Das Kulmbacher Gewürzmuseum führt durch die Geschichte unserer Esskultur Wo der Pfeffer wächst

Von Norbert Heimbeck
Als ob man im Basar stünde: Sigrid Daum (links) und Manuela Mahn haben die Ausstellung im neuen Kulmbacher Gewürzmuseum konzipiert. Foto: Elisabeth von Pölnitz-Eisfeld Foto: red

„Zwar wachsen auch im teutschen Land vil gutter und gesunder wurtz ... daran lassen wir uns aber keinswegs genuegen.“ Schon im 15. Jahrhundert wussten Feinschmecker um die köstlichen Gewürze aus Asien. Wie Muskat, Ingwer, Safran und Galgant nach Deutschland kamen, zeigt das kürzlich eröffnete Gewürzmuseum in Kulmbach.

 
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Neun Jahre brauchten Marco Polos Vater und Onkel für ihre Reise von Venedig nach China und zurück. Im Gepäck hatten sie Juwelen, wertvolle Stoffe und exotische Gewürze. Die Reise auf der Seidenstraße können Besucher im Deutschen Gewürzmuseum in Kulmbach nachvollziehen – deutlich schneller als die Kaufleute damals. Aber ein paar spannende Stunden kann man gewiss damit verbringen, die Reise des Safrans von Aleppo über Venedig nach Nürnberg nachzuvollziehen.

Der Weg der Gewürze

Die promovierte Historikerin Manuela Mahn aus Bamberg hat das Konzept der Ausstellung entwickelt: „Wir können heute Pfeffer und andere Gewürze unkompliziert im Supermarkt kaufen. Aber bis sie hierher kommen, ist ein langer Weg zurückzulegen. Diesen Weg wollen wir zeigen.“ Der Besucher bekommt gleich zu Beginn die volle Dröhnung: Ein Basar mit Säcken voller Zimt, Sternanis, Ingwer und Kardamom fordert die Nase heraus. Die wunderschönen Lampen im Basar hat Geschäftsführerin Sigrid Daum während einer Reise in Marrakesch gesehen „und sofort gekauft“. Jetzt leuchten sie im dritten Museum, das auf dem Mönchshofgelände entstanden ist. Über verschiedene Stationen führt der Weg der Gewürze schließlich nach Nürnberg, das Ende des 15. Jahrhunderts Welthandelszentrum für Gewürze war.

80 Gewürze im Botanicum

Herzstück des Museums ist das sogenannte Botanicum: Etwa 80 verschiedene Gewürze werden hier in Wort, Bild und als Modell vorgestellt. Schon vor ein paar hundert Jahren war Safran das teuerste Gewürz der Welt. Das ist heute noch so, unverändert ist auch die Kreativität der Fälscher. Allerdings wurde die Todesstrafe für Gewürzpanscher inzwischen abgeschafft. Immerhin erfährt der Besucher an dieser Stelle, wie heutzutage Gewürzqualität definiert und sichergestellt wird und worin die Unterschiede zwischen natürlichen und künstlichen Aromen – etwa zwischen Vanille und Vanillin – liegen. Manuela Mahn: „Vom Frühstück bis zum Fernsehabend begleiten uns Gewürze, die oft gar nicht als solche zu erkennen sind.“ So erfährt man etwa, wie Kräuter im Frischkäse behandelt werden, damit sie nicht schimmeln. Und wer sich schon mal gewundert hat, dass das Basilikum auf der Tiefkühlpizza beim Backen nicht verbrennt, bekommt hier die Antwort. Und wussten Sie, dass Salz nicht als Gewürz gilt, sondern als Mineral?

Die Reise durch die Welt der Gewürze in Kulmbach ist nicht zuletzt auch eine Tour durch die Geschichte der Tischkultur: „Gewürze sind Indikatoren für unsere Esskultur,“ sagt die Historikerin Mahn. Von den überwürzten Speisen früherer Jahrhunderte ist heute zum Glück nichts mehr übrig geblieben. Aber die ebenfalls alte Idee, Gewürze in der Heilkunde zu verwenden, findet neuerdings wieder mehr Freunde.

Info: Das Gewürzmuseum ist neben dem Brau- und dem Bäckereimuseum das dritte Museum im Kulmbacher Mönchshof. Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 10 bis 17 Uhr, Führungen nach Vereinbarung, Eintritt pro Person: 4,50 Euro.

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