Der CSU-Herausforderer gewinnt die Stichwahl und entthront den Amtsinhaber Thurnau: Bernreuther löst Hofmann ab

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Vielen Anhängern von Dietmar Hofmann, die sich in der Pizzeria DaClaudio versammelt haben, steht die Trauer ins Gesicht geschrieben. Der parteilose Amtsinhaber, erneut nominiert von der SPD, scheitert im zweiten Anlauf. Wie ist das möglich? Er kommt am Ende auf 48,49 Prozent der Stimmen. Martin Bernreuther (CSU) gewinnt mit 51,51 Prozent die Stichwahl.

 
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Vor zwei Wochen hatte Dietmar Hofmann noch einen knappen Vorsprung vor Bernreuther. 2,32 Prozent waren das. Schon bei seinem Amtsantritt vor sechs Jahren musste Hofmann in die Stichwahl, gewann aber gegen den CSU-Kandidaten Hans-Friedrich Hacker. Diesmal gelingt es ihm nicht, den CSU-Gegner zu überrunden.

Ob es die Anhänger des ursprünglich dritten Kandidaten, Veit Pöhlmann (FDP/UB) waren, die diesmal das Zünglein an der Waage waren? Wieder einmal sorgt der Wähler für Überraschungen. Bis zuletzt war es kaum möglich, eine Prognose abzugeben, wer im Wahlkampf am meisten überzeugt hat. 2558 von 3515 Thurnauer Stimmberechtigten haben ihre Stimme bei der Stichwahl abgegeben. Sieben Stimmen waren ungültig. Die Wahlbeteiligung erreicht 72,77 Prozent. Und die Mehrheit hat Hofmann abgewählt.

Der 36-jährige Bernreuther kann es selbst kaum fassen, dass er das Wettrennen gewonnen hat. Mit seinen Parteifreunden, seiner Familie und spontan hinzukommenden Thurnauern feiert er am Sonntagabend seinen Wahlsieg im Café-Restaurant Schorrmühle. Ab 17 Uhr war er dort - und hat gezittert. "Ja, ich war nervös", sagt Bernreuther. Das Online-Tool des Landratsamtes rechnete die Ergebnisse nicht um. Phasenweise habe er keine Ahnung gehabt, wie es steht. "Dann habe ich einen Anruf bekommen. Ich bin es geworden, aber ich hätte es nicht gedacht."

Was genau den Ausschlag gegeben hat, vermag er nicht zu sagen. "Ich habe versucht, einen fairen und sachlichen Wahlkampf zu führen." Hofmann habe ihm gratuliert und eine "saubere Übergabe" versprochen. Jetzt müsse er sich erst einmal einen Überblick verschaffen, so Bernreuther, der immer wieder Gratulanten die Hände schüttelt und mit Sekt auf den Sieg anstößt. Einiges an CSU-Prominenz ist ebenfalls gekommen, Bundestagsabgeordnete Emmi Zeulner, CSU-Kreisgeschäftsführer Jörg Kunstmann und natürlich Kreisvorsitzender Henry Schramm. Als "kompetent und fleißig" bezeichnet er Bernreuther, der sieben Jahre lang für ihn als Referent gearbeitet hat. Thurnau habe die richtige Wahl getroffen. "Überglücklich" ist auch Jörg Kunstmann: "Drei Siege in drei Stichwahlen im Landkreis, bis zur letzten Minute war es spannend." Er habe mit Bernreuther "gelitten und gezittert", der ein guter Freund sei. Einer freut sich auch noch: Jürgen Kieslich, erster Nachrücker auf der CSU-Liste, kommt dank Bernreuthers Sieg wieder in den Gemeinderat. "Ich freue mich, dass ich wieder drin bin, aber ich freue mich vor allem für Martin Bernreuther. Thurnau muss wieder mehr Wirtschaftskraft entwickeln. Das haben die Wähler offenbar auch so gesehen."

In der Pizzeria sitzen derweil Hofmann neben Hofmann: Altbürgermeister Rudi Hofmann (SPD) hält seinem 50-jährigen Namensvetter die Stange. Dass jetzt alles besser werde in der Gemeinde, daran glaubt er nicht. Dietmar Hofmann blickt ernst in die Runde. Er analysiert das Ergebnis: In Hutschdorf sei er eingebrochen, in Tannfeld und Alladorf habe er dagegen gut abgeschnitten. In seinem Bezirk in Thurnau auch, aber einige Thurnauer hätten ihn nicht gewählt. "Ich werde mir als Gemeinderat alles genau anschauen und kritisch beobachten, ob die Versprechungen erfüllt werden", sagt Hofmann. Dass er die kulturelle Stärke Thurnaus in den Vordergrund gerückt habe, könne er nicht als Fehler sehen. Ebenso habe er sich um Baugebiete und das Gewerbegebiet gekümmert. Nach der "desaströsen Amtszeit" seiner Vorgängerin Rita Fischer habe er Thurnau wieder nach vorne gebracht. Dem Ergebnis kann er aber auch etwas Positives abgewinnen. Den künftig werde er wieder viel mehr Zeit für sich haben.

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