Er selbst muss abwägen, wie sehr er bei der Aufstellung angeschlagener Akteure ins Risiko geht. Bei den Schlüsselspielern Jamal Musiala (Sehnenreizung) und Leroy Sané (Schambein) erwartet er "Last-Minute-Entscheidungen". Immerhin waren beide am Montagnachmittag bei sommerlichen Temperaturen in München beim Abschlusstraining dabei, ebenso wie die angeschlagenen Defensivspieler Konrad Laimer und Dayot Upamcano. Ungünstig sieht es bei Matthijs de Ligt aus, der wegen seiner Knie-Blessur nicht trainierte. "Mein Ansatz ist, wie in einem Finale aufzustellen", kündigte Tuchel an. Er wird "all in" gehen für einen Heimsieg, der die Grundlage zum Finaleinzug acht Tage später im Bernabeu-Stadion bilden soll.
Star-Auflauf: Kane, Musiala, Kroos, Bellingham, Vinícius Junior
Torgarant Harry Kane, Jungstar Musiala oder auch Königsklassen-Veteran Manuel Neuer im Tor sollen den Münchner Fußballabend prägen und nicht der ewige Real-König Kroos, Antonio Rüdiger, der ehemalige Dortmunder Jude Bellingham oder Stürmerstar Vinícius Junior, den vor allem Kimmich aufhalten muss. "Er ist einer der besten Dribbler und Eins-gegen-eins-Spieler in Europa", sagte Kimmich über den 23-jährigen Brasilianer.
Musiala-Kumpel Bellingham (20) habe wiederum die Leerstelle in Reals Offensivspiel nach Karim Benzema gefüllt, bemerkte Tuchel anerkennend: "Jude spielt in der Zehner-, Neuner-, Achter- und Sechser-Position in Personalunion. Er ist ein Schlüsselspieler."
Und dann sind da noch die beiden Deutschen bei den Königlichen, Kroos und Antonio Rüdiger. Gegen Letzteren muss sich Tormaschine Kane entscheidend durchsetzen. Und Kroos ist auch mit 34 Jahren immer noch Reals Leader und Dirigent. "Toni gibt jeder Mannschaft eine gewisse Sicherheit. Er hat viele Erfolge im Rucksack", lobte Kimmich. Fünfmal gewann Kroos den Henkelpott mit Bayern (2013) und Real (2016, 2017, 2018, 2022).
Endlich wieder "Bestia Negra"?
"Die ganze Fußballwelt freut sich", glaubt Manuel Neuer. Der Erste der ewigen Tabelle der Champions League (Real) trifft auf den Zweiten (Bayern). Beide Clubs lieferten sich in Europa viele legendäre Duelle. In Madrid galten die Bayern lange sogar als "Bestia Negra". Aber seit dem letzten Münchner Halbfinal-Triumph 2012 hat der Ruf als "Schwarze Bestie" gelitten. Im Halbfinale 2014, Viertelfinale 2017 und Halbfinale 2018 jubelte stets Real.
Trotzdem mochte Kimmich nicht "von Revanchegelüsten" sprechen, weil sich beide Teams personell seitdem stark verändert hätten. Es geht einzig um die Gegenwart, ums Endspiel 2024. "Wir wissen, dass es ein harter Weg ist, nach Wembley zu kommen", sagte Neuer.