Digitalisierung ist ein großes Thema an diesen beiden Kongress-Tagen in Bayreuth. Wie sind Ihre Erfahrungen mit den neuen Medien, der neuen Art, Nachrichten zu verbreiten?
Hackl: Gleichermaßen positiv wie negativ. Diese Medien sind einfach zu bedienen, werden gerade von Jungen gern genutzt, aber du bist im Internet auch irgendwie gläsern. Ich persönlich brauche Facebook nicht, um mich darzustellen.
Ein Vortragsthema in Bayreuth lautet: „Die sieben Thesen glücklichen und erfolgreichen Führens“; wie lauten zwei oder drei persönliche Thesen von Ihnen dazu?
Hackl: Wie wir als junge Menschen geführt wurden, nämlich absolut autoritär, das funktioniert heute nicht mehr. Und es ist auch nicht mein Stil. Ich habe es früher über mich ergehen lassen, möchte es aber selbst nicht umsetzen. Viele schwören noch auf diesen Führungsstil, aber die jungen Leute heutzutage lassen sich auch nicht so viel gefallen wie wir, die wir von Lehrern noch Ohrfeigen bekommen haben. Auch harte Ansagen wie „Das wird jetzt so gemacht“ funktionieren nicht mehr. Mein Credo ist, die Leute durch überzeugende Argumente in die richtige Spur zu bringen. Wer keine stichhaltigen Argumente liefern kann, muss es freilich auch zulassen, dass jemand seine eigenen, womöglich negativen, Erfahrungen macht.
Katja Kraus, frühere Fußball-Nationalspielerin, spricht an der Bayreuther Uni darüber, wie man das Scheitern lernen kann. Wie sind Sie mit Situationen umgegangen, in denen es anders lief als erhofft?
Hackl: Scheitern gehört dazu. Nur wer nichts macht, macht keine Fehler. Und daraus folgt, dass man aus dem Scheitern die richtigen Schlüsse zieht. Der richtige Umgang mit Misserfolgen führt unweigerlich wieder zum Erfolg.
Fällt Ihnen dazu spontan eine eigene Erfahrung ein?
Hackl: Nichts Konkretes, das wäre auch zu speziell. Aber: Nach dem Scheitern muss man glasklar herausfinden, woran es gelegen hat. Falsche Begründungen führen zu falschen Schlüssen, so dass man den Holzweg eventuell weiter beschreitet. Scharfsinnige Analyse und logische Begründungen müssen zeigen, warum was schief lief. Dann ist es einfach, einen neuen Weg zu gehen, auf dem man dann aber auch überwachen muss: Geht es jetzt wirklich besser oder schlechter?
Ex-Fußball-Nationaltorhüter Jens Lehmann äußert sich in Bayreuth zu „Schnelldenken unter Hochdruck“ – erinnern Sie sich an Situationen mit blitzschnellem Umdenken, das während Ihrer Sportlerlaufbahn nötig wurde? Wie bereite(te)n Sie sich auf solche Fälle vor?
Hackl: Umdenken ist im Sport das tägliche Brot. Man muss binnen Sekundenbruchteilen die Situation realisieren, eine Entscheidung treffen und die dann ausführen. Man muss wissen, was schiefgehen kann, muss eine Strategie dafür parat haben. Antizipation ist das Wesen des Rennsports und wird täglich bis zum Exzess trainiert.
Das Interview mit Ihnen wird der Schlusspunkt des Bayreuther Kongresses sein – mit welchen Fragen rechnen Sie als unzählige Male Interviewter? Haben Sie sich speziell vorbereitet?
Hackl: Ich kann ja nur erzählen, was ich kenne und worüber ich Bescheid weiß. Deshalb lasse ich die Sache mal auf mich zukommen.
Kein Interview aber mit dem Hackl-Schorsch ohne spezielle Rodel-Fragen, hier noch zwei: Woran tüfteln Sie derzeit? Kommen in Ihrem Sport weitere Neuerungen nach Teamstaffel und Sprint?
Hackl: Ich habe gerade heute Vormittag mit dem Julian von Schleinitz (dreimaliger Junioren-Weltmeister; d. Red.) eine neue Form für seinen Schlitten gebastelt, das Modell, aus dem dann die Verkleidung gegossen wird. Ganz normales Handwerk. Und das andere: Der Sport sollte immer an sich arbeiten, um attraktiv zu bleiben, für den Zuschauer spannend, aber verständlich. Das ist mit der Teamstaffel sehr, sehr gut gelungen. Ein tolles Format, das ja auch auf Anhieb olympisch geworden ist. Die Fernsehleute, die Sportler, die Zuschauer lieben es. Man sollte aber die Sportarten nicht mit zu vielen Formaten versehen, siehe Biathlon, deshalb sehe ich den Rodel-Sprint etwas differenzierter, zumal entscheidende Leistungsparameter ausgeklammert werden, wenn etwa der Start fliegend erfolgt. Da könnte man ja gleich ein Seifenkistenrennen machen.
Fünf Kernsätze von Georg Hackl:
- Es sollte eigentlich bei jedem Menschen angekommen sein, dass das Lernen, solange man lebt, nie aufhört.
- Ich merke, wenn jemand seinen Bereich im Griff, seinen Schreibtisch aufgeräumt hat. So was beeindruckt mich, und ich versuche dann, es wirken zu lassen und mir auch zu eigen zu machen.
- Was man sich selbst erarbeitet hat, besitzt einen sehr großen Wert. Die Besten wären dumm, wenn sie grenzenlos gratis ihr Wissen an den Wettbewerber preisgäben.
- Mein Credo ist, die Leute durch überzeugende Argumente in die richtige Spur zu bringen.
- Der richtige Umgang mit Misserfolgen führt unweigerlich wieder zum Erfolg.
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