CVJM-Zeltlager Blindflug mit einem guten Ende

Ein ganz normales CVJM-Zeltlager? Nach einem Jahr Zwangspause wurden auf der Wiese beim Mühlnickelweiher in der Oberpfalz wieder für zehn Tage die Zelte aufgeschlagen. Zutritt erhielt nur, wer einen negativen PCR-Test vorweisen konnte. Foto: red

Nach einer Zwangspause im vergangenen Jahr setzte der Verein Christlicher Junger Menschen (CVJM) eine über 40-jährige Tradition wieder fort: Er organisierte in diesem Jahr wieder ein Zeltlager am Mühlnickelweiher in der Oberpfalz. Allerdings unter strikten Coronabedingungen.

 
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Bayreuth - Ein kleines gallisches Dorf ohne Corona? Das gibt es. Aber nicht in Südfrankreich, sondern in der Oberpfalz. Nach einer aufgezwungenen Pause im vergangenen Jahr führte die Arbeitsgemeinschaft Bayreuth des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) wieder ein Zeltlager durch. Mit einem ausgeklügelten Hygienekonzept. Und trotzdem jeder Menge Spaß.

Pläne bleiben in der Schublade

Ein Ritterlager wollten sie abhalten. Die Pläne waren erstellt, die Mitarbeiter eingeteilt, die Zelte lagen bereit, um am Mühlnickelweiher bei Falkenberg aufgestellt zu werden, erinnern sich Moritz, Jonathan und Thomas im Gespräch mit dem Kurier. Dann grätschte ihnen Corona in die Beine. Alle Planerei war umsonst. Sie mussten die Zugbrücke ihrer Ritterburg wieder hochziehen, theoretisch zumindest. Zum ersten Mal in der 40-jährigen Geschichte des Jungscharzeltlagers am Mühlnickelweiher schlug der CVJM mit Beginn der Sommerferien seine Zelte nicht auf der Wiese auf.

Neuer Anlauf

Der Enttäuschung folgte ein neuer Anlauf. Was seit 1980 ein fester Bestandteil der CVJM-Jahresplanung ist, sollte nicht schon wieder ausfallen müssen. Und Moritz, Jonathan und Thomas, die bereits die vierte Generation der Zeltlager-Organisatoren bilden, machten sich wieder ans Werk. Die Pläne für das Ritterlager blieben in der Schublade, es sollte etwas neues werden. Sie mussten nicht lange überlegen, bis die Planung stand für das diesjährige Motto „Erfinden und entdecken“.

Besondere Situation

Was sie weit mehr beschäftigte war das Hygienekonzept, das sich an den Richtlinien des bayerischen Jugendrings orientierte, aber immer wieder geändert wurde. Mal war davon auszugehen, dass sie die teilnehmenden Jungen zwischen neun und zwölf Jahren in Kleingruppen bis maximal zehn Personen einteilen müssen. Dann wurde die Regel wieder gekippt. „Uns war schnell klar: Das wird ein besonderes Zeltlager“, sagen die Organisatoren. Viele schlaflose Nächte und noch mehr Treffen später war klar: Die Hygieneregeln sind umsetzbar, das Treffen findet statt. „Das waren wir schon den Kindern schuldig“, sagen sie. Nach den vielen entbehrungsreichen Monaten, in den besonders die Kinder auf vieles, was ihr Leben ausmacht, haben verzichten müssen, in denen viele von ihnen Depressionen entwickelt haben, sei es um so dringlicher geworden, ihnen die Möglichkeit zu bieten, mit anderen Kinder das tun zu können, was ihnen am meisten gefehlt habe: einfach Kind sein zu dürfen, zu spielen und Abenteuer zu erleben. Kurzum: Das Zeltlager zu besuchen.

Ohne Test keinen Zutritt

Die Nachfrage nach einem oder mehreren Plätzen war groß, die zulässige Zahl schnell erreicht. 74 Jungen reisten am ersten Ferientag an, 21 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter hatten bereits die Zelte aufgebaut und Küche und Versorgungstrakt installiert. Allen gemeinsam war: Niemand durfte das Gelände betreten, der keinen negativen PCR-Test vorweisen konnte. Hinzu kamen zwei zusätzliche Schnelltests, sagt Jonathan. Den ersten Termin haben Mitarbeiter des Bayerischen Roten Kreuzes (BRK) organisiert. Den zweiten Schnelltest, zwei Tage vor dem Ende des Zeltlagers, haben die Teilnehmer selbst durchgeführt. „Sie haben mehrere Bierbänke als Schnellteststation zusammengestellt und uns alle getestet“, sagt Jonathan. Und konnten nach Stunden zur Freude aller verkünden: Das Lager ist coronafrei.

Gesicherte Zone

Was für alle Kinder und betreuenden Erwachsenen die größte Freude war? „Dass wir uns in einer gesicherten Zone befunden haben, die nur betreten durfte, wer bewiesenermaßen coronafrei war“, sagt der Organisator. Was für die Teilnehmer bedeutete, dass sie sich im Zeltlager bewegen durften, ohne eine Maske tragen zu müssen. „Das Lager war sozusagen eine gesicherte Zone mit einem Höchstmaß an Freiheit“, sagt Jonathan. Ein „ganz normales Zeltlager“ also.

Zelthering in den Fuß getreten

Gesundheitlich betrachtet verlief es aber auch in diesem Jahr nicht problemlos. Zwei Kinder mussten das Lager wegen Kopf-und Magenschmerzen frühzeitig verlassen. Ein Junge trat in einen Zelthering und musste seine Verletzung im Krankenhaus behandeln lassen. Die Wunde zuhause auszukurieren habe er jedoch abgelehnt. „Also haben sie ihn in einem Bollerwagen mitgezogen und gegen Ende des Zeltlagers konnte er auch schon wieder laufen“, sagt Jonathan.

Duschen, rasieren, erholen

Moritz, Jonathan und Thomas und all die anderen Helfer sind glücklich, dass der „Blindflug“, wie sie die Vorbereitungszeit nennen, weil sie nicht wussten, ob ihnen Corona ein zweites Mal das Zeltlager vermasselt, nicht mit einer Bruchlandung endete. Duschen, rasieren und zwei, drei Tage erholen heißt die Devise, bevor sie wieder in den Alltag zurückkehren. Die Organisation des nächsten Zeltlagers wird weniger stressig, hoffen sie, weil sie dann die Pläne für das Ritterlager aus der Schublade holen können. Vorausgesetzt, Corona lässt es zu.

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