Denkmaltag: Der Nazi und sein Schloss

 Foto: red

Neonazi Karl-Heinz Hoffmann wollte sein Schloss in Ermreuth, einem Ortsteil von Neunkirchen am Brand im Landkreis Forchheim, an diesem Sonntag beim bundesweiten Tag des offenen Denkmals präsentieren. Das war zunächst niemandem aufgefallen.

 
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Inzwischen ist das Schloss wieder draußen. Denkmaltag-Organisatorin Carolin Kolhoff von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz sagte am Freitag, dass das Schloss, das früher als „Hauptquartier“ der im Jahr 1980 als verfassungsfeindlich verbotenen „Wehrsportgruppe Hoffmann“ diente, nach Hinweisen aus dem Programm des Denkmaltages gestrichen wurde.


Der 78-jährige Hoffmann zählt seit Jahrzehnten zu den bekanntesten Rechtsextremisten Deutschlands. Bis zum Donnerstag hatte die Stiftung in Bonn noch im Internet auf dessen Schloss in Ermreuth im Landkreis Forchheim, hingewiesen: Besichtigungen des „sonst nicht geöffneten“ Schlosses seien am 11. September von 10 bis 17 Uhr möglich. „Führungen 10 und 16 Uhr durch Herrn Hoffmann“, hieß es in dem Eintrag, zudem sei für 14 Uhr ein „Vortrag zu den historischen Besitzverhältnissen und urkundlichen Erwähnungen“ geplant.
Der Deutschen Stiftung Denkmalschutz mit Sitz in Berlin war offenbar nicht bekannt, dass das oberfränkische Schloss durch Hoffmann als Leiter der „Wehrsportgruppe Hoffmann“ in den 1970er Jahren für Aufsehen gesorgt hatte. 1980 wurde das Schloss gestürmt und die „Wehrsportgruppe Hofmann“ verboten. Hoffmann wurde später wegen anderer Verbrechen zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt.

Hoffmann hatte sich selbst angemeldet


Der heute 78-Jährige hatte sein Schloss nach Angaben Kolhoffs selbst bei der Stiftung gemeldet. Dort sei der Hintergrund nicht aufgefallen, es sei eine „normale, unauffällige Anmeldung“ gewesen. Grundsätzlich sei es der Sinn des Denkmaltages, dass auch private Eigentümer ihre Häuser zeigen können. „Wir kennen nicht alle, wir können nicht alle kennen“, sagte die Leiterin des Denkmaltages. Bundesweit würden mehr als 8.000 Denkmäler am Sonntag geöffnet, davon allein 900 in Bayern. Einen ähnlichen Fall habe es bei dem Aktionstag in der Vergangenheit nicht gegeben. Mehrere Millionen Menschen in ganz Deutschland nutzen jedes Jahr die Angebote beim Tag des offenen Denkmals.

dpa/red

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