Fotos von Verschleppten
Der israelische Fußballverband verbreitete Namen und Fotos von verschleppten Menschen, dazu die Botschaft: „Geiseln können nicht sprechen.“ Daneben wurden Porträts von Fußballern platziert. Die bekannteren Nationalspieler Israels, die im Ausland spielen, verbreiten diese Botschaften in sozialen Medien: Manor Solomon von Tottenham Hotspur, Daniel Peretz vom FC Bayern oder Oscar Gloukh von RB Salzburg. Auch der erfolgreichste israelische Trainer, Barak Bakhar, zurzeit bei Roter Stern Belgrad, spricht öffentlich über den Krieg. Zum Beispiel über die 22 Jahre alte Enkelin des ehemaligen Nationaltrainers Shlomo Scharf, die von der Hamas getötet wurde.
In Israel hält die Fußballgemeinde zusammen, doch in Europa stößt sie auf Widerstände. Bei Celtic Glasgow schwenken Ultras seit Jahren palästinensische Fahnen, weil sie angeblich auf der Seite der „Unterdrückten“ stehen wollen. Bei einem Spiel am 7. Oktober, als die Lage im Süden Israels noch nicht absehbar war, forderten Celtic-Fans einen „Sieg des Widerstandes“. Darüber zeigte sich der israelische Spieler Liel Abada, der seit 2021 für Celtic spielt, enttäuscht. Nach den israelischen Bombardierungen auf Gaza forderten einige Celtic-Anhänger die Entlassung Abadas.
Auch in Spaniens kochen die Emotionen hoch. Der israelische Stürmer Shon Weissman, der für den FC Granada spielt, soll für feindselige Posts gegen Palästinenser angezeigt worden sein. Weissman erhielt Drohungen. Auf Empfehlung der Sicherheitsbehörden nahm er nicht am Spiel bei CA Osasuna in Pamplona teil, wo Fans wiederholt palästinensische Flaggen geschwenkt haben.
Anders ist es in der Türkei, wo sich Präsident Erdogan scharf von Israel abgrenzt. Auch die Süper Lig bekundete mit Aktionen ihre Solidarität mit den Palästinensern, unter anderem mit Schweigeminuten und Bannern. Weil der Terror der Hamas dabei nicht erwähnt wurde, boykottierten die israelischen Spieler Ramzi Safuri und Sagiv Jehezkel ein Spiel ihres Clubs Antalyaspor.
Keine Normalität mehr
„Seit Beginn des Krieges gibt es keine Normalität mehr“, sagt der israelische Historiker Moshe Zimmermann, der sich seit Jahren auch mit Fußball befasst. Und: In Israel werde genau wahrgenommen, wo Solidarität geäußert wird. In England zögerte die Premier League, bis sie mit deutlichen Statements an die Öffentlichkeit ging. Fans des FC Liverpool wurden offenbar daran gehindert, eine Trauerbotschaft für ermordete Israelis im Stadion aufzuhängen. In Deutschland hingegen lud Borussia Dortmund Verwandte israelischer Opfer ins Stadion ein.
Die Nationalspieler, die bei israelischen Clubs unter Vertrag stehen, haben in den vergangenen Wochen keine Pflichtspiele bestritten. Dutzende ihrer Fans wurden beim Angriff der Hamas getötet, daran erinnern die Vereine mit regelmäßigen Videobotschaften. Trotz allem kann sich das israelische Nationalteam in den vier Spielen in zehn Tagen von Sonntag an zum ersten Mal für eine Europameisterschaft qualifizieren.