Heute Nachmittag gegen drei Uhr werden Gisela und Wolfgang Hennig ihre Praxen zusperren. Ein bisschen runterkommen, den Kopf frei bekommen für den letzten Kampf ihrer Tochter. Gegen sechs Uhr werden sie sich in der Oberfrankenhalle einfinden, einen Showkampf ansehen, den Sportkumpels von Christine vom Dojo Aleksandar in Bayreuth veranstalten. Dann werden die beiden die Vorkämpfe anschauen, schon aus Fairness. „Die Kämpfer haben schließlich auch trainiert", sagt Gisela Hennig.
Gegen viertel nach Elf folgt dann der Höhepunkt. Ab diesem Zeitpunkt überträgt Sat1. Und dann steigt ihre Tochter in den Ring. „Sie ist diszipliniert und ehrgeizig", sagt die Mutter. „Sie kann sich auf den Punkt konzentrieren", sagt der Vater. Christine Theiss hat hart trainiert, hat drei Kilos abgenommen. „Dabei hatte sie ohnehin kein Fett", sagt der Vater. Gequält hat sich die Tochter, kasteit, und alles, um sich zu revanchieren. Gegen eine kleinere Frau, „die dreinschaut wie ein Lämmchen, die man aber nicht unterschätzen darf", wie die Mutter sagt. Christine Theiss will ihre Karriere krönen. „Ich höre nicht geschlagen auf" – das hatte sie gleich nach ihrer Niederlage verkündet.
„Ich war die ganze Zeit ganz schön nervös", sagt Gisela Hennig. „Bis ich gesehen habe, wie fokussiert Christine ist." Wenn dann dieser letzte Kampf zu Ende sein wird, was ist dann? Gisela Hennig schließt die Augen und atmet schwer aus. „Sie wird dann ein normales Leben führen, auch mal essen, was ihr gefällt, und dazu ein Glas Wein trinken." „Dick wird sie trotzdem nicht werden", beruhigt Wolfgang Hennig.
Feiern werden die Hennigs vermutlich also schon in dieser Nacht. Schon weil es der letzte Kampf ist, schon, weil sie dann keine Angst mehr um ihre Tochter haben müssen. „Und wenn Christine gewinnt, dann haben wir einen zweifachen Grund dazu", sagt ihr Vater.