Delegation  aus der Provinz Shangdong besucht Wirtschaftsband A9 Chinesen wollen von den Franken lernen

Von Klaus Trenz
Die Kläranlage in Trockau stand im Fokus der Delegation aus der chinesischen Provinz Shangdong. Einerseits wegen der innovativen Klärtechnik, andererseits, weil sie in interkommunaler Zusammenarbeit entstand. Fotos: Klaus Trenz Foto: red

Eine chinesische Region will von einer oberfränkischen Region lernen: Eine Delegation  aus der Provinz Shangdong ließ sich die kommunale Arbeitsgemeinschaft Wirtschaftsband A9-Fränkische Schweiz vorstellen. Im Fokus der chinesischen Kommunalpolitiker waren vor allem die Organisationsstruktur der Arbeitsgemeinschaft und die Themenfelder Abwasserbeseitigung und regenerative Energien.

 
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Wirtschaftsbandmanager Michael Breitenfelder machte es kurz mit der Präsentation, immerhin dürfte auch er gewusst haben, dass die gemeinsamen Projekte der 18 Wirtschaftsband-Gemeinden wie Radwege, die Wirtschafts- und Juniorenakademie oder ein Mountainbikenetz zwar von der Deleagation interessiert zur Kenntniss genommen werden, aber dass es den Chinesen vor allem um anschauliche Beispiele ging: der Hochwasserschutz in Zips, die Klärung von Abwässern anhand der preisgekrönten Anlage in Trockau, die Erhaltung alter Bausubstanz anhand des Maasenhauses in Betzenstein. Und: Die interkommunale Zusammenarbeit.

Vorzeigeprojekte

Mit Bürgermeister Yuan Xiangsheng kam nicht irgendein Kommunalpolitiker nach Pegnitz. Sein Dorf Nan Zhang Lou - etwa 150 Kilometer nordöstlich der Provinzhauptstadt Jinan gelegen - gehört zu einem von drei Vorzeigeprojekten Pekings in Sachen Dorferneuerung und Flurneuordnung und ist sozusagen ein bayerischer Exportschlager seit Ende der 1980er Jahre im Rahmen der Partnerschaft Bayerns mit der Provinz Shangdong. Angesichts der Dimensionen Chinas meint man hier mit "Dorf" etwa 4000 Einwohner. Rund 80000 werden es sein, wenn Yuan es schafft eine interkommunale Zusammenarbeit mit weiteren 16 Dörfern rund um Nan Zhang Lou nach dem Vorbild des Wirtschaftsbands zu knüpfen. Lothar Winkler, Leiter des Amtes für ländliche Entwicklung in Bamberg, soll dabei mit helfen und anschieben. Er war bereits zu Besuch in China.

Umweltverschmutzung

Offenbar stehen die chinesischen Provinzen und Kommunen nun vor der gleichen Herausforderung wie die bayerischen Kommunen vor noch nicht allzu langer Zeit: Vor einer sauberen Abwasserbeseitigung. Laut WWF (World Wildlife Fund) konnte die chinesische Zentralregierung die fortschreitende Umweltzerstörung und -verschmutzung und den Landfraß aufgrund des rasanten Wirtschaftswachstums nicht mehr ignorieren. Der Umweltschutz wurde im Fünfjahresplan verankert.

Gemeinsam anpacken

Einfacher lassen sich Probleme lösen, wenn man sie gemeinsam anpackt. Bürgermeister Yuan erhofft sich dadurch mehr Einfluss gegenüber den übergeordneten Stellen, aber auch Fördermittel. Das bayerische Modell der kommunalen Zusammenarbeit ließe sich auch auf das ferne China übertragen, ist er üerzeugt. Und dass ein Beamter der Provinzregierung, vom dortigen Amt für Land und Ressourchen mit in Pegnitz war, ist dafür ein Zeichen. Trotzdem ist Yuan vorsichtig. Auf die Frage, wie es denn mit der Abwasserbeseitigung aussieht, antwortet er diplomatisch, ohne zu verraten, wie die Lage wirklich ist. "Die Qualität der Abwasserbeseitigung ist ganz anders als hier in Deutschland", lässt er durch seinen Dolmetscher wissen.

Nicht nur Begeisterung

Es geht Yuan aber auch um den Erhalt des ländlichen Raums in seiner Heimat. China braucht landwirtschaftliche Flächen. "China hat 22 Prozent der Weltbevölkerung zu ernähren – und das mit äußerst knappen Ressourcen. Das Land verfügt nur über neun Prozent der weltweit landwirtschaftlich nutzbaren Fläche und sechs Prozent der Süßwasservorräte", sagt der WWF.

Ganze Dörfer platt

Nachdem viele Flächen aufgrund der Umweltverschmutzung nicht mehr nutzbar sind, die Städte sich ausbreiten, versucht man es laut Winkler auch mit Methoden, die bei Bürgermeistern wie Yuan nicht auf Begeisterung stoßen: Man macht ganze Dörfer platt, wandelt sie in Ackerland um und steckt die Bewohner in urbane Siedlungen.  Flurneuordnungen, der Erhalt alter Bausubstanz, Verbesserung der Wohnqualität, regionale Landentwicklung wären Lösungen für Yuan. Die Beispiele dafür erfährt er unter anderem auch in Pegnitz.

Urbanisierung geht nicht gut

"Die Delegation holt sich innovative Ideen und Fortschritte, die bei uns gemacht worden sind", sagt Winkler. "Die Leute dort brauchen aber Beispiele" und : "Man muss da aus einem System ausbrechen, weil gewisse Sachen nicht vorgesehen waren." Man habe in China erkannt, dass "die Urbanisierung nicht gutgeht".

Dass ausgerechnet das Wirtschaftsband als Beispiel interkommunaler Zusammenarbeit nach China reist, freut natürlich Michael Breitenfelder: "Das ist auch eine Anerkennung von acht Jahren Arbeit", sagte er.