Charta der Vielfalt Für Wertschätzung und Förderung

Mehr Vielfalt in Unternehmen, Organisationen und jetzt auch in der Stadtverwaltung: Oberbürgermeister Thomas Ebersberger hat die Charta der Vielfalt unterschrieben. Foto: Roman Kocholl

Mehr Vielfalt in den Unternehmen, Organisationen und Verwaltungen fordert die Charta der Vielfalt. Dieser Forderung hat sich jetzt auch die Stadt Bayreuth angeschlossen. Auf Beschluss des Personalausschusses unterzeichnete Oberbürgermeister Thomas Ebersberger die Charta der Vielfalt.

 
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Bayreuth ist eine weltoffene Stadt. Dazu tragen insbesondere die Uni und große Unternehmen bei. Und jetzt auch die Stadtverwaltung. Auf Beschluss des Personalrates hat Oberbürgermeister Thomas Ebersberger dieser Tage die „Charta der Vielfalt“ unterzeichnet. Damit, teilt Pressesprecher Joachim Oppold mit, verpflichte sich die Stadt als größter Arbeitgeber in Bayreuth, „ein Arbeitsumfeld zu schaffen, in dem alle Beschäftigten die gleiche Wertschätzung und Förderung erfahren“.

Positive Wirkung

Was in der Pressemitteilung der Stadt nicht steht: Den Anstoß zur Unterzeichnung der Charta der Vielfalt gab die Grüne-Stadträtin Filiz Durak. Sie hatte bereits im Februar einen Antrag gestellt, die Stadt möge anlässlich des zehnjährigen Bestehens des Diversity-Tages am 31. Mai die Charta der Vielfalt unterzeichnen. Dies nach außen kommuniziert, beispielsweise in Stellenausschreibungen, würde dazu führen, die Verwaltung für einen größeren Kreis an Talenten und potenziellen Mitarbeitern attraktiver zu machen. Aber auch nach innen habe das Diversity Management eine positive Wirkung, schreibt Durak: „Es steigert die Zufriedenheit, die Loyalität und Leistungsfähigkeit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, wenn ein wertschätzendes und offenes Arbeitsumfeld gepflegt wird. Zudem können gemischte Teams aufgrund ihrer vielfältigen Erfahrungen innovativer und kreativer sein.“

Große Signalwirkung

Dass die Stadt Bayreuth nun die Charta der Vielfalt unterschrieben habe, sei ein „wichtiger und richtiger Schritt mit großer Signalwirkung“, sagt die Stadträtin im Kurier-Gespräch. Wie sich die Zustimmung für mehr Vielfalt zukünftig in der Verwaltung auswirke, hänge vom Interesse des Oberbürgermeisters und der Verwaltung ab, die Verpflichtung zur Vielfalt umzusetzen. Möglichkeiten, es der Uni und vielen großen Unternehmen, die die Charta ebenfalls unterschrieben haben, gleichzutun, gebe es viele. Wichtig sei aber vor allem, nach außen zu kommunizieren, dass sich die Stadt der Förderung einer vielfältigen Unternehmenskultur verpflichte. Dann könne sie sich vorstellen, dass sich auch mehr Menschen mit internationaler Biografie auf Stellenausschreibungen bewerben. Der Bedarf in der Verwaltung zum Beispiel von Mitarbeitern, die Sprachen beherrschen, die nicht auf den Lehrplänen der Schulen stehen, sei groß. Sie denke dabei nicht nur, aber besonders an das Ausländeramt.

Herkunft spielt keine Rolle

Ganz wichtig sei die Kommunikation: Ob auf der Homepage oder in Stellenausschreibungen: Die Stadt müsse darauf hinweisen, dass sie keine Unterschiede mache bei Bewerbungen. Dann würden sich auch mehr Menschen mit Migrationsbiografie um Stellen in der Stadtverwaltung bewerben. „Es ist wichtig zu betonen, dass die Stadt offen ist für Menschen jeglicher Herkunft und dass diese ebenso wenig eine Rolle bei der Auswahl spielt wie Alter, Geschlecht, körperliche Beeinträchtigung, Religion, Weltanschauung und sexuelle Orientierung“, sagt Durak. Dass sich viele Menschen mit internationalem Hintergrund trotz bester Ausbildung und Fähigkeiten scheuen, sich auf Stellen in der Verwaltung zu bewerben, habe mit ihren Erlebnissen zu tun. Sie habe selbst erlebt, was Alltagsrassismus bedeutet, sagt Durak. Obwohl beste Noten und ein Auslandsstipendium, habe sie nach Abschluss ihres Orientalistik- und BWL-Studiums 2005 nicht eine einzige Reaktion auf ihre Bewerbungen erhalten. Nicht einmal eine Absage. „Das führt nicht nur zu großer Enttäuschung, sondern auch zu aufkommenden Selbstzweifeln“, sagt Durak, die heute die Bayreuther Sommeruni leitet, im Rückblick. Ähnliche Erfahrungen haben sie und ihr Bruder bei der Wohnungssuche machen müssen. Vermieter haben sich nie mehr gemeldet.

Größter Arbeitgeber

Um eine Stellungnahme gebeten, schreibt Oberbürgermeister Thomas Ebersberger, dass „gleiche Wertschätzung für alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter unabhängig von Alter, Nationalität, Geschlecht oder sozialer Herkunft“, die Ziele der Charta der Vielfalt also, für die Stadtverwaltung seit vielen Jahren gelebte Praxis sei. Mit der Unterzeichnung der Charta bekräftige Bayreuth diese Leitlinien nun auch offiziell und bekenne sich in aller Form zu ihren Zielen. Ebersberger: „Das hat Signalwirkung, denn die Stadtverwaltung ist einer der größten Arbeitgeber in Bayreuth.“

Mit der Unterzeichnung der Charta allein sei es aber nicht getan, sagt Durak. Es müsse auch ein Maßnahmenkatalog zum Diversity Management und dessen Umsetzung erstellt werden. Menschen verschiedener Herkunft und Hautfarbe stellten eine Bereicherung dar und würden dazu beitragen, Barrieren abzubauen. Durak: „In Sachen Vielfalt kann man nicht genug tun. Wir stehen erst am Anfang.“

Info: Weitere Infos unter www.charta-der-vielfalt.de.

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