Die Anlagen erzeugen dann zusammen fast fünf Megawatt Strom Windräder bei Hüll sind bald fertig

Von Udo Schuster
Als das erste über zehn Tonnen schwere Flügelblatt festgeschraubt wurde, frischte der Wind in Hüll am Vormittag auf und erreichte zeitweise Geschwindigkeiten zwischen zehn bis 14 Meter pro Sekunde. ⋌Foto: Udo Schuster Foto: red

Nur noch wenige Wochen dauert es, bis die beiden Windräder bei Betzenstein auf der Hochfläche nördlich von Hüll die Windkraft in Strom umwandeln. Diese Windkraftanlagen erzeugen dann zusammen fast fünf Megawatt Strom. Das ist mehr als die kleinste Stadt Frankens selbst verbraucht, sagt Bürgermeister Claus Meyer. Die Gesamtkosten für beide Windkraftanlagen belaufen sich auf rund 9,5 Millionen Euro.

 
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Wie Hanno Jauken, der Bauleiter der ausführenden Firma Nordex Energy GmbH aus Hamburg, berichtet, verlaufen die Arbeiten planmäßig, auch wenn manchmal der Wind in der Höhe des Aufstellkrans mit seinen 158 Metern über dem rund fünf Meter tiefen Fundament für die Montage der schweren Bauteile grenzwertig erschien. „Mehr wie sechs Meter Windgeschwindigkeit pro Sekunde darf beim Hochziehen des Rotorsterns nicht sein, denn die Rotorblätter werden am Boden mit der Nabe verbunden und bilden dann in der Nabenhöhe mit 141 Metern eine große Windangriffsfläche. Wenn bereits am Boden ein Luftzug zu spüren ist, dann ist dieser an der Kranspitze meist doppelt so stark“.

Mächtige Türme

Nachdem der erste Bauabschnitt mit den aus Neumarkt angelieferten Betonteilen begann, die im unteren Bereich des Turmes als Halbschalen hergestellt und erst vor Ort miteinander zu einem Ring mit einem Durchmesser von elf Metern verbunden worden sind, erkannte man die Mächtigkeit dieser Türme.

Mit dem anschließenden Verspannen der Betonteile erreichten die beiden Türme bereits eine Höhe von rund 80 Metern. Am vergangenen Montag wurde nun auch der riesige Kran mit seinen 158 Metern Höhe einsatzbereit montiert. Der Kranführer setzte dann am Dienstag zunächst zwei weitere Stahlsegmente bis auf eine Höhe von etwa 139 Metern drauf.

Wind war zu stark

Am gleichen Tag fand ebenfalls das Maschinenhaus mit dem Triebstrang, der Rotorwelle sowie das Getriebe mit dem Generator seinen Platz auf der Spitze des mächtigen Turms. Am Donnerstag sollte eigentlich die Nabe mit den Rotorblättern am Erdboden montiert und hochgezogen werden. Als das erste über zehn Tonnen schwere Flügelblatt festgeschraubt wurde, frischte der Wind am Vormittag auf und erreichte zeitweise Geschwindigkeiten zwischen zehn bis 14 Meter pro Sekunde – zu viel für diese Präzisionsarbeit. Überhaupt fordert der Aufbau ständig volle Konzentration für das 15-köpfige internationale Spezialistenteam für Montage und Kran. Immerhin hat dieser Rotorstern mit den Flügelblättern, der schließlich am Freitagvormittag montiert werden konnte, doch einen Durchmesser von 117 Metern.

2400 Kilowatt

Im Inneren der Windräder mit jeweils 2400 Kilowatt befinden sich neben der Trafostation auch Meß-, Regel- und Schaltschränke sowie ein kleiner schmaler Aufzug zum Maschinenhaus. Selbstverständlich ist dort über die gesamte Höhe auch eine Steigleiter angebracht, die den Abstieg bei einer Störung ermöglicht. Zurzeit ist im Turm aber noch ein unglaublicher Leitungs- und Kabelwust zu finden.

Bereits seit 2013 lief die Planung dieser Schwachwindanlagen, erklärt Hans Gebhard, der Vorsitzende der „Bürgerenergiewerke Schnaittachtal und Umgebung e.G.“ (BEW). „Die Idee kam uns durch ausgewiesene Vorrangflächen und da wir bereits mit einer Photovoltaikanlage am Bauhof der Stadt Betzenstein Kontakt zur Verwaltung hatten, kamen wir mit Bürgermeister Claus Meyer ins Gespräch, der mit seinen Stadträten von Anfang an beschlossen hatte die Bürger einzubinden. Als Planer holten wir uns die Dornauer Windkraft UG mit ins Boot“, sagt Gebhard.

 Risiko auf drei Partner verteilt

Das anfängliche finanzielle Risiko wurde unter den drei Partnern (BEW, Stadt Betzenstein, Dornauer Windkraft) auf gleiche Schultern verteilt. Nachdem am 11.November 2014 die Baugenehmigung erteilt wurde, also wenige Tage vor in Kraft treten der neuen 10H-Regelung von Ministerpräsident Horst Seehofer, erfolgte ein Finanzierungsplan. Innerhalb von nur zwei Wochen zeichneten Ende letzten Jahres 74 Kommanditisten Summen zwischen 5000 und 200 000 Euro, insgesamt 2,3 Millionen Euro. Der Restbetrag wird durch ein Bankdarlehen finanziert. Da dieser Windpark von Beginn an als Bürgerwindprojekt konzipiert wurde, erhielten Anwohner im Umkreis und Grundstückseigentümer des Windparks, sowie Genossenschaftsmitglieder der BEW den Vorzug bei der Beteiligung an der nun neu gegründeten Firma – der Windkraft Betzenstein-Hüll UG & Co.KG .