Das will Bayerns Frau fürs Ehrenamt

Von Peter Rauscher
Vereine sollen fusionieren, wenn Personalnot herrscht, empfiehlt die neue Ehrenamtsbeauftragte der Staatsregierung, Gudrun Brendel-Fischer. Foto: Archiv/Andreas Harbach Foto: red

Mehr Wertschätzung für Ehrenamtliche wünscht sich die neue Beauftragte der Staatsregierung für das Ehrenamt, Gudrun-Brendel-Fischer. Die 58-jährige bisherige stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion aus Heinersreuth über ihr neues Amt, ihre Ernennung und die Sorgen der Vereine.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Herzlichen Glückwunsch zum neuen Posten als Ehrenamtsbeauftragter. Aber ein zweiter Kabinettsposten für Oberfranken wäre Ihnen noch lieber gewesen, oder?

Gudrun- Brendel-Fischer: Sicher. Vorerst müssen wir damit zufrieden sein, dass es für die Oberfranken  bei dem einen Ministerposten für Melanie Huml geblieben ist. Es war ja immer so, dass Oberfranken entweder einen Minister oder zwei Staatssekretäre gestellt hat. Vielleicht können die Oberfranken ja noch den einen oder anderen Ausschussvorsitz bekommen. Hier wird es über Ostern noch Verschiebungen geben. Und mein Posten als stellvertretende Fraktionsvorsitzende wird wegen meiner Ernennung zur Ehrenamtsbeauftragten auch frei.

 

Sind Sie von Ihrer Berufung überrascht worden?

Brendel-Fischer: Gerechnet habe ich damit nicht.  Am Dienstagabend joggte ich noch an der Staatskanzlei vorbei und dachte mir, dort wird gerade das neue Kabinett ausgekartelt. Erst am Mittwochvormittag um 9.10 Uhr  rief mich Markus Söder auf dem Weg zur Ausschusssitzung an und teilte mir mit, dass ich am Nachmittag meine Urkunde erhalten werde.

 

Ist der Ehrenamtsbeauftragte nur ein Titel ohne Mittel?

Brendel-Fischer: Eine Zulage wird mir gezahlt, aber es ist nicht viel mehr, als ich bisher bekommen habe.

 

Aber können Sie in dem Amt auch über Haushaltsmittel verfügen?

Brendel-Fischer: Förder-Wohltaten werde ich nicht über dem Land ausschütten können. Ich bin dem Sozialministerium zugeordnet. Zur neuen Sozialministerin Kerstin Schreyer habe ich einen guten Draht. Wir waren im Fraktionsvorstand zusammen und haben gemeinsam das Ganztagskonzept an Grundschulen entwickelt. Ich bin zuversichtlich, dass ich mit ihr zusammen auch Verbesserungen erreichen kann, wo sie notwendig sind.  Bayern hat mit Ehrenamtskarten und Ehrenamtspass schon vieles in meinem Bereich auf den Weg gebracht. Die Ehrenamtskarte läuft im Landkreis Bayreuth hervorragend.

 

Ihr neues Amt war nach dem Tod von Markus Sackmann zwei Jahre nicht besetzt. Hat der Ehrenamtsbeauftragte irgendjemandem gefehlt?

Brendel-Fischer: Staatssekretär Johannes Hintersberger hat das Thema mit ausgefüllt.

 

Viele Vereine haben Probleme, Nachwuchs zu finden, vor allem für Vorstandsposten. Was kann man dagegen machen?

Brendel-Fischer:  Es handelt sich um einen gesamtgesellschaftlichen Trend. Menschen wirken bereitwilliger an Projekten mit, wenn sie sich nicht langfristig festlegen müssen,  wie das in gewählten Vereinsvorstandschaften der Fall ist. Vor diesem Hintergrund macht es Sinn, wenn Vereine bei Personalnot mehr zusammenrücken und zum Beispiel kleine Feuerwehren oder Kultur- und Gesangsvereine fusionieren. Was hilft: Kinder früh an Vereine und ans Ehrenamt heranzuführen. Wer sich schon im Jugendalter engagiert, profitiert für seinen späteren Beruf, weil man Schlüsselqualifikationen erwirbt und als Persönlichkeit reift.

 

Wie wollen Sie in ihrem neuen Amt das Ehrenamt stärken?

Brendel-Fischer:  Ich will vor allem das Bewusstsein dafür stärken, dass das Ehrenamt dem Menschen neuen Lebensinhalt geben kann. Und ich will versuchen, beim Abbau von  Bürokratie zu helfen. Musikvereine und Chöre beklagen sich zum Beispiel, dass GEMA-Gebühren auch für ehrenamtliche Aktivitäten anfallen können. Gut wäre außerdem, wenn in belastenden Bereichen Wertschätzung bezeugt werden könnte – nicht mit Geld, sondern beispielsweise mit einem jährlichen Kulturgutschein oder mit kostenloser Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel für den Ehrenamtseinsatz.

 

Wer sollte so etwas bezahlen?

Brendel-Fischer: Denkbar wäre die Einrichtung von gemeinnützigen Fonds auf kommunaler Ebene, die aus Spenden gespeist werden. Eine Wertschätzung ist auch die Auszeichnung Ehrenamtlicher durch Ehrenzeichen des Ministerpräsidenten. Aus Oberfranken kommen dazu immer relativ wenige Vorschläge.

Bilder