Der Plattfuß ist Geschichte: Michelin baut das Polymerspeichen-Rad Michelin arbeitet an Reifen ohne Luft

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Rund acht Millionen Pkw-Reifen produziert das Michelin-Werk in Hallstadt bei Bamberg Jahr für Jahr. Herkömmliche Reifen, in die Luft gepumpt wird, damit die Autos rollen können. Vielleicht gibt es aber bald Reifen, die ohne Luft funktionieren. Der klassische „Plattfuß“ wäre damit endgültig Geschichte.

 
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Im letzten Jahr hat Michelin in Piedmont (South Carolina) eine Fabrik eröffnet, die luftdrucklose Reifen herstellt, die von Polymerspeichen getragen werden. Der „Tweel“ wird auf Land-, Gartenbau- und Erdbewegungsmaschinen montiert. Der im Forschungszentrum Greenville entwickelte Reifen ist nach Angaben des Herstellers „ein revolutionäres Konzept und ein wichtiger Meilenstein für die zukünftige Reifenentwicklung“. Er kommt ohne Luftdruck aus und kombiniert Rad und Reifen in einem Bauteil. Hochflexible Speichen aus Polyurethan übernehmen die Feder- und Dämpfungswirkung der Luft. Der klassische „Plattfuß“ ist damit endgültig Geschichte.

Dies sei insbesondere in der Bau- und Landwirtschaft sowie im Recyclinggewerbe ein großer Vorteil, heißt es. Bedingt durch den häufig aggressiven Untergrund in diesen Einsatzbereichen, treten Reifenpannen hier deutlich häufiger auf als im Straßenverkehr. Auch bei Aufsitzmähern wird der Neue verbaut. Ralph Dimenna, Vorsitzender von Michelin Tweel Technologies: „Der Tweel ist die erste Gürtelreifenkonstruktion in Großserie, die ohne Luftdruck funktioniert.“
Doch ist das neue Konzept auch für Pkw tauglich? Wird der Tweel in einigen Jahren auch in Hallstadt produziert?

Prinzipiell denkbar sei ein Pkw-Einsatz schon, sagt Pressesprecher Michael Küster bei Michelin in Karlsruhe auf Kurier-Nachfrage. Doch für sehr wahrscheinlich hält Küster dies zunächst noch nicht. Denn dafür seien Traglasten und Geschwindigkeiten bei Pkws einfach zu hoch. Zwar habe auch ein Mini-Bagger, auf denen der Tweel montiert wird, hohe Radlasten, doch so ein Bagger sei eben auch sehr langsam. Für ein im Schnitt 1,8 Tonnen schweres Auto, das vielleicht auch mal mit 200 durch die Autobahnkurve ziehe, sei der luftdrucklose Reifen noch keine Lösung.

„Wir werden weiter forschen. Wir bleiben am Ball.“ Pkws sind mit dem Tweel schon gefahren, sagt Küster der Kurier. 80 bis 120 km/h seien möglich. Schon denkbar, dass Elektroautos für die Stadt mal auf Polymer-Speichen durch die Gegend kurven.

Michelin

Der Reifenhersteller beschäftigt weltweit 111.200 Mitarbeiter und ist in über 170 Ländern mit Vertriebseinheiten vertreten. Produziert wird in 67 Werken in 17 Ländern auf fünf Kontinenten. In Hallstadt bei Bamberg stellt Michelin mit 900 Beschäftigten jährlich rund acht Millionen Pkw-Reifen in den Größen 16, 17 und 18 Zoll her.

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