Nun gelte es, politische Lehren aus der Corona-Krise zu ziehen. Der Arbeitsmarkt müsse neu geordnet und die Verhandlungsmacht der Beschäftigten gestärkt werden. „Wir müssen die sozialen Sicherungssysteme armuts- und krisenfest machen“, forderte Karimi-Krause. Die öffentliche Daseinsvorsorge und systemrelevante Berufe müssten aufgewertet werden. Der ökologische Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft müsse vorangetrieben werden – und zwar sozial. „Und wir müssen dafür sorgen, dass die Krisenlasten gerecht verteilt werden“, forderte die Rednerin.
Sie verlangte, den Mindestlohn von derzeit knapp zehn auf mindestens zwölf Euro pro Stunde zu erhöhen. Die sozialen Berufe müssten aufgewertet werden. Fast jede fünfte Beschäftigte arbeite heute in einem Erziehungs-, Gesundheits- oder Pflegeberuf – 80 Prozent davon seien Frauen. Erzieherinnen, Kranken- oder Altenpflegerinnen würden vielfach nicht angemessen bezahlt und müssten bei ständiger Personalknappheit arbeiten. „Das ist ein Skandal“, schimpfte Karimi-Krause. In den Krankenhäusern fehlten rund 100 000 Pflegekräfte, in der Altenpflege rund 115 000 Kräfte.
Wer mehr Geld für Bildung, Gesundheit und Soziales ausgeben will, der müsse den privaten Reichtum in die Pflicht nehmen. Topverdiener, Vermögende und finanzstarke Unternehmen müssten stärker besteuert werden. In Deutschland lebten 123 Milliardäre und 1,2 Millionen Millionäre. Das reichste Promille – 70 000 Superreiche – besitze ein Viertel, das reichste Zehntel mehr als zwei Drittel des Gesamtvermögens.
Eine Ausbildungsoffensive der Wirtschaft und eine Abgabe für diejenigen Unternehmen, die nicht ausbilden, forderte Nadine Piskol von der IG Metall-Jugend Ost-Oberfranken. 2019 seien rund eine viertel Million junger Menschen ohne Ausbildungsplatz in Übergangsmaßnahmen der Arbeitsagentur geparkt worden.
Oberbürgermeister Thomas Ebersberger bezeichnete in seinem Grußwort das Thema Solidarität als „ganz wichtiges Thema“. In der Corona-Pandemie könnten viele Probleme ohne Solidarität nicht gelöst werden. Hier sei man auf gutem Weg. In Bayreuth sei bezahlbarer Wohnraum und eine gute öffentliche Infrastruktur notwendig. Ebersberger sprach sich gegen befristete Arbeitsverträge aus.