Es sei kaum zu glauben, wie viele Celebrities der Marbella Club - der am Anfang nur 18 Zimmer hatte - in kurzer Zeit anlocken konnte. "Es gab Zeiten, wo es von bekannten Namen nur so gewimmelt hat. Jeder hat uns um unsere Kundschaft beneidet." Die Gäste wohnten aber auch wie in einem Schloss und "nicht in schablonenartigen Hotelzimmern".
Wenige Kilometer entfernt befindet sich ein weiterer Hotspot der High Society: der 1970 eingeweihte Reichenhafen Puerto Banús. Eine neue Ära begann: "Im Laufe der 70er Jahre sollte Marbella zum internationalen Anziehungspunkt werden, wo jeder, der etwas auf sich gab, zu sein hatte, und der Marbella Club war der Ort, wo man zu wohnen hatte", informiert die Hotel-Website.
Auch im Sommer 2019 liegen riesige Jachten vor der Promenade, viele gehören arabischen Ölmillionären. Designerläden sind in schmucke weiße Häuser integriert, davor parkt auch immer mal ein Porsche oder ein Lamborghini. Touristen in Flipflops und Muskelshirts bewundern die Nobelkarossen und posieren grinsend für ein Foto.
"Marbella ist aber auch heute noch eine Welt der Reichen", sagt der Franzose Sebastien, der als Kapitän teure Jachten hütet und die Besitzer zu Spritztouren auf das Meer fährt. "Es ist einer dieser Orte, wo die Leute zeigen können, was sie haben, und sich dabei mit anderen messen." Im Ocean Club in Puerto Banús etwa, wo abends zu hippen Sounds getanzt wird. Oder im Chiringuito (Strandrestaurant) des Hotels Puento Romano, wo "Seafood, Sangria and Sunsets" locken.
Hier kocht ein Deutscher. Thomas Stork aus Oberbayern, der unter anderem bei Sternekoch Heinz Winkler in Aschau gelernt hat, verwöhnt als "Executive Chef" auch häufig Promis in den diversen Restaurants des Hotels. Berühmt ist sein "Sea Grill". Manuel Neuer und Toni Kroos haben hier schon gespeist, ebenso Boris Becker, Model Adriana Lima und Mitglieder der spanischen Königsfamilie.
"Marbella ist heute wieder groß im Kommen", sagt der 46-Jährige und lacht: "Wir haben die 60er Jahre zerquetscht." Früher habe es höchstens drei richtig gute Restaurants gegeben, "heute gibt es total viele Fünf-Sterne-Hotels und Spitzenlokale auf sehr hohem Niveau". Dabei sei Marbella noch eine günstige Alternative zur Côte d’Azur.
Was viele immer wieder herlockt, ist das "Mikroklima" des Örtchens mit stets angenehmen Temperaturen, selbst wenn anderswo Bullenhitze herrscht. Das hat Marbella der Sierra Blanca mit dem Berg La Concha (1215 Meter) zu verdanken. "Man sitzt hier wegen der Sierra quasi im toten Winkel, wie in einem Nest", erläutert Conde Rudi und deutet auf das Gebirge. "Wenn es La Concha noch nicht gäbe, man müsste den Berg glatt erbauen..." Dank des Klimas wuchert eine üppige Vegetation. Die ist auch in der Altstadt zu bewundern: Von den Balkonen schlängeln sich Blumen hinab, die Gässchen sind mit Palmen gesprenkelt.
Die Uferpromenade ist dagegen ein bisschen weniger stilvoll. Gesichtslose Hochhäuser reihen sich aneinander, am Paseo Marítimo wimmelt es von billigen Souvenirständen und Bars mit Plastikstühlen.
So wie in den 60er und 70er Jahren werde es sowieso nie mehr, sagt Conde Rudi nachdenklich. "Das ist der Lauf der Dinge." Auch im Marbella Club Hotel "quillt es nicht mehr über vor lauter Promis". Sting sei letztens da gewesen, Cristiano Ronaldo und Lady Gaga auch.
Aber etwas Wehmut schwingt mit. Nach jenen Zeiten, "als elegante Leute kamen, die sich hübsch angezogen haben und einfach Spaß haben wollten", wie der Graf es formuliert. Nach den Kostümfesten im Beach Club unter freiem Himmel. Nach den Abenden, an denen Promis aller Couleur zusammen tanzten und turtelten. Und nach einem verkleideten Prinzen, der auf einem Esel zur arabischen Nacht geritten kommt.