Der Fall wurde nun vor dem Bayreuther Schöffengericht verhandelt. Hier erzählte K. eine Geschichte, mit der er offensichtlich versuchte vom Vorwurf des schweren Bandendiebstahls wegzukommen. Nein, er habe sich nicht mit Wojchech W. und Dominik S. zusammen getan, um mehrere Autodiebstähle zu begehen. Er habe Wojchech W. zwar gekannt, aber nicht als Kriminellen. W. habe ihn für diesen einen Diebstahl angeheuert, weil er, K., bei W. 9000 Zloty Schulden gehabt habe und diese auf diese Art und Weise hätte „abarbeiten“ können.
Während Staatsanwalt Stefan Hoffmann aufgrund der Tatumstände das bandenmäßige Vorgehen für erwiesen hielt und eine Haftstrafe von drei Jahren und zwei Monaten beantragte, verwies Verteidiger Johannes Driendl auf die Person des Mittäters W. Wojchech W. sei derjenige gewesen, der Roman K. und Dominik S. mit seinem Renault in der Tatnacht nach Bayreuth gebracht habe. W. sei überdies als mutmaßlicher professioneller Autodieb bei den deutschen Behörden bekannt: Die Staatsanwaltschaft in Zwickau führe ein Ermittlungsverfahren in 20 Fällen des Autodiebstahls. Driendl schlussfolgerte: Es sei nicht auszuschließen, dass sich der Profi W. zumindest im Fall von Roman K. eines „blauäugigen“ Helfershelfers bedient habe.
Das Schöffengericht, so zeigte sich bei der Urteilsbegründung, stand vor einem Dilemma: Einerseits sei die Verteidigungseinlassung von Roman K. „sehr unglaubwürdig“, sagte Richter Torsten Meyer. Andererseits könne Roman K. auch nicht widerlegt werden, dass er sich mit W. und S. zu mehr Diebstählen zusammengetan hatte, als eben für jene in der Nacht vom 29. September in Seulbitz und Laineck. Deswegen lautete der Schuldspruch „nur“ auf zwei Fälle des schweren Diebstahls. Zwei Jahre ohne Bewährung brummt das Gericht K. auf.
Tags zuvor hatte das Schöffengericht einen anderen Autodieb verurteilt. Diese Mann war aufgrund ganz anderer Umstände geschnappt worden: Er hatte in Südwestdeutschland einen 170 000 Euro teuren AMG-Mercedes gestohlen und war schon auf halbem Weg nach Osteuropa. Allerdings dachte ein Bayreuther Polizist, der das auffällig laute Auto durch die Stadt fahren hörte: Den könnte man mal kontrollieren. Zweieinhalb Jahre war die Strafe für den Dieb.
Was sie gegen den zunehmenden Autodiebstahl tun können:
Wie professionell und organisiert osteuropäische Banden beim Autodiebstahl vorgehen, deckte die Sonderdienststelle KPI/Z, die Kriminalpolizei für Zentralaufgaben in Bayreuth, nach gut zweijährigen Ermittlungen auf: Im September vergangenen Jahres wurde bei einem gemeinsamen Schlag deutscher und tschechischer Ermittler eine Gruppierung ausgehoben, die mit allen Tricks arbeitete: Die Täter hatten Späher, die die Standorte geeigneter Fahrzeuge – in diesem Fall bundesweit – ausbaldowerten. Diebe wurden mit allerlei technischem Gerät, vom berüchtigten „Polenschlüssel“ oder Ziehfix zum Schlossknacken bis hin zum Diagnosegerät ausgestattet. Andere Täter fuhren Späh- oder Lotsenfahrzeuge. In Tschechien verfügte die Gruppierung über eine Werkstatt und ein Teilelager, in der die gestohlenen Autos zerlegt, umfrisiert oder gefälscht wurden. Nach wie vor läuft der Prozess gegen die Bande am Landgericht in Coburg.
Autodiebstahl nehme zu, sagt Polizeisprecherin Anne Höfer auf Anfrage. In der Region Bayreuth, also im Stadtgebiet, im Landkreis, in den Bereich Kulmbach, Pegnitz und Stadtsteinach, steigen die Zahlen: Im Jahr 2015 wurden 23 Autos gestohlen, im Jahr 2016 waren es schon 35 und im vergangenen Jahr 56. Allein im Stadtgebiet von Bayreuth stiegen die Zahlen von zwölf auf 23 und dann auf 27 an. Die Erfahrungen der Kripo: Etwa ein Viertel der Fälle sind Versuche. Laut Anne Höfer sind Fälle bekannt, wo besonders wertvolle Autos in geschlossene Lastwagen verladen und so außer Landes geschafft werden. Die oberfränkische Polizei hat mit ihrer Fahndungsinspektion in Selb vor allem im grenznahen Gebiet zwichen Hof und Marktredwitz das Thema „Kfz-Verschiebung“ auf der Rechnung, gleichrangig zum Rauschgiftschmuggel.
Und das können Autobesitzer tun, um Dieben die Arbeit zu erschweren:
hochwertige Fahrzeuge am besten in einer abschließbaren Garage oder wenigstens an einer gut beleuchteten und belebten Straße parken.
- ein Bewegungsmelder mit Licht in einem Carport kann Diebe abschrecken
- das Lenkradschloss immer einrasten
- wer ein Auto „keyless go“-System hat , sollte den Schlüssel nie in der Nähe der Haus- oder Wohnungstür ablegen oder das Funksignal durch geeignete Maßnahmen (z. B. Aluminiumhüllen) abschirmen.
- das Überwinden massiver mechanische Wegfahrsperren im Fahrzeug machen Dieben sehr viel Arbeit.
- wer beobachtet, wie jemand sein Auto fotografiert, sollte misstrauisch werden
- ebenso, wenn Personen mit Aktenkoffern sich in der Nähe eines hochwertigen Fahrzeugs aufhalten: In solchen Koffern verstecken sich oft die Funkwellenverstärker.