Füllkrug hofft auf eine ähnliche Sternstunde gegen die Franzosen, auf die der BVB schon in der Gruppenphase (0:2/1:1) traf: "Über Paris nach Wembley? Das ist natürlich ab jetzt das Ziel. Das nicht auszusprechen, wäre Quatsch."
Vereinsboss Hans-Joachim Watzke wirkte so glücklich wie lange nicht. Mit einem breiten Grinsen stürmte der bald aus dem Amt scheidende Geschäftsführer unmittelbar nach dem Schlusspfiff auf den Rasen und umarmte Torschütze Füllkrug und Trainer Edin Terzic. "Das war außergewöhnlich. Es ist ein stolzer Tag für alle Borussen", befand der 64-Jährige nach Treffern von Julian Brandt (34.) Ian Maatsen (39.), Füllkrug (71.) und Marcel Sabitzer (74.).
Zur Freude von Watzke gelang dem BVB am nahen Ende einer bislang durchwachsenen Saison doch noch ein Coup mit erheblichem Imagegewinn, der zudem satte Mehreinnahmen von mindestens 12,5 Millionen Euro in die Vereinskasse spült. Damit dürfte die 100-Millionen Euro-Schallmauer bereits erreicht sein und die Personalplanungen für die kommende Saison leichter werden.
Sportdirektor Kehl nutzte die Gunst der Stunde, um der anhaltenden Kritik an einer verfehlten Personalpolitik entgegenzutreten: "Wenn man mal überlegt, wie wir durch die schwere Gruppenphase durchmarschiert sind, welche Gegner wir geschlagen haben, dann zeigt das, dass diese Mannschaft unglaublich viel Qualität hat. Das zeigt, dass sie zusammengewachsen ist, dass sie gereift ist."
Der Trainer gewinnt mächtig an Kredit
Vor allem Edin Terzic wirkte wie von einer schweren Last befreit. Die beste Saisonleistung seiner Mannschaft dürfte die Gerüchte um seinen möglichen Abgang nach Saisonende vorerst beenden. "Wenn man sagt, dass man gegen Atlético Madrid verdient weiter gekommen ist, dann ist das für uns als Verein eine große Sache", urteilte der Dortmunder Fußballlehrer, "es war ein fantastischer Abend".
Positiver Nebeneffekt: Mit dem Sieg trug sein Team dazu bei, dass die Bundesliga den zweiten Platz in der Ein-Jahres-Rangliste der UEFA vorerst festigte und weiter auf einen fünften Startplatz für die kommende Saison in der Königsklasse hoffen darf.
Doch darauf will sich beim BVB niemand verlassen. Das berauschende Erfolgserlebnis gegen Atlético soll dem Bundesliga-Fünften helfen, die nun anstehenden schweren nationalen Aufgaben gegen den neuen deutschen Meister aus Leverkusen und den punktgleichen Vierten aus Leipzig zu meistern, um sich auch ohne Sonderregelung für die Champions League zu qualifizieren.
"Es ist zu früh für Genugtuung und auch zu früh, um sich zurückzulehnen. Wir sind noch lange nicht fertig", sagte Kehl. Auf magische Abende wie den gegen Atlético will der Sportdirektor in der kommenden Saison auf keinen Fall verzichten und erinnerte an das Selbstverständnis der Borussia: "Wir gehören in diesen Wettbewerb."