Corona im Seniorenheim Hoffen auf ein Ende des Ausbruchs

Von der Leichtigkeit, die die Kunstwerke vor der AWO-Senioreneinrichtung Am Rasen in Kulmbach signalisieren sollen, ist im Moment nichts zu spüren. Das Haus, in dem etwa 100 alte Menschen gepflegt werden, ist seit Tagen von einem massiven Corona-Ausbruch betroffen. Foto: / Melitta Burger

Die Arbeiterwohlfahrt braucht dringend Helfer im Altenheim am Rasen in Kulmbach. Viele Beschäftigte müssen wegen der Infizierten in Quarantäne.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Kulmbach - Personell sind Seniorenheime auch im Normalfall nicht auf Rosen gebettet. Doch wenn (wie jetzt im Heiner-Stenglein-Seniorenheim in Kulmbach) ein Corona-Ausbruch nicht nur zahlreiche Bewohner, sondern auch Mitarbeiter betrifft, wird es besonders eng, und das gerade in einer Situation, in der man noch mehr Hilfe bräuchte als sonst. 27 Bewohner und zehn Mitarbeiter sind bereits verlässlich positiv getestet, informierte die Leiterin des Kulmbacher Gesundheitsamts, Dr. Camelia Fiedler, am Montagnachmittag. Schnelltests, die am Montag parallel zu den PCR-Tests unter Bewohnern und Mitarbeitern gemacht wurden, haben laut AWO-Geschäftsführerin Margit Vogel nochmals bei zwei Bewohnern und drei Mitarbeitern positive Ergebnisse gezeigt. Ob sie sich bestätigen, muss nun abgewartet werden. Die Abstriche sind auf dem Weg ins Labor. Der Thurnauer Kreisrat Klaus Förster hat sich bereit erklärt, die Proben persönlich zu fahren, damit es keine Verzögerungen durch den Versand gibt.

Margit Vogel gibt sich verhalten zuversichtlich. Die Resultate der Schnelltests lassen, wie sie sagt, zumindest die Hoffnung zu, dass sich das Ausbruchsgeschehen mindestens nicht drastisch weiter ausgebreitet hat. So viele Helfer wie nur möglich wurden über das Wochenende aktiviert. Auch im Kreisverband sei alles mobilisiert worden, was nur geht. Ob damit alles abgedeckt sein wird, was im Heim jetzt gebaucht wird? Margit Vogel kann das verbindlich sagen. „Wir planen von Tag zu Tag, weil ja durch neue Testergebnisse auch immer wieder neue Ausgangssituationen entstehen können.“

Neue Ausgangssituationen gab es in der Tat nun seit rund einer Woche täglich. Es fing mit einigen wenigen positiven Tests an, dann nahm die Zahl immer weiter zu. Auch die Hoffnung, dass man den Ausbruch auf einen der Wohnbereiche begrenzen kann, haben sich zerschlagen. Inzwischen ist eine zweite Wohngruppe betroffen. Die Sicherheitsvorkehrungen sind Menschen, die in dem Heim leben, ebenfalls. „Alle Bewohner bleiben zu ihrer Sicherheit vorerst in ihren Zimmern isoliert“, hat Amtsärztin Dr. Camelia Fiedler angeordnet. Engmaschig müsse nun immer wieder kontrolliert werden, ob es neue Fälle gibt. Über ein Datum für mögliche Lockerungen könne erst nachgedacht werden, wenn es nicht mehr zu neuen Fällen kommt, sagt die Medizinerin. 14 Tage werde die Quarantäne mindestens dauern, sagt Camelia Fiedler. „Mindestens“ deswegen, weil die Zählung immer wieder von Neuem beginnt, wenn einer neuer Fall hinzukommt.

Die Arbeiterwohlfahrt hat das Heim Am Rasen in Kulmbach, mit rund 100 Bewohnern, eine der größten Senioreneinrichtungen im ganzen Landkreis, bereits in der vergangenen Woche für alle Besucher gesperrt. „Vor dem kommenden Freitag können wir sicher nichts anderes sagen“, erklärt Margit Vogel. Auch an den Weihnachtsfeiertagen werde es keine Besuche geben. Wer seinen Angehörigen etwas bringen will, kann das an der Pforte abgeben. „Selbstverständlich werden Telefonate durchgestellt und das Personal gibt den Angehörigen auch Auskunft“, sagt Vogel. Sie würde es gerne anders machen, aber das geht nun einmal nicht. „Es bedrückt uns alle, dass sich die Bewohner und ihre Angehörigen gerade an Weihnachten nicht sehen und sich auch nicht mal in die Arme nehmen können.“ Vogel bittet um Verständnis für diese Anordnungen. Sie sind bitter, aber alternativlos. Es muss alles getan werden, um den Ausbruch zu stoppen, auch wenn es schmerzt.

Corona hat bei den betroffenen Bewohnern des Seniorenheims ganz unterschiedliche Spuren hinterlassen. Es gebe Senioren, die gar keine Symptome zeigen, sagt Dr. Camelia Fiedler. Andere weisen leichte Symptome auf. Sechs Personen allerdings habe die Infektion so schwer betroffen, dass sie ins Klinikum gebracht werden mussten.

Das BRK habe bereits am Samstag Pläne gemacht, als die Nachricht kam, dass sich die Coronafälle in dem Heim Am Rasen mehren, erklärte Maximilian Türk. Der Kastrophenschutzbeauftragte des Kulmbacher BRK sagte am Montag bei einer Pressekonferenz zu diesem Thema im Kulmbacher Landratsamt, dass bereits am Sonntagmorgen ab 6 Uhr drei Kräfte des BRK ihren Dienst in dem AWO-Heim antraten. Mitarbeiter des Rettungsdienstes seien ebenso darunter gewesen wie Pflegekräfte oder Helfer mit Pflegeerfahrung. Auch in der Nachtschicht habe das BRK bereits am Sonntag Unterstützung leisten können. „Seit Sonntag helfen drei Kräfte des BRL Am Rasen aus. Das wird auch in den nächsten Tagen fortgeführt“, versprach Maximilian Türk.

Viele Facetten haben bei den Besprechungen wegen des ersten Corona-Ausbruchs in einem Kulmbacher Altenheim eine Rolle gespielt, erklärte der Leiter der Führungsgruppe Katastrophenschutz (FüGK) am Landratsamt, Oliver Hempfling. Am Samstag sei es erst einmal darum gegangen, den Dienstbetrieb aufrecht erhalten zu können, nachdem nochmals weitere Mitarbeiter in Quarantäne geschickt werden mussten. Das BRK habe in einer „überragenden Nacht- und Nebelaktion“ schnell helfende Hände und auch Fachkräfte gefunden. Auch die Heimleitung und die Geschäftsführung der AWO arbeite mit Hochdruck daran, das nötige Personal zu finden, das die Menschen in dem Heim versorgen kann.

Autor

Bilder