Das Herzstück: 17 neue Routen durch die Stadt und ein Ring um die City Neues Konzept für Bayreuther Radler

Von Frank Schmälzle
Das neue Radverkehrskonzept soll auch den Dauer-Konflikt zwischen Radfahrern und Fußgängern auf dem Bayreuther Marktplatz entschärfen. Foto: Archiv/Lammel Foto: red

Radfahren in Bayreuth soll einfacher, schöner und sicherer werden. Noch vor der Sommerpause wird der Stadtrat über ein neues Radverkehrskonzept entscheiden. Eckpunkte dieses Konzepts: 17 neue Hauptrouten, die vom Sternplatz aus in die Stadtteile führen. Und ein Innenstadtring, der zwei Zwecke verfolgt. Mehr Sicherheit für Radler in der Innenstadt und ein Entschärfen des ewigen Konfliktes zwischen Radlern und Fußgängern auf dem Bayreuther Marktplatz. Jetzt muss die Stadt Geld locker machen.

 
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Die neuen Routen: Vorausgesetzt der Stadtrat stimmt dem Projekt zu, sollen die ersten vier neuen Radlerrouten im Jahr 2015 ausgewiesen und sicherer gemacht werden. Zwei dieser Routen führen in Richtung Bindlach. Eine weitere macht Wohngebiete besser erreichbar, die zwischen der Innenstadt und der Saas liegen. Mit der vierten Hauptroute soll eine seit langem bekannte Gefahrenstelle entschärft werden. Diese Radler-Strecke führt von der Innenstadt zur Hohen Warte entlang der für Radfahrer gefährlichen Bahnhofstraße. Nach den ersten vier im Jahr 2015 werden 2016 sieben neue Routen angelegt. 2017 und 2018 dann weitere sieben. Am Ende des bis ins Jahr 2020 laufenden Projektes stünde dann ein flächendeckendes Netz aus Bevor der Stadtrat entscheidet, werden Radler-Initiativen und die Kommission für Rad- und Fußwegplanung das jetzt vorliegende Konzept noch einmal prüfen.

Der Radler-Ring: Ins neue Routenpaket gehört auch ein innerer Ring, den das Planungsbüro PGV aus Hannover in seinen Radverkehrskonzept für Bayreuth hineingeschrieben hat. „Die Fußgängerzone“, sagt Annika Wittkowski von PGV, „soll auch in Zukunft für Radfahrer nutzbar bleiben.“ Der Radler-Ring soll aber eine Alternative für die Fahrt über den Markt sein. Sicherer und komfortabler, wie Wittkowski sagt. Zugleich ist dieser Ring ein Verteiler, von dem aus Radler auf alle 17 Hauptrouten in die Stadtteile abbiegen können. Doch sie räumt: Dieser Teil des konzepts „ist noch eher roh“.

Die Sofortmaßnahmen: Routen helfen mittelfristig. Doch Annika Wittkowski will auch schnelle Verbesserungen. Die Sicherheitsmängel gerade an den großen Kreuzungen, insbesondere am Annecyplatz und am Josephsplatz, sind ihren Worten nach unübersehbar. Aber nicht unlösbar. „Da lässt sich mit verhältnismäßig einfachen Maßnahmen viel erreichen.“ Radwege müssen so geführt werden, dass Autofahrer Radler auch sehen können. Markierungen müssen verbessert, Ampelschaltungen so verändert werden, dass sich die Wartezeiten für Radler verkürzen. „Für uns sind das Sofortmaßnahmen“, sagt die PGV-Sprecherin.

Besser parken: Woran es in Bayreuth nach Meinung der Planer aus Hannover zudem mangelt: In der Stadt gibt zu wenig gute Abstellanlagen. Die müssen nicht nur diebstahlsicher und komfortabel sein, wenn mehr Bayreuther auf das Rad umsteigen sollen. Sie müssen auch in angemessener Anzahl und nahe an den Zielen der Radler vorhanden sein. Für Wittkowski die richtigen Orte: die Innenstadt, der Bahnhof, die Uni und die Schulen.

Das Ziel: Das neue Radverkehrskonzept für Bayreuth muss alltagstauglich sein, sagt Wittkowski. Spürbar mehr Sicherheit und mehr Spaß bieten. Denn am Ende des Projektes sollen mehr Bayreuther ihre Wege in der Stadt mit dem Fahrrad zurücklegen. Bis 2020, so wollen es die PGV-Planer, soll der Radleranteil an allen Verkehrsteilnehmern um fünf Prozent, bis 2015 um zehn Prozent steigen. Derzeit fehlt aber noch die Bezugsgröße: So ganz genau weiß niemand, wie viele Bayreuther heute schon mit dem Fahrrad unterwegs sind. Schätzungen liegen bei zehn bis zwölf Prozent. Jetzt soll eine Haushaltsbefragung Klarheit bringen.

Das Geld: Neue Routen, besseres Parken, dazu mehr Öffentlichkeitsarbeit fürs Radlen in Bayreuth – das wird nicht zum Nulltarif zu haben sein. „Bessere Bedingungen für Radfahrer zu schaffen, ist eine öffentliche Aufgabe“, sagt Wittkowski. Und hat eine Faustformel, was das kostet: Fahrradfreundliche Kommunen geben mehr als fünf Euro pro Jahr und Einwohner fürs Radeln aus. In Bayreuth wären das also etwa 350000 Euro im Jahr. Will die Stadt weiter in der Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundliche Kommunen in Bayern, deren Gründungsmitglied sie ist, bleiben, wird sie um Investitionen nicht herumkommen. Die Arbeitsgemeinschaft erwartet von ihren Mitgliedskommunen bis 2016 konkrete Fortschritte. Um die zu erreichen, müsste der Stadtrat im Haushalt 2015 Geld für besseres Radeln in Bayreuth einplanen.

Grafik: Julia Frankenberger


Nachtrag vom 25. April 2014: Das Radverkehrskonzept ist nun komplett online einsehbar, die Stadt hat es auf ihrer Homepage eingestellt.

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