Hansi Flick: „Darum geht es, dass wir gleich sind“
Die Nationalspieler werden im Rahmen der aktuellen Länderspiele in der Nations League gegen Ungarn und England praktisch täglich mit dem Thema konfrontiert. Keine leicht zu lösende Situation, wie Hansi Flick konstatierte. „Es ist einfach, immer zu kritisieren, wenn man irgendwo sitzt und nicht die Entscheidung trifft“, sagte der Bundestrainer vor der Ungarn-Partie in Leipzig.
„Es geht jetzt darum, dass es nicht nur die Regenbogenfarben sind, sondern alle. Es sind alle damit gemeint, jeder Einzelne, der hier sitzt, der auf der Welt ist. Darum geht es, dass wir gleich sind“, argumentierte Flick.
Die ganze Aufregung also ein einziges Farb-Missverständnis? Die Binde sollte nach DFB-Angaben gar keinen Regenbogen darstellen. Die Botschaft des ‚One Love Armbands’ soll sich vielmehr gegen jede Form von Diskriminierung wenden.
„Rot, Schwarz und Grün finden sich in der Panafrikanischen Flagge, Pink, Gelb und Blau symbolisieren die Pansexual Flagge. Die an der Aktion ‚One-Love-Armband’ beteiligten Nationen wollen eine positive Botschaft für jede Form von Vielfalt senden“, hieß es am Freitag vom DFB. Die Niederländer nutzen das Logo schon länger und machten ihren europäischen Kollegen den Vorschlag zur gemeinsamen Nutzung. DFB-Kapitän Neuer hatte bei der EM 2021 mit einer Regenbogen-Binde gespielt.
Verbandskongress zur Menschenrechtslage in Katar
Die Nationalspieler wurden vom DFB in mehreren Workshops für die Katar-Problematik sensibilisiert. „Das wird nicht die einzige Aktion sein, die wir erleben. Wir versuchen, unseren Beitrag zu leisten. Einfach wegzublicken, wäre das schlimmere Übel“, sagte der Gladbacher Jonas Hofmann bei der Präsentation der Spielführerbinde mit dem „One Love“-Aufdruck. Auf die Kritik an den Farbnuancen reagierte der 30 Jahre alte Profi gelassen. „Ein paar Farben vom Regenbogen waren drin. Jeder weiß, was gemeint ist“, sagte Hofmann.
DFB-Direktor Oliver Bierhoff hatte zu Wochenbeginn bei dem Verbandskongress zur Menschenrechtslage in Katar den Konflikt für die Fußball-Profis zwischen Sport und gesellschaftlicher Erwartungshaltung verdeutlicht. „Wir müssen darauf achten, diesen Spagat zu finden, zwischen der Verantwortung und dem Bewusstsein, das wir als Menschen haben. Auf der anderen Seite gehen wir als deutsche Fußball-Nationalmannschaft rüber. Wir vertreten unser Land, wir wollen erfolgreich Fußball spielen“, sagte der 54-Jährige.
Nationalspieler Nico Schlotterbeck sieht nicht zuerst die Fußballer in der Pflicht. „Wir Spieler können aus meiner Sicht ohnehin wenig beeinflussen, das ist in erster Linie eine Sache der Funktionäre und der Politik. Wir Sportler haben das Turnier nicht nach Katar vergeben“, sagte der 22-Jährige dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Die Aufgabe der Spieler sei es, bei der WM maximalen Erfolg zu haben. Der Fußball müsse für alle da sein und allen offen stehen. „Er steht für Vielfalt“, sagte der Verteidiger von Borussia Dortmund.