Die Polit-Putze

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Sie ist ein Beispiel für Zivilcourage: Die Menschenrechtsaktivistin Irmela Mensah-Schramm (Mitte) im Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium. Links die Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote (Bündnis 90/Die Grünen), rechts die Sozialkundelehrerin Maresa Olschner. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Bei Nazi-Schmierereien kann Irmela Mensah-Schramm nicht widerstehen. Dann greift sie in ihre Handtasche und holt einen Kratzer heraus oder übermalt die menschenverachtenden Botschaften. Dafür hat man sie ausgezeichnet und auch angezeigt. Jedes Mal, wenn die 72-Jährige ihrem Herzen folgt, weiß sie, die Aktion kann böse für sie enden. Darüber sprach die Menschenrechtsaktivistin am Dienstag im Markgräfin-Wilhelmine-Gymnasium mit Schülern aus der zehnten Jahrgangsstufe.

 
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Gegen Hassbotschaften, Symbole und Aufkleber führt Irmela Mensah-Schramm seit 31 Jahren ihren ganz persönlichen Feldzug. Die Menschenverachtung unterläuft sie mit pfiffigen Ideen. Sie hat Mut und Ausdauer. Die 72-Jährige kann sich durchsetzen und nimmt für ihre politische Einstellung auch Nachteile in Kauf. Sie wird belächelt, beschimpft und manchmal auch angegriffen. Aber sie gibt nicht auf. Die weißhaarige Frau aus Stuttgart bekam die Bundesverdienstmedaille. Sie ist ein gutes Beispiel für Zivilcourage. Und das sollten die Schüler leibhaftig erleben.

Menschen zum Nachdenken bewegen

So erzählte die Aktivistin, die sich selbst gern „Polit-Putze“ nennt. Sie sprach von Begegnungen mit der Polizei und Richtern, von Zusammenstößen mit verärgerten Bahnhofsvorstehern und Neonazis.

Wie sie nach all dem zum Rechtsstaat stehe und welche Polizei sie sich wünsche, wollten die staunenden Schüler wissen. Die Antworten klangen unmissverständlich. „Ich habe immer noch das Bedürfnis, dem Staat zu helfen“, sagte die 72-Jährige unverdrossen. „Auch Polizisten sind Menschen“. Die besseren Erfahrungen habe sie allerdings mit den jungen Beamten gemacht. Doch Mut allein genüge nicht. Wer etwas erreichen wolle, der müsse sich seiner Sache sicher sein und standhaft bleiben, legte die Aktivistin den Schülern nahe. Es gelte schließlich auch, die Menschen zum Nachdenken zu bewegen.

"Wer Frieden will, darf keine Ruhe geben"

Irmela Mensah-Schramm ermutigte die Schüler, für eine friedliche Gesellschaft einzutreten. Es wäre für sie die höchste Auszeichnung, wenn ihr junge Menschen nacheifern.“ Wer Frieden will, darf keine Ruhe geben“, gab sie den jungen Leuten mit auf den Weg. Die Sozialkundelehrerin Maresa Olschner zitierte zum Abschluss Erich Kästner: „Jeder Mensch suche sich Vorbilder! Und es ist unwichtig, ob es sich dabei um Mahatma Gandhi oder um Onkel Fritz aus Braunschweig handelt, wenn es nur ein Mensch ist, der im gegebenen Augenblick ohne Wimpernzucken gesagt oder getan hat, wovor wir zögern.“  

Das Gymnasium gehört zum bundesweiten Netzwerk der „Schulen ohne Rassismus/Schulen mit Courage SoR“. Die Landtagsvizepräsidentin Ulrike Gote ist SoR-Patin der Schule.

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