Die Therme braucht ein neues Bohrloch

Von Thorsten Gütling
Von der Staatsstraße aus gut sichtbar steht das, was von der fast 1400 Meter tiefen Bohrung an der Oberfläche übrig bleibt. Im Hintergrund die Therme Obernsees, in die das dann 44 Grad warme Wasser gepumpt wird. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Therme Obernsees hat ein Problem. Und zwar ein über einen Kilometer langes und 14 Zentimeter breites. Das Bohrloch, durch das das zunächst 60 Grad warme Thermalwasser an die Oberfläche strömt, wird immer schmaler. Die Therme braucht eine neue Quelle.

 
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Die vergangenen 23 Jahre sind nicht spurlos an dem Brunnen vorbeigegangen. Mangan und Eisen haben sich entlang des 1390 Meter tiefen Bohrlochs abgelagert. Und immer wenn die Verkrustungen abspringen und in den Schacht fallen, ist die Wasserversorgung der Therme in Gefahr. Zuletzt stand die Therme im Juni deshalb kurzzeitig ohne Thermalwasser da. Die Reinigungskosten belaufen sich jedes Mal auf fast 20.000 Euro.

Rohre bekommt man kaum noch aus dem Boden

Die Rohre, die bis 618 Meter tief reichen, bekomme man kaum mehr aus dem Boden, sagt Manfred Piewak, der sich den Brunnen für das Landratsamt angeschaut hat. Die oberen Gesteinsschichten im Boden bestehen aus Muschelkalk. Und wegen der Feuchtigkeit ist der Kalk gequollen und hat die einst runden Rohre teilweise in ovale Formen gedrückt.

Weil auch an den Stahlrohren der Zahn der Zeit nagt und sie an vielen Stellen von innen wie von außen verrostet sind, hat das Bergamt Nordbayern bereits angekündigt, die Reißleine zu ziehen. Die sogenannte bergrechtliche Erlaubnis für die Bohrung läuft im September 2020 aus. Wenn alles beim Alten bleibt, wird es eine Verlängerung nicht geben.

Sanierung, eine finanzielle Wundertüte

Weil eine Sanierung schwer ist, einer finanziellen Wundertüte gleichkommt und die Therme für die Dauer der Arbeiten vom Thermalwasser abgetrennt wäre, soll ein neues Bohrloch her. Kosten: rund 2,5 Millionen Euro. So zumindest empfiehlt es der Geologe Piewak. Entscheiden soll der Zweckverband Therme Obernsees in einer seiner nächsten Sitzungen. Alternativen hat er aber wenige.

Die Kosten für die Sanierung des vorhandenen Bohrlochs sollen sich auf mindestens 2,4 Millionen Euro belaufen. Unklar scheint einzig, was mit dem alten Bohrloch passiert, wenn das neue seinen Betrieb aufnimmt. Wird es nicht genutzt, muss es verschlossen werden. Das sieht das Bergrecht so vor. Bei 120 bis 130 Bar Druck keine leichte Aufgabe für eine gewöhnliche Betonplombe, sagt der Geologe. Damit das Loch bei all den verbeulten und verrosteten Rohren wirklich fest verfüllt wird, schlägt Piewak eine Sprengung vor. An verschiedenen Stellen angebracht, könnten die Sprengsätze dazu beitragen, dass die Rohre zerbersten und mit maximalem Druck an die Wände des Schachts gepresst werden. Dann soll das Loch mit beton aufgegossen werden. Auch das keine billige Sache. Über eine Million Euro könnte das Verschließen des Loches kosten.

Das Bergamt rät zu schnellem Handeln

In einem Schreiben hat das Bergamt dem Zweckverband bereits mitgeteilt, dass die Zeit drängt. Von einem „desolaten Zustand“ der Bohrung und von einem „massiven Handlungsdruck“ ist die Rede. Im Hinblick auf die auslaufende Betriebserlaubnis müsse baldmöglichst mit der Planung begonnen werden. Allerdings: Etwas Gutes hätte eine neue Quelle. So könnte sie diesmal von Anfang an den Erfordernissen einer Thermalbohrung angepasst werden und deutlich länger halten. Das vorhandene Loch ist nämlich nichts anderes, als das Ergebnis einer Bohrung, die einst dazu diente, die Geologie des Bodens in Bayern zu untersuchen. Weil man es nur auf Gesteinsproben abgesehen hatte, wählte man 1983 einen möglichst kleinen und damit günstigen Durchmesser. Eher zufällig stieß man damals auf warmes Wasser.

1992 kaufte der damals neu gegründete Zweckverband dem Freistaat das Bohrloch ab und baute es aus. Im Jahr 2011 wurde es schon einmal unter widrigsten Umständen teilsaniert. Seit 2008 ist das Problem der Ablagerungen bekannt. Und noch einen Vorteil hätte die neue Bohrung für die Besucher der Therme. Weil man das Wasser von weiteren Segmenten des Muschelkalks abschotten könnte, könnte es oben wärmer heraussprudeln. Mit etwa 46 statt derzeit 44 Grad Celsius.

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