Christian Beitlich holt sich dafür Unterstützung aus Bamberg Bayreuther will Carsharing vorantreiben

Von Katharina Wojczenko
Christian Beitlich ist passionierter Radfahrer. Sein Auto hat er vor Jahrzehnten abgeschafft. Wenn er ein Auto braucht, leiht er es sich. Und er will, dass das andere auch können. ⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Die Bayreuther bekommen ein neues Carsharing-Angebot. Der weiße Kombi mit Anhängerkupplung parkt ab sofort vor dem Hotel Rheingold. Dahinter steckt ein Bamberger Verein - und  Christian Beitlich, ein leidenschaftlicher Radfahrer.

 
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Beitlich hat mehr als 20 Jahre in Göttingen gewohnt und dort gute Erfahrungen mit Carsharing gemacht. Sein Auto hat er damals abgeschafft. 2011 kam er wieder zurück nach Bayreuth und hat das Angebot vermisst. Bisweilen will er doch ein Auto nutzen: Wenn er Freunden die Region zeigen will oder etwas Größeres transportieren muss. Deshalb hat er Kontakt mit dem Bamberger Verein Ökobil aufgenommen. Der stellt nun ein Auto vor dem Hotel Rheingold.

Christian Beitlich kümmert sich darum, dass mit dem Auto alles Ordnung ist: ums Tanken, Reparaturen, Putzen. Den pensionierten Lehrer treiben neben ökologischen vor allem soziale Gründe an. Wenn sich Menschen Autos teilen, sind weniger nötig. Gleichzeitig sei Carsharing für junge Familien eine Alternative, die wenig Geld haben, oder Leute, die ihr Geld anders ausgeben wollen und trotzdem manchmal ein Auto brauchen.

Hoteldirektor sieht Vorteil für Gäste

Für Hoteldirektor Achim Porsch, der den Parkplatz kostenlos zur Verfügung stellt, bringt das einen Vorteil: "Das Mietauto ist ein super Mehrwert für unsere Gäste." Besonders für die, die mit dem Zug anreisen. Weil der Verein Ökobil das Buchungssystem Flinkster nutzt, können Mitglieder übers Internet oder per App nicht nur in Bayreuth, sondern in über 200 Städten Autos buchen. Zum Mitgliedsbeitrag von 30 Euro jährlich und der Kaution werden für genutzte Zeit und Kilometer weitere Gebühren fällig.

Für den Bamberger Verein ist der Ableger in Bayreuth der erste Sprung über die Landkreisgrenze. Er ist in der Stadt Bamberg seit über 20 Jahren aktiv, hat 23 Autos und 400 Mitglieder. "Wir wollen expandieren", sagt Vorsitzender Georg Pelzer. Dem ersten Auto in Bayreuth sollen vier weitere folgen. In Bayreuth hat der Verein bislang drei Mitglieder, eins davon ist Beitlich.

Nicht der erste Carsharing-Anbieter

Bayreuther Gelegenheitsautofahrer haben nun die Wahl zwischen drei Anbietern: Der Verein Bayreuthmobil mit 24 Mitgliedern ist der Carsharing-Pionier in der Stadt. Schon 1993 hat er in Bayreuth das erste Auto hingestellt. Aktuell stehen drei im Parkhaus in der Albrecht-Dürer-Straße: ein Kleinwagen, ein Kombi und ein Kleinbus, sagt Vorsitzender Klaus Hübsch. Anfang 2015 hat außerdem die Firma Sharegroup ein Auto am Hauptbahnhof stationiert, das sie unter dem Namen Scouter vermarktet. Anfang 2016 soll ein zweites dazukommen, sagt Matthias Vondran, Regionalleiter Süd der Firma Sharegroup. 

Oberfränkischer Unterschied: Gut 20 Jahre nach Vereinsgründung hat Bayreuthmobil 24 Mitglieder und drei Autos - die Bamberger von Ökobil 23 Autos und 400 Mitglieder

Beitlich, der bewusst einen Verein statt einem kommerziellen Anbieter suchte, wollte erst mit Bayreuthmobil zusammenarbeiten. Aber: "Man muss erst per Telefon buchen, den Schlüssel aus dem Tresor holen - das ist nicht mehr zeitgemäß", sagt Beitlich. Bei den Bayreuthern fehle ihm der Innovationsgeist. Mit dem Flinkster-Modell der Bamberger brauchen Nutzer keinen Schlüssel, sondern öffnen das Auto per Karte.

"Der Tresor ist am Standort des Autos und die Hotline ist rund um die Uhr erreichbar", widerspricht Hübsch. "Das ist doch nicht kompliziert." Abgesehen davon sieht Hübsch die Sache aber positiv: "Das ist eine Bereicherung. Je mehr Angebote, um so besser." Schließlich gehe es ihm um die Umwelt und darum, die Fahrzeuge auf den Straßen zu reduzieren, nicht ums Geldverdienen.

Mehr Standorte sollen her

In einer Sache sind sich alle drei Anbieter einig: Damit Carsharing in Bayreuth klappt, braucht es mehr Autos -  20 seien nötig, sagt Vondran von Sharegroup. "In Uninähe oder auch bei Seniorenheimen könnten gute Standorte sein", sagt Beitlich. Auch Firmen oder Pflegedienste könnten das Auto als Dienstfahrzeug nutzen.

Info: Carsharing heißt auf Deutsch "Autoteilen". Dahinter steckt die Idee, gemeinsam eins oder mehrere Autos zu nutzen. Anders als normale Autovermieter kann man mit Carsharing Autos kurzfristig, sogar minutenweise anmieten. Die meisten Anbieter sind Teil eines Netzwerks, damit ihre Mitglieder nicht nur in der Heimatstadt Autos mieten können.

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