Das fehlt uns noch, sagt Arbeitsagentur-Vize Beier Braucht Oberfranken einen Flughafen?

Von Elmar Schatz
Schon länger her: Linienflüge von Bayreuth nach Frankfurt mit der Dornier 228-200. Foto: Lammel Foto: red

Oberfranken ist viel besser als sein Ruf; es ist die "verkannte Region" innerhalb Bayerns - sagt Klaus Beier, Vize-Chef der bayerischen Arbeitsagenturen. Warum kommt er zu diesem Schluss?"

 
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In Oberfranken sinkt die Arbeitslosigkeit stärker als in jedem anderen Bezirk Bayerns, hier wurde der Strukturwandel hervorragend gemeistert - weg von der Textilindustrie, hin zu einem gelungenen Branchenmix, so Beier.

Und mahnt, den Ausbau der Infrastruktur voranzutreiben. Sogar einen Flughafen fordert Beier für die Region. Und natürlich superschnelles Internet.

"Wir sollten die Kirche im Dorf lassen", erklärt Mathias Eckardt, oberfränkischer DGB-Regionalgeschäftsführer. Für die Gewerkschaften seien die immer noch 23 555 Arbeitslosen, davon 12 101 Menschen mit Hartz-IV-Bezug, kein Grund, "ein Freudenfeuer in Oberfranken zu entfachen". Zumal die sogenannte Unterbeschäftigung von 30 993 arbeitslosen Menschen hinzukomme, die sich in Schulungen befinden oder krank sind. Es sei überzogen, von einem hervorragend gemeisterten Strukturwandel zu sprechen.

400 000er-Marke bei Beschäftigten wieder erreicht

IHK-Präsident Heribert Trunk stellt fest, die Arbeitslosenquote in Oberfranken sei zwischen August 2005 und August 2014 von 9,8 Prozent auf 4,0 Prozent zurückgegangen. Auch die Gewerkschaften sähen es sehr positiv, dass vergangenes Jahr die 400 000er-Marke bei den sozialversicherungspflichtig Beschäftigten wieder erreicht wurde, so Eckardt. Die Statistik weise 405 383 sozialversicherungspflicht Beschäftigte aus, doch nach der Grenzöffnung seien es 1992 noch 419 583 gewesen. Allerdings dreizehn Jahre später rund 60 000 weniger.Mit dem Strukturwandel seien viele gutbezahlte tarifliche Arbeitsplätze verloren gegangen, die durch eine große Zahl prekärer Beschäftungsverhältnisse ersetzt worden seien.

Trunk: Viele deutsche Weltmarktführer sind aus Oberfranken

Trunk erklärt: "Oberfranken hatte einen Strukturwandel zu verzeichnen wie nur wenige andere Regionen Deutschlands." Die Region - die Unternehmer und ihre Mitarbeiter - hätten diese Herausforderung aber angenommen und bewältigt. Der Präsident der Industrie- und Handelskammer (IHK) Oberfranken hebt hervor: "Knapp fünf Prozent der von der Weissman Unternehmensberatung identifizierten deutschen Marktführer auf der "WeltMarktFührer-Karte" haben ihren Sitz in Oberfranken." Und Oberfranke erwirtschafte gerade einmal 1,02 Prozent des deutschen Bruttoinlandsproduktes.

Der IH-Präsident weiter: "Viele Akteure arbeiten daran, das Image der Region zu verbessern. Unser Problem: In vielen Köpfen ist noch das alte Image verankert, das Image eines strukturschwachen und peripheren Raumes." Viele neue Arbeitsplätze seien in der Region geschaffen worden, im Sozial- und Gesundheitswesen, im Maschinenbau oder bei den Kfz-Zulieferern.

"Inzwischen dürften bis 2015 gut 50 000 Arbeitsplätze dazugekommen sein. Nur unmittelbar nach der Grenzöffnung waren mehr Menschen in Oberfranken beschäftigt als heute. Sonst gab es weder vor noch nach der Grenzöffnung so viele Beschäftigte wie 2015."

Viele ziehen an einem Strang

Wirtschaft und Gewerkschaften kooperieren, um den Bekanntheitsgrad der Region zu steigern, wie Eckardt betont: "Gemeinsam mit der IHK und der Handwerkskammer loten wir als DGB derzeit unsere gemeinsamen Schnittmengen aus, um ein gemeinsames Strategiepapier für die Entwicklung in Oberfranken zu erstellen. Davon könnten dann die Unternehmen und ihre Arbeitnehmer profitieren."

Ein krisenfestes, international wettbewerbsfähiges Handwerk

Das oberfränkische Handwerk habe sich in den vergangenen Jahren als "krisenfest, innovativ, international wettbewerbsfähig und zukunftsorientiert erwiesen", erklärt Kammer-Geschäftsführer Rainer Beck. Beim Standortmarketing bestehe allerdings Nachholbedarf.

Handwerksmeister hätten gute Chancen. Laut einer Studie liege bei ihnen die Erwerbslosenquote mit 2,0 Prozent noch unter der von Hochschulabsolventen (2,5 Prozent).

Ein Problem sei die Finanznot vieler oberfränkischer Kommunen. Schuldenabbau mit Unterstützung des Freistaates sei "der beste Schritt, um Strukturförderung zu betreiben".

Regierung von Oberfranken: Hervorragende Entwicklung

Eine hervorragende Entwicklung in Oberfranken in den vergangenen sieben bis acht Jahren sieht Thomas Engel, Bereichsleiter für Wirtschaft bei der Bezirksregierung: "Ich sehe da genauso wie Arbeitsagentur-Vize Beier." Durch Erweiterungs-Investitionen seien viele zusätzliche Arbeitsplätze geschaffen und die Arbeitslosigkeit deutlich reduziert worden.

Die Erwerbslosenquote habe im März 2007 für Oberfranken noch zehn Prozent betragen, jetzt liege sie bei vier Prozent. Lag die oberfränkische Quote früher zwei bis drei Prozent über dem bayerischen Durchschnitt, ist es jetzt weniger als ein Prozent, so Engel; Oberfranken habe nicht mehr die höchste Arbeitslosigkeit in Bayern.

Neben Großunternehmen wie Brose in Coburg/Bamberg oder Michelin in Hallstadt bilden vor allem mittelständische Familienbetriebe das wirtschaftliche Rückgrat Oberfrankens. Neue Materialien werden in Bayreuth entwickelt, erklärt Engel. Das Hochgeschwindigkeits-Internet werde mit einem Förderprogramm der bayerischen Regierung ausgebaut.

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