Der sogenannte "Fair-Teiler" für Lebensmittelspenden wird genutz Bayreuth: Offenes Regal für alle kommt gut an

Von Norbert Heimbeck
Clarissa Bach und Thomas Süß, die Initiatoren des Fair-Teilers in der Stadtbibliothek RW21. Foto: red

„Ich hätte nie mit einer solchen Resonanz gerechnet,“ sagt Clarissa Bach fröhlich lachend. Die Bayreuther zeigen sich offenbar am offenen Regal im RW21, dem sogenannten "Fair-Teiler", von ihrer freundlichsten Seite. Ganz viele Leute spenden privat ihre überschüssigen Lebensmittel. Eine erste Bilanz.

 
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Anfang Mai haben die vier Studenten Elisabeth Englram, Clarissa Bach, Kristina Kötterheinrich und Thomas Süß den Schrank im Eingangsbereich der Bayreuther Stadtbibliothek aufgestellt und mit einer ersten Lebensmittel-Spende bestückt. Seither herrscht reger Betrieb, werden Salate, Bananen, Erdbeeren, Haferflocken und Tütensuppen hineingelegt und sind kurz darauf schon wieder abgeholt.

Putzhilfe angeboten

Clarissa Bach sagt, bereits in den ersten Tagen habe ihr eine Rentnerin angeboten, zweimal pro Woche den Schrank zu putzen. Eine Bayreutherin habe ihr in einem Brief angeboten, Gartenkräuter zu spenden. Die Studenten sind hoch erfreut, dass ihre Idee bei den Bayreuthern so gut ankommt: „Wir haben auch schon von Leuten gehört, bei denen das Geld am Monatsende knapp wird, dass sie das Angebot gerne nutzen,“ sagt Bach. Auch die Damen vom Bibliotheks-Team bestätigen das Publikumsinteresse.

Die Lebensmittelretter

Die Idee zum Fair-Teiler hatten die „Lebensmittelretter“. Das ist eine Gruppe meist junger Leute, die nach Ladenschluss Lebensmittel abholt, die in den Geschäften nicht mehr verkauft werden – zum Beispiel, weil der Salat ein wenig welk ist, die Bananen braune Flecken haben und die Karotten schrumpelig. Der Makel ist nur optisch, geschmacklich sind diese Lebensmittel noch in Ordnung. Weil sie die Nase voll hatten von der Verschwendung noch genießbarer Lebensmittel, haben sie auf Facebook eine „Foodsharing“-Gruppe gegründet. „Weil es immer noch Leute gibt, die weder Internet noch Facebook haben, haben wir einen Weg gesucht, unsere Idee ins richtige Leben zu transportieren,“ sagt Thomas Süß.

Von privat an privat

Der Fair-Teiler richtet sich ausdrücklich an Privatleute, die ihre überschüssigen Lebensmittel abgeben beziehungsweise sich an dort vorhandenen Spenden bedienen können. Wichtig ist allerdings: Bislang ist der Fair-Teiler ein simpler Schrank, deshalb sollen keine Speisen abgegeben werden, die gekühlt werden müssen. Clarissa Bach: „Wir arbeiten daran, auch einen Kühlschrank aufzustellen. Derzeit warten wir auf den Bescheid des Ordnungsamtes.“

Keine Kühlschrankwaren

Der Schrank selbst steht beinahe unauffällig in der Ecke im Bibliotheksfoyer. Ein paar Plakate kleben an den Türen, eine Liste zeigt, welcher Helfer an welchem Tag geputzt hat. Das mit den Kühlwaren hat nicht immer geklappt, heißt es aus der Bibliothek.

Das Fair-Teiler-Team ist jedoch zuversichtlich, dass sich das noch herumspricht. Eventuell gestalten sie ein neues Plakat, auf die Sache mit der Kühlung noch einmal erklärt wird. Bach und Süß sind nach den ersten vier Wochen jedoch überzeugt: „Das Angebot kommt bei den Bayreuthern richtig gut an. Wir haben da noch einige Ideen, wie wir das ausweiten können.“

Info: Der Fair-Teiler ist zu den Öffnungszeiten der Stadtbibliothek zugänglich: dienstags bis freitags jeweils von 10 bis 19 Uhr, samstags von 10 bis 15 Uhr.

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