Cranach-Drama: Luft nach oben

Von Gordian Beck
Die Malermeister der Renaissance: Ob die Cranachs wirklich solche Kittel getragen haben? Szene vom Cranach-Drama aus der Stadtkirche. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Pünktlich zum 500. Geburtstag, aber noch ein Stück vom Optimum entfernt: Jan Burdinski widmete Lucas Cranach eine szenische Collage in der Stadtkirche, die durchaus Luft nach oben hat.

 
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Er zählt zu den ganz Großen. Obwohl er lange im Schatten des Vaters stand: Lucas Cranach der Jüngere, am 4. Oktober 1515 in Wittenberg geboren. Vor 500 Jahren also. Grund genug, ihn in ganz Deutschland zu feiern. So auch in Bayreuth. In diesem Falle mit einem Bild- und Musiktheater in der Stadtkirche, initiiert vom Fränkischen Theatersommer in enger Zusammenarbeit mit dem evangelischen Bildungswerk Bayreuth.

„Lucas – Maler zu Wittenberg und das Abenteuer der Reformation“ – so der Titel – ist eine szenische Collage, die auf mehreren Ebenen versucht, dem Wirken dieses Genies nachzuspüren. Die Rezeptur, der sich Jan Burdinski als Autor und Regisseur dabei bedient, ist nicht unbedingt neu, aber reizvoll. Theaterszenen, auf einer kleinen, schwarz ausgeschlagenen Bühne dargeboten, flankiert von Bildern des großen Malers, die, auf eine Opera projiziert, den Hintergrund der Szenerie bilden. Dazu eine Reihe von Musikstücken (Andreas Rüsing), die für Atmosphäre sorgen, teils eingespielt, teils live dargeboten.

Blasse Bilder

Eine runde Sache also – allerdings mit Luft nach oben. Denn das, was am Sonntagabend in der mit rund 120 Zuschauern doch überraschend gut besetzten Stadtkirche zu sehen und zu hören war, wirkt einfach nicht ausgereift. Oder, anders ausgedrückt, mit heißer Nadel gestrickt. Und nicht nur was Tontechnik und Lichtgestaltung anbetrifft – in einer Kirche ist derlei nun mal heikel, zumal wenn man, der besseren Verständlichkeit zuliebe, Funkmikrofone verwenden und auf Licht von oben verzichten muss.

Nein, Probleme macht in erster Linie die Textvorlage. Denn auf der Bühne stehen zwar Schauspieler, aber sie handeln nicht. Sie erzählen nur. Zumeist Vergangenes. Spannend ist das nicht. Spannend wäre es etwa gewesen, die Figuren des Stücks über die Bilder diskutieren zu lassen, die da präsentiert werden. Und so die Geschichte der Cranachs und ihre Einstellung gegenüber Reformation darzustellen.

Doch das passiert nur in Ansätzen. Da gibt es diese Szene mit Melanchthon (Jan Burdinski selbst), dem väterliche Freund und Onkel der zweiten Frau von Lucas dem Jüngeren (Manuel Unterburger). Er lässt sich im Gedenken an den verstorbenen Vater Cranach in einer Art Werkschau Bilder zeigen und kommentiert sie sachkundig. Kaiser Karl V. wiederum (Heinz Petri) lässt sich Gemälde der beiden Cranachs vom Vater (Jürgen Peter) zeigen und findet lediglich zu banalem Lob. Da bekommt das ansonsten flache Spiel Konturen, da bekommen die ansonsten blassen Figuren Farbe.

Doch mehr gibt der Text nicht her. Das ist schade. Denn die Konstruktion, die dem Stück zugrunde liegt, hat sehr wohl Potenzial.