Die Bienen fliegen (bald nicht mehr)

Von Norbert Heimbeck
Allerlei setzt den Bienenvölkern heuer mehr zu als in den Jahren zuvor. Archivfoto: Karl-Josef Hildenbrand dpa Foto: red

Dauerstress: Den Bienen geht es schlecht. Die Hauptursachen sind Nahrungsmangel, Pestizide und Parasitenbefall. Die Menschen sind auf die kleinen Honigsammler angewiesen. Der Kurier sagt, warum.

 
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Jeder dritte Bissen

BESTÄUBUNG

Etwa 80 Prozent der heimischen Nutz- und Wildpflanzen sind auf Honigbienen angewiesen. Ohne die Bienen als Bestäuber wäre das gesamte Nahrungsangebot wesentlich ärmer – etwa ein Drittel aller Nahrungsmittel stammt von bienenbestäubten Pflanzen. Auch wenn andere Insekten diese Aufgabe teilweise übernehmen könnten, sind Honigbienen schon alleine wegen ihrer Anzahl (ein Bienenvolk umfasst im Sommer 30 000 bis 50 000 Individuen) dafür besonders geeignet.

Milliardenwerte

DRITTWICHTIGSTES NUTZTIER

Der volkswirtschaftliche Nutzen der Bestäubungsleistung der Honigbienen übersteigt in Deutschland den wert der Honigproduktion um das Zehn- bis Fünfzehnfache. In Geldwert sind das rund zwei Milliarden Euro jährlich. Damit nimmt die Honigbiene volkswirtschaftlich betrachtet nach Rind und Schwein den dritten Platz auf der Liste der wichtigsten Nutztiere ein.

Bienenfleißig

20.000 FLÜGE

Während eines Sammelfluges bleiben Bienen einer Blütenart treu. Sie sind perfekt organisiert und kommunikationsfähig. Etwa 20 000 Mal muss eine Biene ausfliegen, um einen Liter Nektar zu sammeln. Nach der Verarbeitung durch das Bienenvolk ergibt diese Menge am Ende lediglich etwa 200 Gramm Honig, hat das Institut für Bienenkunde in Celle errechnet. Während eines Sammeltages fliegt eine Biene bis zu 30 Mal aus und besucht bei einem Flug bis zu 300 Blüten.

Bienenkiller

VARROA-MILBE

Das derzeit größte Gesundheitsproblem für Bienenvölker stellt der Befall durch die Varroa-Milbe dar. Die Bekämpfung dieser Milben ist daher Ziel der Forschung. Daneben hat die Biene mit weiteren Parasiten und Krankheitserregern zu kämpfen, wobei insbesondere Viruserkrankungen zugenommen haben. Auch die Wildbienen sind stark gefährdet. Aufgrund der Intensivierung der Landwirtschaft und der Ausbreitung der Städte fehlen den Wildbienen Nahrungsquellen und Nistplätze.

Pestizide

DAS VERBOT IST DA

Sogenannte Neonikotinoide im Pflanzenschutz vorbeugend gegen Parasitenbefall eingesetzt. Im Jahr 2008 starben in Baden-Württemberg Zehntausende Bienenvölker, verantwortlich dafür soll das Pestizid Clothianidin gewesen sein. Bundesagrarminister Christian Schmidt (CSU) hat Ende Juli in einer Eilverordnung den Handel mit und die Nutzung von Wintergetreide-Saatgut verboten, das mit bestimmten neonikotin-oidhaltigen Pflanzenschutzmitteln behandelt wurde.

Agrarwüsten

HUNGERSNOT DROHT

Städte mit ihren Parks, Grünflächen und artenreichen Gärten sind für Honigbienen heute oft bessere Lebensräume als die freie Landschaft. Riesige Anbauflächen zum Beispiel mit Mais (als Energielieferant) sind aus Sicht der Imker problematisch, denn die Bienen finden hier kaum Pollen. Eine Alternative zum Maisanbau ist etwa die Becherpflanze.

Das Ende

WAS EINSTEIN (NICHT) SAGTE

Wenn die Bienen verschwinden, hat der Mensch nur noch vier Jahre zu leben; keine Bienen mehr, keine Pflanzen, keine Tiere, keine Menschen mehr.“ Dieses dramatische Zitat wird dem Genie Albert Einstein zugeschrieben. Allerdings finden sich zahlreiche Belege (etwa im Einstein-Archiv in Israel), dass der Wissenschaftler das nicht gesagt hat. Das massive Bienensterben, das in Europa und Nordamerika beobachtet wird, traf in einigen Regionen bis zu 80 Prozent der Völker.

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