DGB-Kundgebung am 1. Mai Lasten der Corona-Krise gerecht verteilen

Peter Engelbrecht , aktualisiert am 02.05.2021 - 11:12 Uhr

Eine gerechte Verteilung der finanziellen Corona-Lasten forderten die Gewerkschaften auf der Kundgebung zum 1. Mai in Bayreuth. Gut 100 Zuhörer waren gekommen. Corona-Schutzmaßnahmen waren Pflicht.

 
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Bayreuth - Rote Gewerkschaftsfahnen, Transparente mit dem diesjährigen DGB-Motto zum 1. Mai „Solidarität ist Zukunft“ und gut 100 Zuhörer – die Maikundgebung fand in diesem Jahr unter Corona-Schutzbestimmungen unter freiem Himmel auf dem Marktplatz in Bayreuth statt.

Ein Mindestabstand von 1,50 Metern und eine FFP2-Maskenpflicht waren vorgeschrieben. Als Rednerin zum Tag der Arbeit hatte Tina Karimi-Krause, Bezirksgeschäftsführerin Verdi Oberfranken-Ost, Premiere. Im Mittelpunkt ihrer gut 20-minütigen Ansprache stand die Forderung nach einem finanziellen Ausgleich für Beschäftigte, die besonders stark unter der Corona-Pandemie zu leiden haben.

Tausende Arbeitnehmer seien arbeitslos oder müssten kurzarbeiten, da Restaurants, Kneipen, Kinos und Theater geschlossen seien. Pflegekräfte, Ärzte, Kassiererinnen, Erzieherinnen und viele andere Berufsgruppen „arbeiten am Limit, um die Versorgung aufrecht zu erhalten“, betonte die Gewerkschafterin. „Auch Eltern, Erzieher und Lehrer laufen am Limit“, fügte sie hinzu.

Besserverdiener könnten hingegen häufig ohne Gehaltseinbußen von zu Hause weiterarbeiten, während Geringverdiener auf Kurzarbeit gesetzt oder entlassen würden. „Das Virus trifft die Verwundbaren besonders hart und verschärft so die soziale Spaltung unserer Gesellschaft“, beklagte Karimi-Krause in ihrer Rede, die immer wieder von Applaus unterbrochen wurde.

In dieser historischen Krise zeige sich wieder einmal, wie wichtig Gewerkschaften für die arbeitenden Menschen seien. „Wir konnten Einkommen sichern, Entlassungen verhindern und soziale Härten abfedern“, betonte sie. Trotz Corona seien die Tariflöhne im vergangenen Jahr um durchschnittlich zwei Prozent gestiegen.

Nun gelte es, politische Lehren aus der Corona-Krise zu ziehen. Der Arbeitsmarkt müsse neu geordnet und die Verhandlungsmacht der Beschäftigten gestärkt werden. „Wir müssen die sozialen Sicherungssysteme armuts- und krisenfest machen“, forderte Karimi-Krause. Die öffentliche Daseinsvorsorge und systemrelevante Berufe müssten aufgewertet werden. Der ökologische Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft müsse vorangetrieben werden – und zwar sozial. „Und wir müssen dafür sorgen, dass die Krisenlasten gerecht verteilt werden“, forderte die Rednerin.

Sie verlangte, den Mindestlohn von derzeit knapp zehn auf mindestens zwölf Euro pro Stunde zu erhöhen. Die sozialen Berufe müssten aufgewertet werden. Fast jede fünfte Beschäftigte arbeite heute in einem Erziehungs-, Gesundheits- oder Pflegeberuf – 80 Prozent davon seien Frauen. Erzieherinnen, Kranken- oder Altenpflegerinnen würden vielfach nicht angemessen bezahlt und müssten bei ständiger Personalknappheit arbeiten. „Das ist ein Skandal“, schimpfte Karimi-Krause. In den Krankenhäusern fehlten rund 100 000 Pflegekräfte, in der Altenpflege rund 115 000 Kräfte.

Wer mehr Geld für Bildung, Gesundheit und Soziales ausgeben will, der müsse den privaten Reichtum in die Pflicht nehmen. Topverdiener, Vermögende und finanzstarke Unternehmen müssten stärker besteuert werden. In Deutschland lebten 123 Milliardäre und 1,2 Millionen Millionäre. Das reichste Promille – 70 000 Superreiche – besitze ein Viertel, das reichste Zehntel mehr als zwei Drittel des Gesamtvermögens.

Eine Ausbildungsoffensive der Wirtschaft und eine Abgabe für diejenigen Unternehmen, die nicht ausbilden, forderte Nadine Piskol von der IG Metall-Jugend Ost-Oberfranken. 2019 seien rund eine viertel Million junger Menschen ohne Ausbildungsplatz in Übergangsmaßnahmen der Arbeitsagentur geparkt worden.

Oberbürgermeister Thomas Ebersberger bezeichnete in seinem Grußwort das Thema Solidarität als „ganz wichtiges Thema“. In der Corona-Pandemie könnten viele Probleme ohne Solidarität nicht gelöst werden. Hier sei man auf gutem Weg. In Bayreuth sei bezahlbarer Wohnraum und eine gute öffentliche Infrastruktur notwendig. Ebersberger sprach sich gegen befristete Arbeitsverträge aus.

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