berichtete ein Jahr später von Spuren angereicherten Urans in Natans.

afp

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