Crystal-Dealer packt vor Gericht aus

Von Moritz Kircher
Ein Zollfahnder zeigt eine größere Menge Crystal Meth. Foto: red Foto: red

Für den Handel mit Crystal Meth und Haschisch drohen Michael S. mehrere Jahre Haft. Erst sah es danach aus, als wollte er im Prozess am Bayreuther Landgericht ein Geständnis ablegen. Dann schwieg er doch. Aber nur so lange, bis er nach einer belastenden Zeugenaussage eine sehr lange Haftstrafe befürchten musste. Da brach der 23-Jährige sein Schweigen und packte gegen seine Kumpels aus. Mit ihnen soll er Crystal mit einem Marktwert von mehr als 20000 Euro aus tschechischen Drogenküchen besorgt haben.

 
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Oberstaatsanwältin Juliane Krause wirft dem Oberpfälzer vor, das Rauschgift bei mehreren Fahrten auf einem Vietnamesenmarkt in Eger besorgt und dann im Raum Bamberg und Hollfeld weiterverkauft zu haben. Acht Mal soll Michael S. zwischen Oktober 2015 und Anfang 2016 Drogen besorgt haben. Und weil er immer die gleichen Mitstreiter gehabt haben soll, ist er sogar wegen bandenmäßigem Rauschgifthandel angeklagt.

Drogen auf dem "Fidschimarkt" in Eger gekauft

Mehrmals redete ihm der Vorsitzende Richter Michael Eckstein ins Gewissen. "Sie müssen mit der Szene brechen", redete er auf den jungen Oberpfälzer ein. "Und das bedeutet auch, auszupacken. Es gibt keine Trennung im Guten im Drogenmilieu." Doch der Angeklagte schwieg zu den Tatvorwürfen.

Aber nur so lange, bis der Zeuge Andreas G. aufgetreten war. Der 23-jährige Tirschenreuther sagte aus, mit Michael S. mehrmals auf dem "Fidschimarkt" in Eger gewesen zu sein, wo der Angeklagte Crystal Meth in größeren Mengen eingekauft haben soll. G. war dabei, weil er als Ortskundiger auf dem Rückweg das Fahrzeug auf Feldwegen über die tschechische Grenze zurück auf Bundesgebiet steuerte. So sei das mehrmals abgelaufen.

Belastungszeuge spricht von bis zu zehn Drogenfahrten nach Tschechien

Ab der dritten Fahrt nach Eger, so der Zeuge, sei noch ein dritter Mitfahrer dabei gewesen, den man in der Wohnung des Bambergers kennengelernt habe, der anfangs sämtliche Drogen abgenommen haben soll. Die Lieferungen seien umfangreicher geworden, die Fahrten öfter. Neben Crystal habe man auch Haschisch besorgt. Von zehn weiteren Fahrten war am Ende die Rede. "Ich blick da nicht mehr durch", sagte Marc Steinsdörfer, Pflichtverteidiger des Angeklagten. Dem Gericht und der Staatsanwältin ging es offenbar ähnlich.

Michael S. schwante zu diesem Zeitpunkt wohl, dass er am Ende für mehr Taten verknackt werden könnte, als ursprünglich angeklagt waren. Also brach er sein Schweigen und räumte einige Fahrten nach Eger ein, bei denen er jeweils bis zu 100 Gramm Crystal Meth besorgt habe.

Bis zur Verhaftung drei Autos zu Schrott gefahren

Schon bei den Angaben zu seinem Lebenslauf hatte Michael S. zugegeben, seit seinem 17. Lebensjahr regelmäßig Crystal zu konsumieren. Die Mittlere Reife hatte er noch geschafft, ebenso eine Ausbildung zum Industriemechaniker. Aber durch seine Drogensucht war er irgendwann bei seiner Mutter aus der Wohnung geflogen. Seine Freundin versuchte vergeblich, ihm ins Gewissen zu reden. Irgendwann zerbrach die Beziehung an den Drogen.

Im Oktober 2015 stieg der 23-Jährige nach eigener Aussage schließlich in größerem Stil in den Handel mit Crystal Meth ein. Noch vor Weihnachten soll damit aber schon wieder Schluss gewesen sein. Bis dahin hatte der Angeklagte seinen neuen VW Golf im Wert von 32.000 Euro zu Schrott gefahren, hatte einen Unfall mit dem Auto von Andreas G. gebaut und nach eigener Aussage auf der Flucht vor der Polizei einen alten Audi Quattro kaputt gefahren, den er erst kurz zuvor gekauft habe. Danach sei er eine Woche in der Wohnung von Andreas G. abgetaucht, damit nicht auffällt, dass er unter Drogeneinfluss am Lenkrad gesessen hatte.

"Der Vogel, der als erster singt, ist auch als erster wieder draußen."

Das Gericht honorierte die neue Offenheit des Angeklagten. "Machen Sie jetzt reinen Tisch", sagte der beisitzende Richter Yves Döll. "Sie sind auf dem richtigen Weg. Es geht um einige Jahre ihres Lebens." Einige Jahre, die Michael S. aufgrund seiner Aussage vielleicht weniger im Knast verbringen muss. "Ich verstehe Sie", sagte der Angeklagte, der als erster aus einer mutmaßlichen Fünferbande, in der auch ein Hollfelder dabei sein soll, den Prozess gemacht bekommt. Döll sagte: "Der Vogel, der als erster singt, ist auch als erster wieder draußen."

Zuvor hatte der Sachverständige Klaus-Peter Klante dem Gericht empfohlen, den Angeklagten im Falle einer Verurteilung in den Drogenentzug zu schicken. Alles sieht nun danach aus, dass Michael S. für zwei Jahre in den Entzug kommt und dann seine Reststrafe absitzen muss. Klante attestierte dem Angeklagten volle Schuldfähigkeit. Wie lange S. hinter Gitter muss, entscheidet sich am morgigen Dienstag, wenn die Strafkammer ihr Urteil spricht.

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