Deutsche Wirtschaft: Solide aufwärts

Von Roland Töpfer

Wir haben uns daran gewöhnt, an dieses stetige, moderate Aufwärts der deutschen Wirtschaft. Und so sind die neuesten Analysen und Prognosen der führenden Institute auch keine Überraschung, es sei denn, man wundert sich, dass Deutschland in diesen unruhigen Zeiten noch immer der ruhende Pol der Stabilität ist.

 
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Der maßvolle Aufschwung geht nun schon ins fünfte Jahr. Die erfreulichste Zahl des Frühjahrsgutachtens betrifft den Arbeitsmarkt, der immer mehr Jobs liefert. Nach 6,1 Prozent im letzten Jahr soll die Arbeitslosenquote 2017 auf 5,7 und 2018 auf 5,4 Prozent sinken.

In Bayern und Oberfranken, wo es mit Quoten von drei bis vier Prozent in vielen Regionen nahezu Vollbeschäftigung gibt, werden noch mehr Unternehmen nicht die Mitarbeiter finden, die sie bräuchten. Das kann zur bedrohlichen Wachstumsbremse werden.

Niedrige Arbeitslosenquoten und regelmäßige Tariferhöhungen erhöhen die Kaufkraft der Verbraucher, solange die Preise nicht abheben. Nach vielen Jahren quasi ohne Inflation ändert sich nun die Lage an der Preisfront. Nach 0,5 Prozent Inflation 2016 rechnen die Institute dieses Jahr mit 1,8 Prozent, 2018 dann mit 1,7 Prozent. Die Werte liegen im Zielkorridor der Zentralbank, die Geldwertstabilität mit knapp zwei Prozent Inflation definiert.

Die Reallohngewinne der Beschäftigten aus den letzten Jahren werden mit der nun deutlich höheren Teuerungsrate nicht zu halten sein. Und Sparvermögen, die mit ihren Zinsen früher einmal kleine Extras finanzierten, bringen nichts mehr ein. Die Zeit für die Zinswende der Zentralbank ist gekommen, aber die EZB hängt lieber in der Warteschleife.