Dem Sparzwang zum Trotz Kampf um die Freizeiteinrichtungen

Udo Fürst
Das Sportbecken ist der derzeit wohl größte Problembereich im CabrioSol. Wiederholt lösen sich hier die Fliesen vom Beton beziehungsweise brechen. Projektleiter Sebastian Poppek und Bürgermeister Wolfgang Nierhoff (im Becken von rechts) führten Simone Birnmeyer (Schwimm- und Thriathlonverein), Susann Bauer (Schwimmfreunde), Wolfgang Höfer (Wasserwacht) und Andrea Giesbert (VHS, von links) die Schäden vor. Projektleiter Sebastian Poppek vor dem „vorsintflutlichen“ Schaltschrank im Maschinenraum des Eisstadions. Foto: Udo Fürst

Bürgermeister Wolfgang Nierhoff und Vereinsvertreter brechen trotz aller Probleme eine Lanze für CabrioSol und das Eisstadion

 
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Pegnitz - Der Sparzwang hängt wie ein Damoklesschwert über der Stadt. Immer wieder wird sie von Bezirksregierung und/oder vom Landratsamt daran erinnert, dass sie eine Konsolidierungsgemeinde ist und sie deshalb vor allem eines muss: sparen, sparen, sparen. Diese Vorgaben betreffen in erster Linie zwei Einrichtungen: Das Ganzjahresbad CabrioSol und das Eisstadion. Nun hat die FWG/FW-Fraktion im Stadtrat einen Antrag gestellt, das Eisstadion sofort zu schließen und im Bad grundlegende Änderungen zu forcieren. Vor allem mit der Schließung des Eisstadions kann und will sich Bürgermeister Wolfgang Nierhoff aber überhaupt nicht anfreunden.

Wolfgang Nierhoff verliert nur sehr selten die Contenance. Doch an diesem frühen Donnerstagabend ist das etwas anders. Der Bürgermeister ist relativ wütend. „Ich lasse mir nicht länger vorwerfen, dass wir nichts oder zu wenig tun in dieser Sache“, sagt er am Eingang des CabrioSol, wo er sich mit einigen Pegnitzern getroffen hat, die von den Problemen mit dem Bad besonders betroffen sind: Simone Birnmeyer vom Schwimm- und Thriathlonverein, Susann Bauer von den Schwimmfreunden, Wolfgang Höfer von der Wasserwacht und Andrea Giesbert von der Volkshochschule.

Rückblick auf viele Probleme

Rückblickend erinnerte Nierhoff an die vielen Schwierigkeiten, die man mit dem CabrioSol in all den Jahren gehabt habe. Mit seiner Meinung, dass das Bad in der Form wohl nie so hätte gebaut werden dürfen, war der Bürgermeister nicht allein. „Praktisch von Beginn an war irgendetwas kaputt. Das hat damit begonnen, dass sich das Dach schon beim allerersten Versuch nicht öffnen ließ.“

Weil es für ihn und wohl auch für die meisten Stadträte keine Option sei, das Bad zu schließen, versuche man alles, um es instandzuhalten. Hier tauche aber das nächste Problem auf: „Es ist zum Beispiel keine Firma zu bekommen, die die schadhaften Fliesen im Sportbecken zu einem annehmbaren Preis auswechselt.“ Deshalb beseitigten jetzt Bauhofmitarbeiter die Schäden zumindest provisorisch. Mitte Juli will man das Sportbecken dann wieder öffnen. Unabhängig davon müsse man natürlich die Betriebskosten des CabrioSol senken. Man erarbeite derzeit mehrere Modelle, wie das möglichst schnell zu realisieren sei. „Das geht natürlich nicht von heute auf morgen. Da hängen schließlich auch Arbeitsplätze dran“, sagte Nierhoff.

Projektleiter Sebastian Poppek von der Betreibergesellschaft GMF führte die Delegation durch das Bad und listete die Schäden am und im Gebäude auf. Bereits 2018 habe man im Sportbecken Ablösungen von Bodenfliesen, gebrochene Fliesen im Bereich der Einstiegstreppen und Ablösungserscheinungen des Beckenkopfes festgestellt. Das Gutachten eines Sachverständigen habe einen „systemischen Verlegefehler“ der Fliesen sowie einen weiteren Fliesenschaden im Becken an den Tag gebracht. Schadenssumme laut Gutachten: 125 000 Euro.

In der Coronabedingten ersten Zwangspause im März 2020 habe man versucht, Angebote bei Fliesenlegerfachfirmen für die Sanierung einzuholen und den Schaden umgehend zu sanieren. „Aber keine Firmen gab ein Angebot ab“, sagte Poppek. Allerdings sei durch den Schaden damals keine Gefährdung für Badegäste ausgegangen und so habe man das CabrioSol im Sommer 2020 ohne Einschränkungen im Sportbecken wieder öffnen können.

Auch ein zweiter Versuch im Herbst, ein Angebot für die Reparatur einzuholen, sei ergebnislos geblieben. Eine Firma habe zwar abgegeben, doch das Angebot sei mit 560 000 Euro nicht zu akzeptieren gewesen. „Die Firmen haben entweder keine Zeit oder fordern völlig unrealistische und inakzeptable Summen“, bestätigte Nierhoff. Wollte man das Sportbecken komplett sanieren, müsste man es weitere zwei bis vier Monate schließen.

Und weiter geht es in schier unendlichen Geschichte mit dem Titel „Schäden im CabrioSol“: Anfang des Jahres verursachten durchgerostete Heizungsrohre im Gastronomiebereich einen immensen Wasserschaden im Fußboden. Daraufhin musste der Estrich wochenlang getrocknet, die alten Leitungen stillgelegt und neue Rohre auf Putz verlegt werden. Das Restaurant könne laut Poppek erst wieder im Oktober geöffnet werden.

Auch die Dachterrasse der Sauna ist undicht, Wasser dringt in das Gebäude ein. Erneut wurde ein Gutachten erstellt, doch die Sanierung scheitere am Einspruch des verantwortlichen Ingenieurbüros. Nun hat man ein anderen Architekten mit der Umsetzung eines Sanierungskonzepts beauftragt.

Die Sauna soll ebenfalls erst wieder im Oktober aufmachen. Leider könne das Sportschwimmen wegen der Reparaturarbeiten derzeit nur morgens und abends als Bahnenschwimmen im Sprungbecken angeboten werden. „Wir haben dieses Becken allerdings auf Schwimmtemperatur aufgeheizt. Da muss niemand frieren“, betonte der Bürgermeister.

Das Solebecken ist zwar aktuell in Betrieb, doch auch hier liegt laut Poppek ein Wasserverlust vor, der im Rahmen der Gewährleistung behoben werden soll. Ein Termin stehe noch nicht fest. „Wir tun alles, um die Einschränkungen für unsere Kunden so gering wie möglich zu halten“, versicherte der Projektleiter.

Mobile Kühlanlage als Lösung

Nicht einmal 20 Meter vom Schwimmbad entfernt geht das Eisstadion einer noch unsichereren Zukunft entgegen. Sebastian Poppek erläuterte den Gästen auch hier die größten Probleme. Der TÜV habe schwere Mängel an den Eiskühlmaschinen attestiert, eine Reparatur würde circa 250 000 Euro kosten. Zusammen mit der Stadt suche man jetzt als Übergangslösung nach kostengünstigeren Alternativen, was auch Wolfgang Nierhoff favorisiert. „Eine mobile Miet-Eiskühlanlage käme uns wesentlich günstiger. Wir können doch das Eisstadion jetzt nicht komplett dichtmachen und darauf vertrauen, dass der Förderverein sein Vorhaben innerhalb von einem oder zwei Jahren umsetzt. Wenn wir das Stadion schließen, verliert der Verein seinen Nachwuchs.“

Resümee der kleinen Tour durch die Pegnitzer Freizeiteinrichtungen: Das Eisstadion soll zumindest übergangsweise und deutlich kostengünstiger geöffnet bleiben. Als absolut unverzichtbar sehen die Vereinsvertreter das CabrioSol. „Ein Bad ist vor allem für die Schwimmausbildung der Kinder ein Muss“, sagte Simone Birnmeyer und wusste damit alle ihre Kolleginnen und Kollegen hinter sich.

Diskussionen im Netz

Unterdessen sorgen die geforderten Sparmaßnahmen und der Antrag der FWG/FW auch in der Stadt für heiße Diskussionen. Vor allem in der Facebookgruppe „Ich bin ein echter Pegnitzer“ liefern sich Befürworter und Gegner von Bad und Eisstadion heiße Wortgefechte. Allerdings scheinen die Stimmen pro für die Freizeiteinrichtungen deutlich in der Überzahl zu sein. Viele User kritisieren den Umbau des alten und sehr beliebten Freibads zum Ganzjahresbad .                      uf

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