Der Textilingenieur tritt 2017 an – Energiegewinnung sein Schwerpunkt Bundestagswahl: Grüne nominieren Tutsch

Von Stephan Herbert Fuchs

Der Kreisverband von Bündnis90/Grüne hat den Textilunternehmer Markus Tutsch aus Kirchleus als Kandidaten für die Bundestagswahl 2017 nominiert. Tutsch ist ein Kandidat, den die Grünen nur selten in ihren Reihen finden.

 
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 Foto: red

Er bezeichnet sich selbst als „relativ unbeschriebenes Blatt“. Dabei ist Markus Tutsch (47) Sprecher der Grünen im Kreisverband Hof, erfolgreicher Textilunternehmer mit eigener Firma im sächsischen Grünbach und seit 2014 Kulmbacher mit Wohnsitz in Kirchleus. Bei der Aufstellungsversammlung am Donnerstagabend in Kulmbach wurde der 47-jährige einstimmig und ohne Gegenkandidaten mit allen neun möglichen Delegiertenstimmen zum Direktkandidaten für den Bundestagswahlkreis Kulmbach/Lichtenfels gewählt. Zum Wahlkreis gehören auch große Teile des Landkreises Bamberg. Die Bundestagswahl findet voraussichtlich im September 2017 statt.

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Seit 2004 selbstständig

Der gebürtige Münchberger ist gelernter Textilmaschinenführer und hat ein Ingenieursstudium absolviert. Zu seinen beruflichen Stationen gehören die Textilgruppe Hof, eine Spinnerei in Aachen und die Schoedel AG in Münchberg, in der er zuletzt bis zur Übernahme durch einen niederländischen Investor als Prokurist tätig war.

2004 folgte der Schritt in die Selbstständigkeit, zunächst als Handelsvertreter, ehe er 2004 sein eigenes Unternehmen STS Textiles mit Sitz im sächsischen Grünbach gründete. Die Firma mit rund 40 Mitarbeitern hat sich unter anderem auf die Produktion von Heimtextilien verlagert.

Für nachhaltiges Wirtschaften

„Es macht Sinn, sich einzumischen“, sagte Tusch, der von der Kulmbacher Sprecherin Dagmar Keis-Lechner als Direktkandidat ins Spiel gebracht wurde. Sein Thema ist die Wirtschaftspolitik, wobei er selbstbewusst den Slogan „nachhaltige Wirtschaft ist erfolgreiche Wirtschaft“ ausgab.

Markus Tutsch muss es wissen, 2014 wurde sein Unternehmen als „Top-Innovator“ ausgezeichnet, im gleichen Jahr erhielt er den Preis „Deutschland – Land der Ideen“ für sein Patent eines Gewebes, das thermische Energie speichern und nach Bedarf kühlen oder wärmen kann.

Wachstum nicht um jeden Preis

Erfolgreiche Wirtschaft dürfe aber keinesfalls auf Wachstum um jeden Preis setzen, sagte Tutsch. Dazu komme, dass kleine, lokale Strukturen stabiler sind, als globale. In Richtung Europäische Union schlug Tutsch durchaus auch kritische Töne an: „Wir sollten versuchen, die Vielfalt zu erhalten, und nicht alles in Normen quetschen“, sagte er. Tutsch bezeichnete sich bei der Aufstellungsversammlung selbst als absoluten Gegner der geplanten Handelsabkommen TTIP und CETA. Beide seien absolut demokratiefeindlich und würden in jeden nur denkbaren Lebensbereich eingreifen.

„Wenn wir CETA und TTIP so durchlassen, dann geben wir einen Teil unserer Demokratie aus der Hand, und zwar durch die Hintertür“, so Tutsch. Er selbst kenne keinen einzigen Unternehmer, der dafür ist. Als weiteren Schwerpunkt seiner politischen Vorstellungen nannte der Grünen-Kandidat das Feld der nachhaltigen Energiegewinnung. Lokale Energieerzeugung sei nicht nur ökologisch sinnvoll, sondern auch günstiger. Niemand habe eine Lösung für die Atommüllproblematik und nichts sei günstiger als Wasser, Wind und Sonne.

Bewunderung für Angela Merkel

Auch zur Flüchtlingspolitik nahm Markus Tutsch Stellung: Er bewundere noch immer die Entscheidung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die Grenzen zu öffnen, auch wenn man aus heutiger Sicht einiges besser hätte machen können. „Menschlichkeit ist nicht an einer Grenze festzumachen“, sagte er, und weiter: „Menschlichkeit ist nicht verhandelbar“. Allerdings sollte die Politik nicht nur an den Symptomen, sondern auch an den Fluchtursachen arbeiten.

Auf die Frage, ob Tutsch eher Rot-Rot-Grün oder Schwarz-Grün bevorzuge, zog sich der Kandidat diplomatisch aus der Affäre. Die Frage sei dann zu beantworten, wenn sie sich stellt, sagte er. Er könne mit jedem zusammenarbeiten, der in die gleiche Richtung schaut.