Laut Oberstaatsanwalt Schmitt wissen die Behörden, dass der Tscheche im Frühjahr 2014 aus der Gegend von Eger ins Fichtelgebirge kam. In seiner Heimat hatte er bis 2006 in der Landwirtschaft gearbeitet. Er soll ein Haus geerbt haben, das jedoch zerfiel. Danach wählte der Mann die große Freiheit. Schmitt: "Er sagt, dass er seit 2006 im Wald lebt, weil es ihm dort besser gefällt als in der Stadt."
Klassische Polizeiarbeit führt zum Erfolg
Die Wunsiedler Polizei machte bei der Jagd nach dem Waldläufer eine neue Erfahrung: Der Gesuchte war nicht aufzuspüren. Selbst wenn er ein Handy gehabt hätte, wäre er bei dem schlechten Funkempfang rund um den Großen Kornberg nicht zu orten gewesen - die neueste und beliebteste Wunderwaffe der Polizei, die Funkzellenortung, konnte nicht angewendet werden.
Es war also "klassische Polizeiarbeit" notwendig, wie der Chef der Wunsiedler Polizei, Willi Dürrbeck, erklärte: Die Spurensicherung stellte nach ersten Einbrüchen fest, dass immer wieder dasselbe Aufbruchswerkzeug - ein Geißfuß - verwendet wurde. DNA-Spuren von verschiedenen Tatorten rundeten das Bild ab: Es war ein und dieselbe Person.
Erst der DNA-Abgleich mit Spuren in internationalen Datenbanken brachte den Treffer und den Hinweis auf die Identität des heute 61-jährigen Tschechen: Er hatte in Österreich 70 Einbrüche begangen und war dort im Jahr 2010 für einige Monate eingesperrt worden.
Strategisch Spuren verwischt
Die Ermittlungsgruppe "Waldläufer" unter Führung der Wunsiedler Polizei setzte Hubschrauber ein, Suchhunde. Polizisten gingen rund um den Kornberg dienstlich Wandern, Pilze sammeln oder Mountainbikefahren. Polizisten saßen manch lange Nacht in Jagd- oder Fischerhütten erfolglos auf der Lauer. 50 Beamte waren zeitweise im Einsatz.
In vielen Fällen kamen die Fahnder knapp zu spät. Hauptkommissar Roth: "Er war für uns unsichtbar." Heute wissen die Wunsiedler Polizisten, dass der Gesuchte sich wie ein geübter Jäger verhielt: Der Waldläufer überquerte auf der Flucht befahrene Straßen, so dass Suchhunde die Spur verloren. Er ging durch Bäche, so dass er im wahrsten Sinn des Wortes spurlos verduften konnte. Seine Behausung hatte er strategisch am Rand eines Sumpfgebietes, zwischen zwei Bächen, angelegt. Willi Dürrbeck: "Am Tag der Festnahme wateten Kollegen bis zu den Knien durchs eisige Wasser."
Was die Polizisten in dem Waldläuferversteck vorfanden: Am Eingang eine Räucherkammer, in der der Waldmensch gestohlene Lebensmittel und getötete Tiere haltbar machte. Sein Zelt war in verschiedene Zimmer unterteilt. Hauptkommissar Roth halb scherzhaft: "Es war so gut isoliert, dass es wahrscheinlich vom Staat energetisch gefördert werden könnte."
In der Behausung ein Sammelsurium an Habseligkeiten - von der Seife bis zum selbstgebauten Jagdbogen, von der Propangasheizung zum Gummistiefel, vom Dartpfeil bis zur Schubkarre. Und doch spricht eines dafür, dass es in der selbstgewählten Einsamkeit des Einsiedlers vom Kornberg auch bittere Momente gab: An einer Zeltwand hing eine Fotosammlung mit barbusigen Frauen aus Erotikmagazinen.