Chefarzt macht Rückzieher Tulusan-Nachfolger sagt dem Klinikum ab

Frank Schmälzle
 Foto: red

Er hat abgesagt: Prof. Arnd Hönig, designierter Chefarzt für Gynäkologie und Geburtshilfe am Klinikum Bayreuth, wird seine Stelle nun doch nicht wie vorgesehen zum 1. November antreten. Dies bestätigte die Geschäftsführung des Klinikums auf Kurier-Anfrage. Damit ist schon der 18. Bewerber verschlissen.

 
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Auch nach drei Jahren Suche ist somit kein Nachfolger für den renommierten Gynäkologen und Krebsarzt Prof. Augustinus Tulusan gefunden. Obwohl Hönig das Klinikum schon vor Tagen von seiner Absage informiert hatte, ist dem Aufsichtsrat des Krankenhauses der höchsten Versorgungsstufe offiziell noch immer nichts von dessen Rückzieher bekannt. „Inoffiziell hat es sich aber herumgesprochen“, so Werner Grüninger, Klinikum-Aufsichtsrat, CSU-Stadtrat und bis zu seiner Pensionierung selbst Chefarzt am Klinikum.

Der 18. Bewerber

„Furchtbar“ nennt Grüninger die Situation, in der das Klinikum nach der Absage des Würzburger Mediziners nun steckt. Hönig hätte eine Doppelrolle als Chefarzt sowohl an der Spitze der Geburtshilfe und Gynäkologie als auch des Bayreuther Brustzentrums übernehmen sollte. 17 Bewerber seien bei der langen Suche nach einem Nachfolger für Prof. Tulusan verschlissen worden. Tulusan hatte bereits zweimal seine Tätigkeit als Chefarzt verlängert.

„Und nun kommt also auch der 18. nicht“, so Grüninger. „Es wird sehr schwer, jetzt noch jemand Passenden zu finden.“

Dabei hat die Gynäkologie am Klinikum dank Tulusan einen ausgezeichneten Ruf. Tulusan war der erste Mediziner in Deutschland, der brusterhaltende Operationen bei Brustkrebs durchführte. Der Arzt, der über 20.000 Geburten erlebt und über 1500 Operationen geleitet hat, galt als internationaler Top-Mediziner. Unter der Führung des heute 67-Jährigen entwickelte sich das Klinikum zum anerkannten Brust- und Perinatalzentrum.

Andere zahlen besser

Warum eine solch exzellente Klinik keinen neuen Chefarzt findet? „Die Konditionen sind offensichtlich nicht gut genug“, sagt Grüninger. „Weder finanziell noch personell.“ Andere, auch kleinere Krankenhäuser als das Bayreuther zahlen besser.

Und: Drei Oberärzte der Gynäkologie des Klinikums Bayreuth haben nach Grüningers Informationen jüngst gekündigt. Ein neuer Chef stünde also „ziemlich allein auf weiter Flur. Das tut sich keiner an.“

Hönig selbst bestätigte am Dienstag im Kurier-Gespräch seine Absage trotz eines unterschriebenen Vertrags. Zu den Gründen wollte er keine Stellung nehmen: „Kein Kommentar.“

Klinikum wortkarg

Ob es zu Spannungen mit dem Klinikum-Geschäftsführer Roland Ranftl gekommen war, ließ Pressesprecherin Christiane Fräbel offen. Auch auf erneute Anfrage antwortete die Geschäftsführung des Klinikums mit nur zwei Sätzen: „Zu unserem großen Bedauern tritt der designierte Nachfolger von Herrn Prof. Tulusan die Chefarztstelle nicht an. Die Klinikum Bayreuth GmbH musste sich deshalb erneut auf die Suche nach einem geeigneten Chefarztnachfolger begeben.“


Einen ausführlichen Bericht lesen Sie in der Mittwochausgabe (17. Oktober) des Nordbayerischen Kuriers.

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