Der Bayreuther Flugplatz kommt nicht aus Defizit heraus - Grüne fordern einschneidendes Sparen Im Sinkflug

Von Frank Schmälzle

Die Rechnung geht nicht auf: Je mehr Aufwand die Stadt für ihren Flugplatz auf dem Bindlacher Berg betreibt, desto geringer werden die Einnahmen. So interpretiert der Fraktionsvorsitzende der Grünen im Stadtrat, Helmut Oskar Brückner, Zahlen und Prognosen, mit denen die Verwaltung für den Zeitraum 2007 bis 2015 rechnet. In einem Antrag an Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe macht die Grünen-Fraktion jetzt Druck: Wenn bis Juli nicht klar wird, wie das Defizit um zehn bis 15 Prozent zu senken ist, wollen die Grünen eine Entscheidung über eine neue Betriebsform für den Flugplatz.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Brückner nennt es "mysteriös": Die Zahl der Mitarbeiter am Flugplatz ist in den vergangenen Jahren von 14 auf acht gesunken - "mit diesem Argument sind alle unsere Anträge auf Verringerung des Defizits abgewiesen worden", sagt der Grünen-Fraktionschef. Tatsächlich aber bleibt der Verkehrslandeplatz beständig in den roten Zahlen, eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation ist nicht in Sicht: Von 2007 bis 2012 lag der Fehlbetrag zwischen 343.000 und 351.000 Euro - mit einem Ausreißer im Jahr 2010, als 490.000 Euro auszugleichen waren. Den Prognosen der Verwaltung zufolge soll das Defizit bis 2015 leicht zurückgehen, von 395000 Euro in diesem Jahr auf dann 367.000 Euro. Der Landkreis lehnt eine finanzielle Beteiligung ab.

Wirtschaftliche Bedeutung des Flugplatzes "muss stark bezweifelt" werden

Was die Situation noch verschärft: Die Einnahmen sind im Sinkflug. Seit 2012 haben sie die 100.000-Euro-Marke überschritten, heuer und in den beiden Folgejahren liegen sie nur mehr bei etwa 70.000 Euro. Zugleich sind die Personalkosten trotz geringerer Kopfzahl von 243.000 auf 317.000 Euro gestiegen. Brückner: "Das heißt im Klartext, dass trotz der höheren Aufwendungen für das Personal weniger Einnahmen erzielt wurden." Mit dem immer wieder von der Verwaltungsspitze strapazierten Argument, man müsse das Defizit eben hinnehmen, weil der Verkehrslandeplatz von herausragender Bedeutung für die Wirtschaft sei, mag sich Brückner nicht mehr abspeisen lassen. "Niemand hat dafür bisher einen konkreten Beweis erbracht." Die Zahlen ergäben ein ganz anderes Bild: Pro Jahr finden auf dem Flugplatz zwischen 300 und 600 Werksflüge statt. Macht an einem ganz normalen Tag durchschnittlich  0,8 bis 1,6 Flüge. Nur etwa die Hälfte entfielen auf Unternehmen aus Bayreuth. "Da muss die tatsächliche wirtschaftliche Bedeutung stark bezweifelt werden. Sie steht auf jeden Fall in keinem akzeptablen Verhältnis zur Höhe der Kosten für die Stadt", sagt Brückner und will mehr Transparenz.

Was die Grünen in ihrem Antrag fordern:

- Die Verwaltung soll genau berichten, wer auf dem Flugplatz was und wie viel zu tun hat.

- Die Verwaltung soll die Ursachen für steigende Personalkosten und rückläufige Einnahmen intensiv untersuchen.

- Die Verwaltung soll Gespräche mit potenziellen Investoren mit dem Ziel ausbauen, höhere Einnahmen zu erzielen.

- Die Verwaltung berichtet spätestens im Juli dem Stadtrat, wie sie das Defizit in diesem Jahr um zehn bis 15 Prozent und in den Folgejahren weiter reduzieren kann. Tabus dürfe es dabei nicht geben.

Unternehmen aus der Oberpfalz ans Verkehrslandeplatz interessiert

Welche Rolle der Verkehrslandeplatz Bayreuth konkret für die Wirtschaft im Raum Bayreuth hat, lässt sich nur schwer messen. Das räumt auch Georg Schnelle, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), ein. Aber er sagt auch: "Insbesondere für Industrieunternehmen, die im starken globalen Wettbewerb stehen, kann ein Verkehrslandeplatz vor Ort von erheblicher Bedeutung sein." Wenn es also nach der IHK ginge, müssen Werk- und Geschäftsflieger auch weiterhin die Möglichkeit haben, in Bayreuth zu starten und zu landen. "Natürlich muss dabei ein Maß gefunden werden, zwischen den Erfordernissen der Wirtschaft und der finanziellen Leistungsfähigkeit einer Kommune." IHK-Vizepräsident Oliver Gießübel bietet der Stadt darüber hinaus Zusammenarbeit an. "Gemeinsam können wir den Bedarf sicher am besten ermitteln."

Kurier-Informationen zufolge interessiert sich ein Unternehmen aus der Oberpfalz seit geraumer Zeit für den Verkehrslandeplatz Bayreuth, will dort möglicherweise einen Hangar bauen. Um diesen potenziellen Investor nicht zu verschrecken, so heißt es weiter, verändere die Stadt an dem Status und dem Betrieb am Flugplatz derzeit nichts. Allerdings sei in den vergangenen Monaten über die Interessenbekundung hinaus kein Fortschritt erzielt worden.

Foto: Wittek

Bilder