Ferragni präsentierte sich darin arg inszeniert in Sünderpose: dezentes Make-up, in mausgrauem Strick, brüchige Stimme, den Tränen nah. Sie sprach von einem „Kommunikationsfehler“, wolle solche „Missverständnisse“ künftig vermeiden und kündigte an, der Kinderkrebsstation in Turin eine Million Euro zu spenden. Zugleich erklärte sie, den Beschluss des Kartellamts anzufechten und sich das Geld also zurückholen zu wollen. Viele nahmen ihr den Auftritt nicht ab. Kurz darauf kündigte ihr der Brillenhersteller Safilo (Marken wie „Boss“) als erstes Unternehmen die Zusammenarbeit auf.
Mehr als 70.000 Follower verloren
Fast zeitgleich mit der Rückkehr auf Instagram gab nun auch Coca-Cola bekannt, bis auf Weiteres auf die Zusammenarbeit mit der Influencerin zu verzichten. Andere bisherige Werbepartner verfolgen nun genau, was geschieht: italienische Firmen wie der Luxusmode-Hersteller Tod’s und die Wäschemarken Intimissimi und Calzedonia, aber auch internationale Konzerne wie L’Oréal, Nestlé und Procter & Gamble. Wie die Sache für Ferragni und ihr Unternehmen ausgehen wird, ist noch unklar.
Nach Informationen der Illustrierten „Oggi“ hat die Influencerin auf Instagram inzwischen mehr als 70.000 Follower verloren. Zudem sollen sich viele still verabschiedet haben. Der Marketing-Experte Giampaolo Colletti meint: „Die Krise, die Ferragni durchlebt, bringt uns auf unbekanntes Gelände. Das ist der erste Sturz vom Olymp der Influencer.“ Wichtiger als alles andere sei für sie nun, Glaubwürdigkeit zurückzugewinnen. Bislang sind die meisten Experten der Meinung: Das Internet vergibt nicht, vergisst aber auch schnell.
Augenblicklich sind die Zeichen noch nicht eindeutig. Zum Auftakt des italienischen Winterschlussverkaufs an diesem Wochenende blieb es in Ferragnis Boutique in Rom recht leer. Die Verkäuferinnen beschäftigten sich damit, Pullover zusammenzulegen. Andererseits: Der mausgraue Jumpsuit aus Wolle und Angora (Preis: 600 Euro), den Ferragni in ihrem Entschuldigungsvideo trug, war schon kurz darauf völlig ausverkauft. Inzwischen sind auch die Farben Schwarz und Weiß restlos vergriffen.