Digitaler Marktplatz Ebay soll Einzelhandel vereinen

So sieht das neue Einzelhandels-Portal aus, das am Dienstag über Ebay ins Netz gegangen ist. Foto: Screenshot

Ein neues Portal des Internetkonzerns Ebay soll helfen, den Einzelhandel im Hofer Land sichtbar zu machen. Ziel ist, dass davon auch die Läden in den Orten profitieren. Ob das klappt, bleibt abzuwarten.

 
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Hof/Landkreis - „Sichtbarmachen“ – immer dann, wenn es darum geht, den Einzelhandel zu fördern, die Aufmerksamkeit der Verbraucher auf Regionales zu lenken, die Innenstädte zu beleben, spielt dieser Begriff eine Hauptrolle. Nicht anders in einer digitalen Pressekonferenz am Dienstagvormittag. Thema: Stadt und Landkreis Hof machen nun gemeinsame Sache mit dem Internetkonzern Ebay, um dem lokalen Einzelhandel eine Plattform auf dem Onlinemarkt zu verschaffen. Das soll letztlich auch die Ladengeschäfte ins Bewusstsein rufen.

Die Logistik Agentur Oberfranken begleitet das Projekt im Hofer Land. Deren Geschäftsführer Andreas Weinrich weiß aus Vorstudien: Die meisten Online-Käufe fänden in der Überzeugung statt, dass es den gewünschten Artikel „bei uns nicht gibt“. Er betont: „Das kann es nicht sein.“ Darüber hinaus habe die Corona-Pandemie dem Online-Handel mit ihren Maßnahmen noch einmal einen enormen Aufschwung beschert und auch den letzten gelehrt, wie das Einkaufen per Mausklick funktioniert. Aufgrund dieser Entwicklungen erschien es der Logistik Agentur sowie den Wirtschaftsförderern von Stadt und Landkreis notwendig, die Angebote im Netzt auch tatsächlich zu vernetzen.

Das passiert über einen digitalen Marktplatz, der die bereits eingespielten Strukturen und die Reichweite Ebays nutzt, letztlich aber als eigenständige Plattform funktioniert, die die Kommunen im Zusammenspiel mit den Gewerbetreibenden selbst mit Text und Bildern befüllen können. Online ist die Seite für das Hofer Land seit Dienstag (www.ebay-deine-stadt.de/hofer-land/). Eine interaktive Karte verschafft einen Überblick über die Standorte der einzelnen Händler, die über das Portal auch Adresse und Öffnungszeiten des Ladengeschäfts, Telefonnummer, Bilder, eine Kurzbeschreibung ihres Unternehmens sowie Informationen über Zahlungsmöglichkeiten hinterlegen können. Ob der Kunde den ins Auge gefassten Artikel dann online oder im Laden kauft, kann er auf dieser Basis selbst entscheiden. Auch über Produktkategorien lässt sich nach Händlern und angebotenen Waren suchen. Unter dem Punkt „Schaufenster“ lassen sich einzelne Händler hervorheben. Ebenso ein „Shop des Monats“ lässt sich küren.

Über 200 Anbieter sind zum Start im Hofer Land bereits mit dabei – all jene, die auch schon zuvor einen Ebay-Shop betrieben hatten. Auch ein Eventkalender oder News zum Thema Einzelhandel ließen sich integrieren, wie Ebay-Pressesprecherin Caroline Lambert erläuterte. Die eingestellten Artikel sind nicht nur im lokalen Markt, sondern auch weltweit zu finden und zu erwerben.

Mit seinem Projekt „Deine Stadt“ möchte der Handelsriese Ebay nicht nur die Vorzüge beider Welten, digital und stationär, verbinden, sondern auch möglichst viele Händler für sich gewinnen. Ohnehin spiele der stationäre Handel bei Ebay eine große Rolle. Die Zahlen klingen positiv: 49 Prozent der gewerblichen Nutzer hätten auch ein Ladengeschäft, berichtete Lambert. Nach dem Start von „Deine Stadt“ im April mit zehn Pilotkommunen, sei es gelungen, 1200 neue gewerbliche Händler dazuzugewinnen. Die Anbieter hätten im selben Zeitraum 2,7 Millionen Artikel mit einem Umsatz von insgesamt 80 Millionen Euro verkauft. Der Einstieg sei für die Händler lediglich mit niedrigen Barrieren verbunden. Wer neu einsteigen möchte, kann seine Waren in den ersten drei Monaten kostenlos anbieten. In den ersten sechs Monaten unterstütze das Ebay-Team jeden Händler intensiv, etwa was Logistiklösungen wie vergünstigte Versandlabels, die Möglichkeiten der Zahlungsabwicklung oder die Außendarstellung anbelangt. Für die Kommunen bestehe der Vorteil darin, dass die Einrichtung schnell gehe, deren Kosten Ebay übernehme und nur geringer kommunikativer Aufwand entstehe. Das Hofer Land ist die 24. Region, die diesen „langfristig funktionierenden lokalen Online-Marktplatz“, wie es im Marketing-Sprech des Unternehmens heißt, nutzt.

Soweit die Theorie. Um das Ziel zu erreichen, den lokalen Einzelhandel in den Orten durch den Online-Verkauf auf Ebay zu unterstützen und letztlich zu sichern, muss allerdings noch einiges passieren, wie ein Blick auf die teilnehmenden Händler zeigt: Diejenigen, die von den eigenen vier Wänden aus einen Onlineshop betreiben, überwiegen die Betriebe mit Ladengeschäft offensichtlich derzeit noch deutlich. Mancher von ihnen hat nur ein einziges Produkt im Sortiment. Es findet sich viel Trödel- und Nischenware.

Auch zeigte die Einführung der Handelsplattform des Onlineriesen in manchen Pilotstädten offenbar kaum Wirkung. „Das Händlerportal erweist sich nach vier Monaten als großes Versprechen mit wenig Substanz“, schrieb etwa die Märkische Allgemeine im September über das Portal für Potsdam auf Basis einer Umfrage unter den teilnehmenden Händlern. Auswirkungen seien weitgehend ausgeblieben. Stattdessen verursache der Onlinehandel hohen Aufwand. Und auch in Potsdam: viele Onlinehändler, wenige Ladengeschäfte. Konzern und Wirtschaftsförderung hatten zuvor ein positives Resümee gezogen.

Die Badischen Neuesten Nachrichten titelten bereits im August: „Ebay blitzt beim lokalen Handel in der Ortenau ab“. „Schaut man sich auf der Homepage um, wird deutlich, dass vor allem kleine bis sehr kleine Händler dort verzeichnet sind“, heißt es im zugehörigen Artikel. Die befragte Vorsitzende einer Werbegemeinschaft wisse „von niemandem, der das machen will“.

Wie „Deine Stadt“ im Hofer Land anläuft, gilt es nun, abzuwarten. Hofs Oberbürgermeisterin Eva Döhla (SPD) gab sich im digitalen Pressegespräch optimistisch: Der Stadtrat beschäftigte sich schon lange mit der Frage, wie man dem lokalen Einzelhandel den Weg bahnen könne. Das neue Portal sei hierfür ein Puzzleteil – etwa neben der bereits bestehenenden Online-Plattform einkaufen-in-hof.de. Landrat Oliver Bär (CSU) erinnerte in seinen Grußworten ebenfalls an ein bereits bestehendes Portal, das Einzelhandel und Gastronomie im Hofer Land bewirbt: „Heimatladen“. Auch die beiden genannten Angebote ermöglichen es, Geschäfte über eine Karte anzusteuern. „Wir schaffen nichts komplett Neues, wir bündeln nur“, erklärte Bär. „Wir werden nun die Entwicklung beobachten.“ Auf dieser Basis wolle man die Entscheidung über den Fortgang des Projekts treffen.

Händler, die Fragen haben oder teilnehmen möchten, können sich mit der Logistik Agentur Oberfranken in Verbindung setzen.

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