Das schnelle Funknetz fehlt dort, wo es am nötigsten wäre - Einige Außenorte von Hollfeld weiter abgeschnitten LTE-Technik: Auf dem Land bleibt es lahm

Von Heike Hampl

Die Telekom verspricht, was sie nicht hält: schnelles Internet für ganz Hollfeld. Mit der sogenannten LTE-Technik sei Hollfeld über Funk am Netz. Das verkündet das Unternehmen in einer Pressemitteilung. Allerdings funktioniert die Technik nicht in allen Außenorten. Also dort, wo sie am nötigsten wäre. Das sagt auch EDV-Experte Steffen Thimm.

 
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Die Telekom ist stolz. So stolz, dass sie eine euphorische Mitteilung an die Presse schickt. „Hollfeld geht jetzt über die Luft ins Internet“, steht darin. Das Unternehmen erklärt sein Ziel: Möglichst jeden ans schnelle Netz an schließen.

Jeden? „Ganz sicher nicht“, sagt Steffen Thimm. Der EDV-Experte betreibt das Unternehmen TR-Data in Hollfeld. Er ist selbst Vertriebspartner der Telekom und muss immer wieder Kunden mitteilen, dass er sie nicht ans schnelle Funknetz anschließen kann. Entweder, weil sie in Außenorten wohnen und das LTE-Signal nicht empfangen. Oder weil die Telekom einen Anschluss nicht zulässt. „Und wir müssen uns im Laden anhören, wir seien inkompetent“, sagt Thimm.

Drei Minuten für den Wetterbericht

Wenn Sonja Rauh aus Wiesentfels bei Hollfeld im Internet nachschauen will, wie das Wetter wird, dann dauert das drei Minuten. Dabei sind solche Informationen wichtig, Rauh ist Landwirtin. Sie telefoniert beruflich viel, auch ins Handynetz, derzeit zahlt sie für Telefon und Internet 95 Euro Grundgebühr bei der Telekom. Zu teuer und zu langsam, findet Rauh. Als sie die Ankündigung der Telekom in der Zeitung las, dass alle Hollfelder nun über Funk ins Internet könnten, rief sie sofort bei Steffen Thimm an und wollte sich anschließen lassen. Thimm kam mit einem Messgerät und freute sich: Rauh empfängt LTE-Signale. Trotzdem sagt die Telekom: Geht nicht.

Wie kann das passieren? „Ganz einfach“, sagt Thomas Jodl, Pressesprecher der Telekom. Er erklärt: Mobilfunk ist ein Medium, das Nutzer sich teilen müssen. Je mehr Nutzer, desto weniger Kapazität. Sind zu viele Nutzer in einem Bereich registriert, stoppt die Telekom die Aufnahme von Neukunden. Jodl nennt das eine „volle Zelle“. Es kann also sein, dass Bewohner der Hollfelder Außenorte zwar LTE-Netz empfangen, die Telekom sie aber nicht als Kunden annimmt, weil es in diesem Bereich bereits zu viele gibt.

Netz noch nicht ganz ausgebaut

Das klingt allerdings so gar nicht nach dem Netz für alle. „Wir arbeiten daran“, sagt Jodl. In der Pressemitteilung zitiert die Telekom den Test einer Fachzeitschrift: „Die Telekom ist mit der Optimierung ihres auf Geschwindigkeit gezüchteten Netzes weit fortgeschritten, hier liegen Daten und Telefonie auf Topniveau.“ Nur eben nicht in Wiesentfels, Freienfels oder Drosendorf. Jodl sagt, die Telekom stecke jährlich zwischen drei und vier Milliarden Euro in den Netzausbau. Bis zum Jahr 2018 soll das LTE-Funknetz flächendeckend zur Verfügung stehen.

Dann müssen die Bewohner rund um Hollfeld sich eben noch vier Jahre gedulden. Oder? „Es kann bei einem solchen Netz immer Flecken geben, wo es gar nicht funktioniert“, sagt Jodl. In der Regel wegen des Geländes. Zum Beispiel der Berge und Täler in der Fränkischen Schweiz. Thimm kritisiert: „In Hollfeld gibt es das LTE-Netz, aber da interessiert es kaum jemanden, weil es eine schnelle Leitung gibt.“

Info: LTE steht für „Long Term Evolution“. Das Netz funktioniert per Funk, also über die Luft. Aktuelle Smartphones und Tablet-Computer empfangen LTE standardmäßig. Bei älteren Computern können die Nutzer die Technik über einen USB-Stick nachrüsten. Unter diesem Link kann jeder nachschauen, ob er LTE empfängt.

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